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Das Rote Kornfeld

Das Rote Kornfeld

Titel: Das Rote Kornfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Luohan führte dreizehn Lohnarbeiter in den Hof.
    Großmutter strich sich übers Haar und glättete ihre Kleider. Dann erklärte sie feierlich: «Männer, ihr habt hart gearbeitet. Ich bin jung und habe keine Erfahrung in Geschäftsdingen, deshalb bin ich auf euer aller Hilfe angewiesen. Onkel Luohan, du stehst seit mehr als einem Jahrzehnt in den Diensten der Familie. In Zukunft bist du zuständig für alle Angelegenheiten der Brennerei. Der alte Herr und der junge Herr haben uns verlassen. Es ist an uns, den Tisch abzudecken und eine neue Mahlzeit zu kochen. Auf Bezirksebene können wir auf die Unterstützung meines Pflegevaters rechnen, und wir werden nichts tun, was unsere Freunde draußen im Wald verärgern könnte. Wenn wir uns den Dorfbewohnern und unseren Kunden gegenüber höflich und anständig benehmen, gibt es keinen Grund, warum das Geschäft nicht weiterhin blühen sollte. Die nächsten drei Tage bleiben die Brennanlagen kalt, damit alle beim Ordnung machen helfen können. Verbrennt alles, was der alte und der junge Herr benutzt haben. Was sich nicht verbrennen lässt, wird vergraben. Heute werdet ihr euch erst einmal ausruhen müssen. Was meinst du dazu, Onkel Luohan?»
    Onkel Luohan sagte: «Wir werden die Anordnungen der jungen Herrin befolgen.»
    «Wenn irgend jemand gehen will, werde ich ihn nicht zwingen zu bleiben. Wenn es euch schwerfällt, für eine Frau zu arbeiten, sucht euch eine andere Stelle. »
    Die Männer tauschten Blicke aus. Dann sagte einer: «Wir werden unser Bestes für unsere junge Herrin geben.»
    «Schluss für heute», sagte sie.
    Die Männer zogen sich in den Schlafsaal im östlichen Gehöft zurück und plauderten aufgeregt über alles, was geschehen war. «Schlaft jetzt», sagte Onkel Luohan, «morgen müssen wir früh auf den Beinen sein.»
    Als Onkel Luohan um Mitternacht aufstand, um die Maultiere zu füttern, hörte er Großmutter im Westgehöft weinen.
    Früh am nächsten Morgen ging er ans Haupttor, um sich umzusehen. Das Tor zum Westgehöft war noch geschlossen, und von drinnen war kein Laut zu hören. Er ging in den Osthof zurück und kletterte auf einen Hocker, um über die Mauer ins Westgehöft zu sehen. Großmutter saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf der Eselsdecke auf dem Boden. Sie schlief fest.
    In den nächsten drei Tagen wurde das Anwesen der Familie Shan praktisch auf den Kopf gestellt. Onkel Luohan und die Arbeiter, die den ganzen Körper mit Branntwein eingerieben hatten, trugen alle irdischen Besitztümer des alten und des jungen Herrn in den Hof: Bettzeug, Kleidung, Strohmatten, Essgerät, Nähzeug, restlos alles. Dann warfen sie es auf einen Haufen, übergossen es mit Branntwein und zündeten es an. Sie gruben ein tiefes Loch, in das sie alles warfen, was die Flammen nicht verzehrt hatten.
    Als das Haus geräumt war, trat Onkel Luohan mit einer Schale voll Hirsebrand vor Großmutter. Auf dem Boden der Trinkschale lag ein Bund von bronzenen Schlüsseln. «Junge Herrin», sagte er, «diese Schlüssel sind dreimal in Branntwein desinfiziert worden.»
    «Onkel», antwortete meine Großmutter, «diese Schlüssel solltest du beaufsichtigen. Meine Besitztümer sind auch deine Besitztümer. »»
    Diese Bemerkung erschreckte ihn so, dass er verstummte.
    Großmutter sagte: «Onkel, dies ist nicht der Zeitpunkt, um mein Angebot abzulehnen. Geh und kaufe Stoff und was sonst nötig ist, um das Haus neu einzurichten, und lass Bettzeug und Moskitonetze nähen. Es ist egal, was es kostet. Ach ja, lass die Männer auch das Haus von innen und außen mit Branntwein desinfizieren, besonders die Wände.»»
    «Wieviel Branntwein sollen sie verwenden?»
    «Soviel sie brauchen.»
    Also verspritzten die Männer Hirsebrand, bis Himmel und Erde nass waren. Großmutter stand mit einem Lächeln auf den Lippen in der branntweingeschwängerten Luft.
    Für die Desinfizierung wurden neun Fässer Branntwein verbraucht. Nachdem endlich alles eingesprüht war, befahl Großmutter den Arbeitern, neuen Stoff in Branntwein zu tränken und alles drei- oder viermal abzuschrubben. Danach wurden die Wände getüncht, die Türen und Fenster neu gestrichen und frische Strohmatten über die gemauerten Betten gebreitet, bis eine von oben bis unten neue Welt entstanden war.
    Als sie mit der Arbeit fertig waren, gab Großmutter jedem Arbeiter drei Silberdollar.
    Unter Großmutters und Onkel Luohans Leitung blühte die Brennerei wieder auf.
    Zehn Tage nach der Desinfizierung war der

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