Das Rote Kornfeld
spritzten die Schaumkronen des geschwollenen Flusses über die Brückenplanken. Das Tosen des Wassers erschreckte das Maultier, das am Brückenkopf scheute und sich auch dann noch weigerte, über die Brücke zu laufen, als Großvater ihm die Faust zeigte. Er hob sich im Sattel und ließ sich schwer wieder fallen. So zwang er das Maultier, mit durchhängendem Rücken in die Brückenmitte zu gehen. Er zog die Zügel an. Eine dünne Schicht klares Wasser überspülte die Planken, und auf der Westseite der Brücke sprang ein armdicker rotschwänziger Karpfen aus dem Wasser. Wie ein bunt leuchtender Regenbogen segelte er durch die Luft, bevor er auf der Ostseite platschend wieder ins Wasser fiel.
Großvater sah zu, wie das nach Westen strömende Wasser dem Maultier die Hufe wusch. Das Tier senkte die Lippen und versuchte, den wirbelnden Wasserstrahl aufzufangen, der ihm in das lange schmale Gesicht schlug. Es zog die Nüstern zusammen und zeigte seine ebenmäßigen weißen Zähne.
Die frischen Spitzen der Hirse am Südufer wehten als blaugrüner See im Wind. Großvater folgte dem Flusslauf nach Osten. Als die Sonne im Zenit stand, stieg er ab und führte das Tier ins Feld. Die regennasse schwarze Erde glich einem klebrigen Brei, der die Hufe des Maultiers verschlang und Großvaters Füße bedeckte. Das Maultier musste sich Mühe geben, seinen schweren Körper vorwärts zu bewegen. Die Hufe waren mit einer so dicken Schlammschicht bedeckt, dass sie wie aufgequollene menschliche Köpfe aussahen. Weißer Dunst und grünlicher Schaum strömten aus den Nüstern. Der durchdringende Geruch von Essig, Schweiß und faulig schwarzem Schlamm stieg Großvater in die Nase, und er musste niesen. Er bahnte sich mit seinem Maultier einen Pfad durch das Feld. Hinter ihnen richteten sich die Halme allmählich wieder auf und verrieten nichts davon, dass jemand vorbeigekommen war.
Unter ihren Füßen quoll Wasser aus dem Boden und sickerte in die Fußspuren. Großvaters untere Körperhälfte und der Bauch des Maultiers waren voller Schlammflecken. In der erstickenden Mittagshitze klangen die Schritte im Schlamm hart und schrill. Die Hirse schoss in den Feldern empor. Bald ging Großvaters Atem schwer, sein Hals wurde rauh, und auf der Zunge spürte er einen klebrig faulen Geschmack. Sein Körper hatte keinen Schweiß mehr zu geben, und aus den Poren drang eine zähflüssige Masse, wie Fichtenöl, die auf der Haut brannte. Die scharfkantigen Blätter bohrten sich in seinen entblößten Hals.
Wütend warf das Maultier den Kopf hoch, als sei es sein sehnlichster Wunsch, sich in die Luft zu erheben und über die Getreidespitzen davonzurasen. Vielleicht ging in diesem Augenblick unser zweites schwarzes Maultier mit verbundenen Augen im Kreis und drehte den Mühlstein; vielleicht stand es auch ermüdet vor dem Futtertrog und fraß eine Mischung aus Hirseblättern und geröstetem Korn.
Ruhig und zuversichtlich folgte Großvater dem Lauf einer Ackerfurche. Er wusste, was er vorhatte. Das Maultier, dem die harten Spitzen der Hirse das Wasser in die Augen trieben, ließ sich durch das Feld führen und sah seinen Herrn bald traurig, bald zornig an. Auf der Erde vor ihnen zeichneten sich frische Fußspuren ab, und Großvater nahm den Geruch wahr, auf den er gewartet hatte. Das Maultier schloss sich näher an seinen Herrn an und blähte auf seinem beschwerlichen Weg durch die Hirse noch immer die Nüstern. Großvater hustete lauter als nötig, und eine berauschende Duftwelle schlug ihm entgegen. Er wusste Bescheid. Ein sechster Sinn sagte ihm, dass er nur noch ein oder zwei Schritte von der Stelle entfernt war, die ihm seit langem im Sinn lag.
Wasser sickerte in die Fußspuren vor ihm. Großvater folgte der Spur, ohne hinzusehen. Sein Singen durchbrach die Stille: «Ein Pferd, so weit von Xiliang...»
Ruhig ging er weiter, als höre er die Schritte nicht, die ihm zu folgen begannen. Plötzlich schob sich ein harter Gegenstand in seinen Rücken. Gehorsam hob er die Hände. Zwei Hände griffen in sein Hemd und zogen die Pistolen heraus. Man band ihm einen schwarzen Stoffstreifen vor die Augen.
«Ich will zu eurem Anführer», sagte er.
Einer der Räuber schlang die Arme um Großvaters Hüften, hob ihn hoch, drehte ihn ein paar Minuten im Kreis und ließ ihn dann kräftig auf den schwarzen schlammigen Boden fallen. Mit schlammbedeckter Stirn und schmutzigen Händen zog er sich an einer Hirsepflanze hoch. Seine Ohren dröhnten, und vor seinen Augen
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