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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Schultern. «Wozu? Es ist mir ja nichts geblieben, was ich hineinstellen könnte.»
    «Das muss ja nicht so bleiben.» Clara setzte sich an den Tisch, und Wilhelm und Lina folgten. «Das Waschlavoir des Lehrers habe ich auch nicht weggeworfen. Sie können es ja vorerst oben in der Dachkammer auf den Stuhl stellen.»
    Lina nickte. Der Gedanke, weiter in der Dachkammer schlafen zu müssen, war ihr mehr als unangenehm. Aber Hauptsache war, dieses Haus vorerst nicht verlassen zu müssen.
    «Der Kaffee ist noch nicht fertig, er musste noch gebrannt werden», sagte Antonie in ihrem üblichen, mürrischen Ton in die Stille. Aber aus dem Topf mit der Grütze stieg bereits der vertraute Geruch des Angebrannten auf. Antonie gab die Grütze auf die Teller und begann dann, den Kaffee zu mahlen.
    Immerhin war die Grütze heiß und so besser zu genießen. Wenn Lina Wilhelm und Clara betrachtete, schien es ihnen nicht besser zu schmecken als ihr.
    Plötzlich stand Clara auf und holte den Honigtopf aus der Speisekammer. «Heute sollten wir uns etwas gönnen», sagte sie leise. Und dann gaben alle einen Löffel Honig in die Grütze.
    Inzwischen hatte Antonie das Kaffeepulver in die Kanne mit etwas kochendem Wasser auf dem Herd gegeben und goss nach und nach weiteres kochendes Wasser hinzu. Das alles ließ sie aufkochen und nahm die Kanne vom Herd. Nachdem der Kaffee sich unten abgesetzt hatte, wurde alles vorsichtig in eine andere vorgewärmte Kanne umgefüllt und serviert.
    Schon beim ersten Schluck rief Clara: «Der Kaffee schmeckt heute aber ganz anders als sonst!»
    Antonie schien das als Tadel aufzufassen. «Das Fräulein hat ihn geröstet.»
    «Sehr gut», sagte Clara. «Ich hätte nicht gedacht, dass unser billiger Portoriko so köstlich sein könnte.»
    «Ich habe die Bohnen nur nicht so schwarz werden lassen. Zu Hause … In meinem Elternhaus habe ich der Köchin auch erst beibringen müssen, wie man sie am besten röstet.» Lina zuckte fast zusammen unter Antonies Blick. «Aber das ist ja Geschmackssache», fügte sie hinzu.

    Im Lager stand noch Claras Puppe mit dem Sommerkleid, das Lina tatsächlich vorgestern fertiggenäht hatte. Sie beschloss, es mit nach oben zu nehmen. Immerhin hatte sie jetzt zwei Kleider. Sie nahm es von der Puppe herunter und betrachtete die zarten, fröhlichen Farben. Danach war ihr jetzt gar nicht zumute.
    In diesem Moment klopfte es an die Haustür. Wilhelm öffnete, und gleich darauf rief er nach ihr. Lina stockte das Herz. War Georg zurückgekommen?
    «Fräulein Kaufmeister, bitte kommen Sie doch», rief Wilhelm noch einmal. Dann hörte sie die Stimme ihrer Schwester Guste: «Lina, Liebes, ich bin es.»
    Lina trat in den Flur und betrachtete fassungslos die merkwürdige Karawane, die das Haus betrat. Allen voran Guste mit einem großen Korb, in dem Lina eine Teekanne und etwas Geschirr entdeckte. Dahinter kam Gustes Hausmädchen Therese, das ein großes Bündel trug, ebenso wie Doris, die Köchin. Den Schluss bildeten ihr Stiefsohn Eberhard und der Hausdiener Martin. Martin schleppte sich mit Linas Aussteuertruhe ab, und Eberhard … Lina wollte ihren Augen nicht trauen – Eberhard trug ihre geliebte Nähmaschine.
    «Das sind deine Kleider, Schwester, wenigstens ein Teil davon.» Guste war ein wenig außer Atem. «Ein bisschen Geschirr, Gläser und Besteck von mir. Deine Bücher und deine Wäsche. Deinen Schmuck hat unser Herr Bruder leider nicht herausgerückt. Aber wenigstens die anderen persönlichen Sachen.» Sie wies auf die Treppe: «Los, alles nach oben in Linas Zimmer.»
    «Wie hast du ihn dazu gebracht?», fragte Lina.
    «Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn nicht mehr als Familienmitglied betrachte, wenn er dich so schändlich behandelt.»
    «Das hat gewirkt?», fragte Lina ungläubig.
    «Nein, hat es nicht. Aber die Drohung, mein Geld sofort aus der Firma zu ziehen, hat gewirkt. Bertram hat mir erlaubt, Georg vor diese Wahl zu stellen.»
    Lina schluckte. Bertram hätte sich selber geschadet, wenn Guste ihre Drohung wahrgemacht hätte.
    «Bertram war sehr wütend, als er hörte, dass Georg dich geschlagen hat. Abgesehen davon, dass er Schläge verabscheut, meinte er, nach nur einem Markttag wäre das in der ganzen Stadt herum und Baron von Sannberg, der dich schließlich sehr schätzt, würde sicher schnell davon erfahren. Georg hat genau den Skandal heraufbeschworen, den er eigentlich verhindern wollte.» Guste ging hinter den anderen nach oben, und Lina folgte ihr.
    «Genau das hat

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