Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
T o des stirbst, mina Fagreþæ, werde ich dir folgen.“
„Wie meinst du das? Du kannst nicht sterben.“ Der Kloß in ihrem Hals würgte ihre Worte ab, als sie begriff.
„Ich habe genaue Instruktionen an Konrad gegeben. Im Falle deines Todes wird er mich ve r nichten.“
Er meinte es ernst. Sie schluckte krampfhaft Tränen hinunter und schüttelte den Kopf. Sie wollte das nicht hören, und sie wollte sich schon gar nicht vorstellen, wie sein Vertra u ter und Freund ihm eines Tages den Kopf abschlug.
„Und wenn ich keines natürlichen Todes sterbe?“
„Dann werde ich dich rächen und danach sterben.“ Er löste seine Hände von ihrem Gesicht und nahm sie fest in die Arme. „Verstehst du das wirklich nicht, meine kleine Tote n wächterin? Ich liebe dich mehr als dieses endlose Leben.“
Während ihr die Stimme versagte, legte sich die seine warm um ihr Herz. Zum ersten Mal ha t te er in Worte gefasst, was sie von Anfang an verband. Wie selbstverständlich drang er auf einmal in ihre Gedanken und spülte jeden Zweifel fort. Sie glaubte ihm so bedingungslos, wie sie ihn liebte. Offenbar hatte ihn ihre Reaktion auf den Blu t tausch mit einer anderen ebenso überrascht, wie sie selbst, und ihn dazu gebracht, mit Taten zu bekräftigen, was er für sie empfand. Ihr G e sicht an seiner warmen Brust schlang sie die Arme um seine Taille. Der Kn o ten in ihrer Kehle löste sich, während Tränen über ihre Wangen liefen. Überrascht stellte sie fest, dass es ihr nicht peinlich war, vor ihm zu we i nen. Wie sehr doch eine Situation an Trivialität verlor, wenn man selbst drinsteckte. Wie wohltuend diese drei magischen Worte aus seinem Mund ihre Seele stre i chelten.
„Um mir das mitzuteilen, wäre das eben aber nicht nötig gewesen. Ein Gespräch hätte genügt.“ Es gelang ihr ein Lächeln. Zug e geben, der ausgesprochen gute Sex hatte sicherlich mehr b e wirkt, als es eine Erklärung getan hatte.
„Schon möglich, aber ich habe es ja auch für mich getan.“
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ach einem Kuss löste sich Leyla aus Rudgers Armen und wischte sich über die feuchten Wangen. Die Zeit tickte. Für den Moment musste sie sich zusammenreißen. Es galt, Iduna zu finden. Sollte sie vielleicht auch ihrer Göt t lichkeit beraubt sein, blieb sie dennoch ein Meistervampir. Das reichte schon aus, um unberechenbar zu sein. J e mand wie sie ließ sich nicht vor einer Tür abste l len, um dort brav zu warten.
Gemeinsam gingen sie den Gang entlang. Durch die Tür zum Roten Palais, drangen die geisterhaft, sphärischen Klänge von Bragis Musik zu ihnen. Mit einem Blick gab Rudger ihr zu ve r stehen, dass er Iduna dort vermutete. Sie betraten den großen Saal.
Es liefen die Proben für den Auftritt, ohne spontan zusammengestellte Band. Stattdessen beschallten Lautsprecher den Saal und ließen die M u sik noch unwirklicher erscheinen. Über die Panoramaleinwand flimmerte ein nächtlicher Sternenhimmel von riesigem Ausmaß. Funkelnde Lichter besprenkelten den Raum in allen erdenklichen Farben. Zahlreiche Sternschnuppen vera n stalteten ein Feuerwerk am virtuellen Himmel. In der Natur erstreckt sich die Milchstraße als u n regelmäßig breiter, milchig-heller Streifen über das Firmament. Für Bragis Show wurden die optimalen Bedingungen auf Zelluloid gebannt. Jeder einzelne der jährlich wiederke h renden Meteorströme war gleichzeitig zu sehen, und ließ eine ungeheure Vielfalt von Perseiden herabregnen. Diese Stelle des Pr o gramms wirkte beinahe dreidime n sional, sodass am Abend vermutlich einige Zuschauer ihre Hände ausstrecken würden, in der Erwartung, die Sternschnuppen wie Schneeflocken einzufangen. Eine nahezu perfekte Illusion. Zusammen mit der Musik ve r einte sich das Ganze zu einem Spektakel, das dem Zuschauer den Eindruck vermittelte, sich völlig lo s gelöst im Reich der Fantasie zu befinden.
„Wow, der Kerl versteht was von spektakulären Auftri t ten.“
Rudger neigte sich zu ihr. „Das ist es, was das Rote Palais ausmacht.“
Vampire mochten ausgefallenes Entertainment. Deren Idee einer netten Abendunterhaltung konnte für Menschen mitunter e t was zu blutig werden. Ihr Sinn für Ästhetik stand allerdings außer Fr a ge. Was Bragi betraf, so war er auch noch ein Narziss.
Was jedoch viel außergewöhnlicher war: Iduna und Bragi schwebten etwa zwanzig Ze n timeter über dem Boden der lackweißen Bühne. Ihre Körper waren in einer innigen Umarmung verschlungen und drehten sich langsam im Kreis. Ein
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