Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
das schlürfende Geräusch von Speichel zu hören, der sich in seinem Mund sammelte. Offenbar bemühte er sich krampfhaft, dem Duft ihres Blutes zu wide r stehen.
„Der Sinn liegt darin, dass mein Freund vermutlich weniger starke Kopfschmerzen h a ben wird, wenn er zurückkehrt.“
Leyla fuhr erschreckt herum, während Konrad gegen die Wand taumelte. Niemand außer ihnen konnte Rudgers Penthouse betr e ten. Dennoch standen zwei Männer in der Tür. Der Ältere hatte gesprochen. In seinem grauen Anzug und mit einem gepflegten Kurzhaarschnitt wirkte er kosmopolitisch. Obwohl seine Augen freundlich blickten, strahlte er unangefoc h tene Autorität aus. Der andere war wesentlich jünger und nicht von der gleichen gedrungenen Statur, sondern übe r ragte seinen Begleiter um mindestens einen Kopf. Sein langes Haar war schlohweiß, wie das eines Greises, wenige dunkelbraune Strähnen unte r brachen den silbernen Glanz. Es fiel glatt über seine Brust und verdeckte den Großteil seines Gesichts. Ein w a denlanger Ledermantel mit Schultercape umschmeichelte seine schlanke Figur. Quer über seine Brust deutete ein gekreuzter Lede r gurt darauf hin, dass er auf dem Rücken zwei Schwerter trug. Es handelte sich eindeutig um Vampire, denn neben ihren angespannten Nerven kribbelte Leylas Haut wie statisch aufgeladen. Immer ein Zeichen für die Anwesenheit von Vampiren. Höchstwah r scheinlich ging keine Gefahr von ihnen aus, obwohl sie Macht ausstrahlten. So viel konnte Leyla eher gleichmütig in ihrem getrübten Empfinden feststellen. Den Geda n ken an eine mögliche Gegenwehr verwarf sie gleich. Dazu war sie inzwischen zu schwach. Seit M i nuten strömte ihr Blut in Rudgers Mund. Eigentlich hatte sie gehofft, bald das Bewusstsein zu verlieren und nie wieder zu erwachen. Doch die seltsame Beme r kung des Fremden ließ sie aufhorchen. Der Schleier vor ihren Augen lichtete sich, obwohl ihr das Blut bei jedem Herzschlag schmerzhaft durch Hals und Schläfen pul s te.
„Was meinen Sie mit zurückkehren? Wer sind Sie?“ Die Worte kamen wie ein heiseres Kra t zen aus ihrer Kehle.
Neben ihr hatte sich Konrad von seinem Schrecken erholt und verbeugte sich e r geben vor den beiden Fremden. „Boris Saenko, ich grüße Euch.“ Dem jüngeren Mann nickte er zum Gruß zu. „Sergej Gabulov.“
„Nun, damit hat sich eine Ihrer Fragen wohl beantwortet. “ Boris kam auf Leyla zu und reichte ihr ein altmodisches Stofftasche n tuch. „Unser pflichtbewusster Ko n rad hat uns benachrichtigt, weil ihn der Zustand seines Meisters überforderte. Den Rest klären wir noch.“ Interessiert begu t achtete er ihren blutenden Arm. „Sauberer Ritzer in die Vena Cephalika, ohne die anderen zwei zu verletzen. Aber ich denke, das reicht jetzt.“ Ein N i cken und Sergej stand neben ihm.
„Seit wann stehen Sie schon in der Tür?“, wollte Leyla wissen.
Ihr war nicht entgangen, dass sich Boris’ Miene bei Rudgers Anblick besorgt ve r dunkelt hatte.
„Lange genug, um das außergewöhnliche Bemühen eines Menschen bei der Rettung e i nes Vampirs zu beobachten, kleine Frau. Rudger hat nicht übertrieben. Sie scheinen etwas Besonderes zu sein.“
Im nächsten Moment hielt Boris sie mit seinem Blick gefangen. Verdammt, sie hatte nicht aufgepasst. Doch sie bedauerte es nicht, weil die mentalen Fähigkeiten eines mächtigen Vampirs eine beruhigende Wirkung auf das menschliche Gemüt haben kon n ten. Im Grunde war es ihr egal. Bereitwillig griff sie nach der ausg e streckten Hand und ließ sich von Sergej in den angrenzenden Wohnraum führen. Der beklemmende Gurt aus Schmerz, der ihren Brustkorb umspannte, riss und ermöglichte ihr, wieder zu atmen. Wie betäubt ging sie neben dem Vampir her, noch nicht in der Lage, den winzigen Funken Hoffnung wahrzunehmen, der in ihr aufkei m te.
Konrad eilte an ihnen vorbei und kehrte kurz darauf mit einem Ve r bandskasten zurück, den er vor ihnen auf den Tisch stellte.
Sergej fing an, seelenruhig ihren Arm zu verbinden und betrachtete sie hinter einem Vorhang aus Haaren. Es gab kein Anzeichen, dass er nach ihrem Blut gierte. Das zeugte von einer bewu n dernswerten Selbstbeherrschung. Seine Augen waren kaum zu sehen. Sein wohlgeformter Mund blieb fest geschlossen. Es war nicht nur sein Schweigen, das sie irr i tierte. Immer wieder fiel ihr Blick zum Schlafzimmer hinüber. Dort ließ Boris seine Hand über Rudgers Körper gleiten, ohne ihn zu berühren. So ähnlich hatte Rudger damals Sandra untersucht und
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