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Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)

Titel: Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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Welt wollte er diese Flü s sigkeit zu sich nehmen.
    „Oh, entschuldige.“ Mit gekünsteltem Bedauern schüttelte sie ihren Kopf. Wie ein Zauberkünstler fuhr sie mit der Hand über i h re blutende Wunde. Im nächsten Moment ve r wandelte sich die Farbe ihres Blutes in ein sattes Rot. Erneut versuchte sie, ihn zum Trinken zu bewegen. Ein dicker Tropfen floss auf seine Lippen, sammelte sich in seinem Mundwi n kel und rann an seinem Hals hinab. Blitzartig tauchte Leylas Gesicht vor seinem inneren Auge auf, er sah Tränen über ihre Wangen laufen. Der Schreck fuhr ihm durch die unbeweglichen Glieder. Seine Arme zuckten unter dem aussichtslosen Versuch, sich von den unsichtbaren Armfe s seln zu befreien. Der Drang, Leyla an sich zu reißen, sie zu trösten, ihr zu sagen, dass alles gut wird, war schier unbeschrei b lich. Auf einmal war es ihr Arm, aus dem das Blut tropfte, so warm und verlockend. Seine krampfhaft zusammeng e pressten Lippen wurden weicher, wollten sich öffnen, um Leylas Blut zu trinken. Dann zuckte ihr Bild vor seinen Augen, wurde schwächer und bekam Risse wie eine schadhafte Projektion. Vor ihm erschien Modgudrs verzerrte Miene, triumphierend vor Selbstgefälligkeit. Bei allen Gö t tern! Beinahe wäre er diesem Trick erlegen. Ein brachialer Schrei entrang sich aus seiner Kehle. Dabei spuckte er das ang e sammelte Blut von seinen Lippen auf Modgudrs blanke Brüste. Gleichgü l tig setzte sich Modgudr auf.
    „Wie du willst, dann eben anders.“
    Dickflüssig quoll das Blut zwischen ihren Fingern hervor. Genussvoll wischte sie es sich mit beiden Händen über ihren Leib. Stöhnend legte sie den Kopf in den Nacken, während sie mit ihrem Becken kreisende Bew e gungen vollzog. Mit beiden Armen machte sie eine Bewegung, als würde sie einen imaginären Pullover über ihren Kopf ziehen. Im nächsten Moment schüttelte sie ihre blonden Locken. Rudger erstarrte, als er plötzlich in Leylas lächelndes Antlitz blickte. Das Rauschen in seinem Kopf schwoll an, brachte seinen Schädel beinahe zum Bersten. Sein Verstand drohte, auszusetzen. Nur am Rande seiner Wahrnehmung registrie r te er die Verwandlung. Eine Illusion. Denn ihre Augen loderten wie glühende Kohle. St e chender Schmerz schoss in seine Schläfen, lähmte ihn endgültig. Auf einmal spürte er etwas, das ihn zutiefst erschütterte und das längst vergessene Gefühl von existenzieller Panik, wie eine alles verzehrende Woge über ihn hinwegbrausen ließ. Er ve r spürte Lust.
     

7
     
    „U
    nter keinen Umständen werde ich Ihnen eine Giftspritze verpassen“, rief Dr. Kilian nac h drücklich.
    Dabei blickte er Leyla so bestürzt an, dass er ihr fast leidtat. Sie mochte den Vampirarzt und wusste, was sie ihm a b verlangte. Doch ihre Sorge um Rudger war entschieden größer, als dass sie sich vom Eid des Hippokrates aufz u halten gedachte. Abgesehen davon war der Eid inzwischen überholt und wurde abgelöst vom Genfer Gelöbnis. Wobei dieser Schwur auch nicht mehr ganz den gegebenen Umständen en t sprach. Die Zeiten änderten sich eben. Schließlich war es ihr auch gelungen, Boris Saenko von ihrem Plan zu überzeugen. Gewissermaßen zumindest, denn eigentlich hatte sie lediglich stur auf ihr Vorhaben beharrt. Jetzt gedachte sie, nichts anderes zu tun. Allerdings reichte es dieses Mal nicht aus, sich entschlossen an jemanden vorbe i zuschieben. Sie brauc h te die Hilfe des Arztes.
    „Dann müssen Sie einen anderen Weg finden. Ich brauche eine Nahtode r fahrung oder so was Ähnliches“, entgegnete Leyla.
    Einem menschlichen Arzt hätte sie diese Bitte nicht vorgetragen, da er sie niemals freiwillig in einen todesähnlichen Zustand ve r setzen würde. Natürlich wollte sie Dr. Kilian nicht unterstellen, weniger gewissenhaft zu sein als seine sterblichen Kollegen. De n noch erwartete sie gerade von ihm Verständnis für ihr Anliegen, in dem es immerhin darum ging, den Mei s tervampir zu retten. Das Problem war, der Vampir war immer noch genug Arzt, um von seinem Gewissen geplagt zu werden. Seine Augenbrauen schnellten hoch, bis sie fast seinen Haaransatz berüh r ten.
    „Meine Güte, Leyla, wissen Sie, was Sie da von mir verlangen? Ich mag zwar nicht mehr sterblich sein, aber das bedeutet nicht, dass ich den Respekt vor dem Leben verloren h a be.“
    „Dann wissen Sie doch am besten, dass der Begriff Leben wesentlich weiter interpretiert werden muss, als wir es bisher getan h a ben. Also, wie steht es mit dem Respekt ihrer eigenen Leben s form

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