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Das rote U

Das rote U

Titel: Das rote U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Matthießen
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Verfolger dicht hinter
ihnen. Sonst hätte es leicht geschehen können, dass sie die Kerle aus
den Augen verloren.
    „Ob das die sind, die den
Landrichter Bernhard kaltmachen wollten?“ flüsterte Mala , „ sperr doch mal deine
Ohren auf, Silli , denn du hörst doch sonst die
Fliegen an der Wand krabbeln...“
    Aber die Straße war zu laut,
auf und ab rasselten die elektrischen Bahnen mit einem oder gar zwei
Anhängern, unzählige Autos mit puckernden Motoren jagten vorüber, und kaum dass die drei Kerle mit den Verfolgern
hinter ihnen in eine stillere Straße der Altstadt eingebogen waren, verschwanden
sie auch schon in der Wirtschaft ‚Zum Bären’...
    „Na, da hätten wir
sie mal glücklich!“ sagte Boddas ,
„und sicher bleiben sie eine gute Weile hocken... Drei von uns
können also nach Haus’ rennen und essen. Wer hat den dicksten
Hunger?“
    Aber keiner wollte gehen.
Schrecklich, wenn die Verbrecher inzwischen herausgekommen wären! Und
jeder möchte doch selber gern der Detektiv sein, der sie verfolgte!
    „Macht keinen langen
Quatsch“, sagte Silli endlich, „essen
müssen wir doch, schon dass sie zu Haus’ keine Angst kriegen. Ich
und mein Bruder, wir gehen zuerst, und Döll auch – der wohnt ja
gleich hier um die Ecke...“
    „Natürlich“,
brummte Knöres , „und wenn der Mala und ich nachher gerade beim Essen sind, dann seid ihr
fein heraus und könnt sie allein verfolgen!“
    Aber Silli kümmerte sich gar nicht um ihn. Was sie einmal gesagt hatte, dabei blieb
es auch. Sie hatte die Jungen ein wenig unter der Fuchtel. „Komm,
Döll!“ sagte sie und griff den großen Mühlenjungen am
Arm.
    „Ein freches Aas!“
knurrte Mala , als sie weg waren, „na, wir
rächen uns! Das kann ich dir sagen!“
    „Sollen wir mal sehen,
was die da drinnen anfangen?“ fragte Knöres und plinkerte mit den schlauen Augen.
    „Hau, fein!“ rief Mala , „hast du Geld bei dir?“
    „Ja, fuffzich Pfennig... noch mein ganzes Sonntagsgeld.“
    „Ich habe nur
fünfundzwanzig gekriegt, mein Vater ist darin verflixt knickrig...“
    „Ja, ich muss mir aber
auch von meinem Sonntagsgeld Federn und Bleistifte und so was für die
Schule kaufen.“
    Sie suchten jetzt in ihren
Taschen, und jeder nahm sich einen Groschen, für den sie sich drinnen
Schokolade kaufen wollten.
    „Aber mach es nicht zu
auffällig!“ sagte Knöres noch,
„nicht, dass du sie dir besiehst, als wolltest du ihnen einen Anzug
machen...“
    „Keine Angst,
Kleiner!“
    Aber als sie drinnen an der
Schenke standen, den Groschen in der Faust, puffte Knöres den Mala verstohlen in die Seite... gerade neben ihm
lehnte einer von den dreien über dem Schenktisch, und wie der Mann nun
sein Glas Bier hob, sahen’s die Jungen: es
fehlten ihm an der linken Hand der kleine und der vierte Finger... Ein
Glück war es, dass der Kerl nicht merkte, wie sie ihn anstarrten.

    Aber nun fragte auch schon der
Wirt: „Na, und ihr zwei da?“
    „Eine Tafel Schokolade für’n Groschen!“
    „Mir auch eine!“
sagte Knöres .
    Aber erst kramte der Wirt noch
in seiner Ladenkasse herum: „Tut mir leid“, sagte er dann zu dem
Mann mit der verstümmelten Hand. „Freimarken hab’ ich kein
Stück mehr da...“
    „Na, dann nicht“,
brummte der Fremde, „dann müssen wir noch zur Post gehen.“
    „Ich kann Ihnen ja eine
am Automaten ziehen!“ rief Knöres auf
einmal.
    Der Kerl lachte böse:
„Das könnte dir so passen, du Bengel – da kämst du mal
leicht zu einem Groschen! Durchbrennen tätst du
damit... Hahaha, ich hätt’ es ja als Junge auch nicht anders gemacht...“
    Als Junge? – dachte Knöres , - so machst du’s ja heute noch... Aber
er grinste nur freundlich und sagte: „Ich habe selber noch einen
Groschen! Was krieg ich, wenn ich Ihnen die Freimarke hole?“
    „Eine Achter
brauch’ ich. Dann geb ’ ich dir nachher einen
ganzen Groschen.“
    „Schön, Herr, machen
wir. In zehn Minuten bin ich wieder da.“
    Dann nahmen die Jungen ihre
Schokolade und stürmten hinaus.
    „Das hast du verflixt
fein gemacht, Knöres “, sagte Mala , „vielleicht hören wir nachher was. Ob sie
uns zu einem Glas Bier einladen?“
    „Das wäre famos!
Dann tun wir so, als wenn wir tränken, und schütten es heimlich unter
den Tisch. Und dann spielen wir die Besoffenen, und die Kerle meinen, wir
wären am Schlafen, und dann fangen sie an zu quatschen.“
    Knöres blieb auf einmal stehen.
„Du willst doch nicht etwa mitgehen an die Post?“ fragte

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