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Das rote Zimmer

Titel: Das rote Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Wohnzimmer, während Julie, zufrieden mit sich und der Welt, unter die Dusche ging. Sie duschte sehr oft, wobei sie trotz der sommerlichen Jahreszeit gern Weihnachtslieder schmetterte, noch dazu ziemlich falsch.
    Vielleicht hatte sie sich diese extreme Reinlichkeit auf ihren Reisen im Ausland angewöhnt. Ich musste an die Witze denken, die amerikanische und australische Kollegen über die Engländer gemacht hatten: Meist war es dabei um unordentliche, staubige Häuser, schlechte Zähne und mangelnde Körperpflege gegangen. Wenn man sich in einem englischen Bad verstecken will, wo ist der beste Ort? Unter der Seife. Das hatte ich mal spät abends auf einer Konferenz in Sydney zu hören bekommen.
    Ich las ein weiteres Mal den Bericht über den Tatort, sah mir die Fotos an. Ich schloss die Augen und versuchte mir vorzustellen, wie es dort unten am Kanal gewesen war.
    Irgendetwas irritierte mich. Es war, als würde ich die Hand nach etwas ausstrecken, das außerhalb meiner Reichweite lag. Dieses Gefühl trieb mich fast in den Wahnsinn, aber zugleich empfand ich auch so etwas wie Aufregung. Da bahnte sich was an. Mir lag eine fotokopierte Karte von der Gegend rund um den Tatort vor. Ratlos starrte ich auf sie hinunter. Was war da so irritierend?
    Julie kam herein. Ihre Haut schien zu leuchten, fast als würde sie von der Dusche noch dampfen. Sie trug ihre abgeschnittene Jeans, dazu ein winziges T-Shirt, das ihr nicht mal bis zum Nabel reichte, und keinen BH. Für einen BH wäre auch kein Platz mehr gewesen. Sie war mit einer Flasche Weißwein und zwei Gläsern bewaffnet. Wortlos schenkte sie mir ein Glas ein und reichte es mir. Dann ging sie noch einmal in die Küche und kehrte mit einer kleinen Porzellanschale voller Oliven zurück. Sie stellte sie auf den Couchtisch, ließ sich mit angezogenen Knien auf dem Sofa nieder und nahm einen Schluck. Ich folgte ihrem Beispiel. Der Wein war wundervoll kalt. Ich betrachtete Julie. Immer noch braungebrannt, wirkte sie sehr attraktiv und schien sich in ihrer Haut pudelwohl zu fühlen. Ich musste an Oban denken und lächelte. In seinen Augen waren Julie und ich ja so eine Art Paar.
    Wahrscheinlich fand er, dass ich mit ihr einen ziemlich guten Fang gemacht hatte. Ich sah durchaus die Vorteile, die eine lesbische Beziehung mit sich gebracht hätte.
    Männer bedeuteten so viel Stress. Ihre grundsätzliche Andersartigkeit, ihre männlichen Utensilien im Bad, einfach alles. Ich nahm einen weiteren Schluck von meinem Wein. Leider gab es nichts, was ich dagegen tun konnte. Es hatte wahrscheinlich mit meiner Erziehung oder den Zwängen der Gesellschaft zu tun, aber ich war nun mal heterosexuell.
    »Probier eine Olive«, sagte Julie. »Ich bin heute Nachmittag durch Soho spaziert. Es war großartig, und ich hab diese mit Sardellen und Peperoni gefüllten Oliven gekauft. Es ist, als würde einem ein Pferd ins Gesicht treten. Auf eine angenehme Weise, meine ich.«
    Ich schob mir eine in den Mund, und nachdem ich hineingebissen hatte, fühlte es sich tatsächlich an, als hätte jemand meine Zunge angezündet, aber ein weiterer Schluck von dem kühlen Wein löschte die Hitze auf wundervolle Weise. »Klasse«, sagte ich.
    »Ich bin herumspaziert und hab ein bisschen nachgedacht. Ich muss drei Dinge finden. Einen Job, eine Wohnung und einen Mann. Deswegen habe ich mir gleich diesen Typen draußen geschnappt. Ist er verheiratet?«
    »Keine Ahnung.«
    »Oder schwul?«
    »Ich bin ihm heute zum ersten Mal begegnet.«
    »Wenn er nicht schwul ist, gut aussieht, ein paar Worte aneinander reihen kann und obendrein auch noch zu haben ist, dann muss man unverzüglich handeln.«
    »Ich weiß aus Erfahrung, dass es oft einen guten Grund hat, wenn jemand zu haben ist.«
    »Du meinst, er könnte krank sein?«
    Ich lachte.
    »Hör zu, Kit, ich hab das wirklich ernst gemeint. Es ist mir ziemlich unangenehm, dass ich dich so belagere. Ich bin wirklich auf der Suche nach einer Wohnung.«
    »Das ist schon in Ordnung.«
    »Ich weiß, dass ich dich einenge.«
    »Gibt es bei mir im Moment was einzuengen?«, fragte ich.
    »Nein. Ich weiß, dass ich manchmal ein bisschen gereizt bin, aber wenn ich allein wäre, würde ich wahrscheinlich längst die Wände hochgehen.«
    »Ich hab eigentlich gedacht, durch diesen Job würdest du ein bisschen mehr rauskommen. Auf der Suche nach Indizien.«
    Ich nahm die Flasche und schenkte Julie und mir nach.
    »Ich fürchte, in erster Linie suche ich in Akten herum.«
    Julie schob sich

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