Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
überreagiere. Niemand konnte wissen, was zwischen Cathyll und ihm im Wald passiert war. Er selber war sich schon nicht mehr sicher, ob das was passiert war, wirklich echt gewesen war.
Aber als er in Niedas fordernde Augen sah, da sah er hinter ihrer Härte und Klarheit auch den Schmerz, den er ihr zugefügt hatte. Sie waren befreundet gewesen und hatten sich schon einander verspr ochen. Und er hatte bei der erstbesten Gelegenheit dieses Versprechen vergessen. Er würde sie nicht anlügen, denn das würde, das wusste er, den Keil zwischen ihnen nur noch tiefer treiben.
Er nickte ihr zu, wollte sich verabschieden, aber ihm stockten die Worte. Also drehte er sich um und ging hinaus. Als er die Haustür hinter sich schloss, wollte er nur wegrennen, so sehr schämte er sich. Er hatte einmal als kleiner Junge mit einem Stein auf die Hütte, in der er und seine Mutter gewohnt hatten geworfen, woraufhin der Holzverschlag am hinteren Ende eingerissen war. Seine Mutter hatte ihn gefragt, ob er den Riss verursacht habe und still und leise hatte er mit dem Kopf geschüttelt. Seine Mutter hatte die Zeichen zu deuten gewusst und ihm eine Ohrfeige versetzt. Dann hatte sie ihn hinaus in den Regen geschickt, wo er bis zum nächsten Tag warten musste, bevor er wieder hinein durfte.
Es war das gleiche Gefühl gewesen.
Der Weg von Gil’avun nach Mal Kallin war eigentlich ein schöner Weg. Der Ort war durch einen größeren Felsvorsprung vom direkten Zugang vom Meer geschützt und der Weg hinab nach Mal Kallin war mit Pappeln flankiert. Immer wenn er hier entlang ging, rauschte der Wind durch die Blätter, die das Sonnenlicht dann vergoldeten. So sehr er sich wünschte, dass Nieda ihm verzeihen würde, so unsicher war er sich, ob er sich ganz für sie entscheiden konnte. Er hätte das Leben gerne noch etwas leichter genommen - so wie Ketill, der sich kaum Gedanken darum zu machen schien, wen sein Tun störte oder nicht. Würde er nicht immer an Cathyll denken, wenn er mit Nieda zusammen sein würde? Offensichtlich schien Cathyll ja auch etwas an ihm zu finden - sonst hätte sie sich ihm doch nicht genähert - und das gleich zweimal. An’luin wusste, dass Cathyll diesen Gareth nicht liebte. Sie kannte ihn ja gar nicht und außerdem war er ein eingebildeter Trottel. Welchen König, der von seinem Volk nicht respektiert wurde, konnte man schon als Ehemann respektieren?
Aber wie hatte sich Balain ausgedrückt: Das Kapitel Cathyll ist b eendet. Er würde sich daran gewöhnen und diesen Geist aus seinen Gedanken vertreiben müssen.
57. Eine Aufgabe
urück vom Palast zum Lager der Männer zu kommen, glich einem Sprung in kaltes Wasser. Soviel Leichtigkeit und Akzeptanz er mit Cathyll und ihrem Hofstaat verspürte, so deutlich schlug Gareth im Beisein seiner Armee fast offene Abneigung entgegen. Edmund hatte ihn ermahnt täglich zum Frühapell und zumindest zum Abendessen zu kommen, damit die Männer ihn zu sehen bekämen, doch das Geschrei und nicht zuletzt der Geruch, der vom Lager ausging, hatten ihn bisher abgehalten fünf Tage am Stück aufzutauchen. Er wäre gar nicht mehr gekommen, wenn Cathyll ihn nicht gedrängt hätte, seine Männer zu ermahnen, dass sie sich nicht wie eine Besatzungsmacht aufführen sollten. Gerüchte von Gewalt in der Hafengegend häuften sich, Sath-Soldaten, die die Zeche nicht zahlen wollten, Ankil provozierten, wahllos in die Gegend urinierten und sich von den Höfen und Feldern der umliegenden Bauern nahmen was sie brauchten. Das alles waren Anzeichen einer degenerierenden Truppe und erst jetzt verstand Gareth, was Edmund gemeint hatte, als er davon gesprochen hatte, dass die Männer kämpfen wollten.
Während Gareth auf die Lichter der Zeltstadt zuging, fragte er sich, ob er einen solchen Haufen verrohter Männer überhaupt führen wollte. Vielleicht wäre es ja auch viel vernünftiger den Thron einem anderen Edelmann zu überlassen und ein hübsches Leben mit Cathyll hier in Ankilan zu führen. Die Menschen schienen freundlicher und offener zu sein und die elende Bürde, die seit seiner Inthronisierung auf ihm lastete, würde endlich von seinen Schultern genommen werden. Warum nicht? Die Männer, die ihn nun anschauten und kurz anerkennend nickten, dabei nur so viel Respekt zeigten wie unbedingt notwendig war, nicht beleidigend zu wirken, wären jedenfalls nicht traurig darum.
Wenn um ein Lagerfeuer eben noch schallendes Gelächter zu hören war, verstummten die Männer in dem Moment, in dem
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