Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Straußenfedern befestigt waren, an Vasen und Möbelstücken herum, um ihnen Glanz zu verleihen. Cathyll wusste aber, dass sie in Wirklichkeit nichts tun konnte und außerdem eine Beschäftigung suchte, die es ihr erlaubte in der Nähe ihrer Königin zu bleiben. Arla saß in einem hoch gepolsterten Sessel und schaute ebenfalls nach draußen.
Die Gesellschaft der Königin der Wolfinger war Cathyll lieb g eworden, sie war angenehm ruhig und hatte zur rechten Zeit einen wertvollen Ratschlag parat, ohne sich aufzudrängen.
Bran, An’luin, Balain und Hai’ll Usur waren gegangen und Cath war ganz froh darüber alleine unter Frauen zu sein. Ein gewisser Frieden kehrte ein. Männer nahmen sich und ihre Angelegenheiten immer so wichtig. Der Wind zog in den Raum hinein und wehte durch ihr Haar. Gareth war seit gestern mit Bran und ein paar seiner Männer zum Wachturm von Calaidh gezogen. Vermisste sie ihn? Nein, so weit war es noch nicht, obwohl sie festgestellt hatte, dass seine Gegenwart ihr nicht unangenehm war. Er hatte sich ihr in ihrer ersten Nacht ein wenig plump genähert, doch das hatte ihr nichts ausgemacht. Sie hatten noch viel Zeit sich aneinander zu gewöhnen.
„Manche Pflichtehen sind ein Grauen. Man sollte nicht glauben, wie dumm einige Männer sind.“ Arla schien ein Gespür dafür zu haben, mit welchen Gedanken Cathyll sich bes chäftigte. Sie schaffte es dabei, das Gespräch meist auf sich selbst zu lenken, doch das machte Cathyll nichts aus, ganz im Gegenteil - sie staunte über die Dinge, von denen Arla zu berichten wusste.
„Ich habe Olaf nie gesehen vor dem Tag unserer Hochzeit. Mein Vater war der Fürst von Völsand. Unsere Hochzeit besiegelte das Bündnis, das die Königsfamilie mit unserem Land einging. Damals war Olaf stark und furchterregend.“ Arla schaute aus dem Fenster in die Dunkelheit des Meeres. „Aber er war auch ein Idiot.“ Cathyll kicherte. Sie liebte es, wie Arla Besonderes zum Alltäglichen m achen konnte und so ehrfurchterregenden Personen das Bedrohliche nahm. „Immer wieder ging es ihm darum besser zu sein als König Gunnar. Sie stritten sich zuweilen wie kleine Jungs. Der eine nahm dem anderen hier ein kleines Stück Land weg, der andere nahm dem anderen dort ein Stück Land weg. Es war ermüdend und gleichzeitig traurig, denn viele Menschen ließen dabei ihr Leben.“ Als Arla schwieg, wusste Cathyll, dass sie an Olafs Leben dachte, das ebenfalls verschwendet worden war. Cathyll schaute Ma’an an, die sich in letzter Zeit nicht mehr an den Unterhaltungen beteiligte. Sie wusste, dass es daran lag, dass Ma’an dachte, ihr Beitrag wäre einem Gespräch unter Königinnen nicht würdig. Cathyll bedauerte dies, denn sie vermisste die warmen Worte ihrer Hofdame. Sie hätte es gerne gehabt, wenn Ma’an nun Arlas Beschreibung der Dummheit der Männer widersprochen hätte, denn Ma’ans Mann war ein einfacher Schuhmacher, der in der Stadt einen kleinen Laden hatte und keiner Seele etwas antun konnte.
„Vermisst Ihr Olaf?“
Arla schwieg eine lange Zeit. „Nicht so sehr, dass ich mir einbilden könnte, dass ich eine liebende Ehefrau gewesen wäre. Wir hatten am Ende nicht mehr viele Gemeinsamkeiten, Olaf und ich. Er hatte seine Mätressen und ich habe mich mit der neusten Mode aus Laudinum und Milro beschäftigt. Wir waren schon tot bevor Thorgnyr kam.“
Vor ihrem inneren Auge sah Cathyll die Königshalle von Throndje brennen. Throndje, die große Stadt im Nordosten, die sie nur mit den Augen einer Gefangenen gesehen hatte. Sie nahm sich vor zusammen mit Arla in diese Stadt zurückzukehren, wenn es irgendwie möglich sein würde - nachdem Thorgnyr besiegt worden war.
„Ich habe auch Angst , meinen Mann nicht zu lieben.“ Cathyll wunderte sich über ihre eigene Offenheit.
Arla lächelte. „Gareth ist anders, keine Sorge, Cathyll. Da ist etwas an ihm, was ihn von anderen unterscheidet. Er ist noch jung und entsprechend dumm. Aber ihr könnt ihn mitformen, Königin. Er ist ein guter Mann.“
Cathyll spürte erst jetzt die Last, die ihr von den Schultern fiel. Erst jetzt gestand sie sich ein, dass sie ein immenses Risiko eingegangen war, als sie diesen seltsamen König aus dem Süden geheiratet hatte.
„Ihr seid die Stärkere in der Beziehung, Cathyll. Aber lasst es ihn nicht zu offen spüren.“
Arla stand auf und stellte sich neben Cathyll an das offene Fenster. Beide schauten auf den prasselnden Regen und die gelegentlichen Blitze, die die hohen, schwarzen Wellen
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