Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
hinab, und liefen auf den Steg. Auch sie brüllten was das Zeug hielt. Ketill stand neben An’luin und lächelte. Dieser konnte nur staunen. Er hatte sich die Rüstung noch nicht angezogen, so dass Ketill nur meinte: „Komm nach.“
Ja, er würde nach kommen. Aber dann würde er sich in der Stadt verstecken und warten bis dieser Haufen von wilden Dämonen verschwunden war. Und dann würde er nach Hause laufen, und wenn es Wochen dauern würde. Betont langsam zog er sich das Kettenhemd über und legte sich das Schwert an, das er von Brönn geerbt hatte. Dann zog er den mit einem Nasenschutz versehenen Helm auf und nickte Eyvind zu, der neben dem Steg stand und das Schiff bewachte. Er ging den Kai hinauf und sah wie sich die tobende Masse von 45 Wolfingern über die Stadt verteilte. Sie brüllten, Steinn warf seine Fackel in eines der Häuser. An‘luin versuchte ihnen in einigem Abstand zu folgen. Er hatte keinesfalls vor sich auf irgendwelche Kampfeshandlungen einzulassen. Als die Wolfinger die größte Straße hinauf liefen, machten sie einen furchtbaren Lärm und warfen in einige Häuser vereinzelt Fackeln. Außer ein paar schreienden Stimmen, die zuvor weggelaufen waren, hatte An’luin noch keine Bewohner gesehen – und er war sehr froh darum. Er wollte weder sterben, noch töten. Syggtrygg lachte und trat eine Tür ein.
Nun war der Moment gekommen. An’luin lief eine kleine Seite nstraße hinein. Als er sich umblickte, um zu sehen, ob ihm jemand folgte, und niemanden sah, fing er an zu laufen. Die Straße führte an mehreren Häusern vorbei und ging dann steil nach oben in Richtung der Festung, die über der Stadt thronte. Dort musste er hin. Allerdings musste er aufpassen – was war, wenn ihn die Soldaten der Festung für einen Norr hielten? Sie würden ihn ohne zu zögern töten. An’luin verlangsamte seine Schritte. Je höher er kam, desto spärlicher wurde die Besiedlung. Nur weiter oben sah er ein flaches Steinhaus. Er würde sich verstecken. Er schaute sich nach unten um, um sich zu vergewissern, dass die Norr mit anderen Dingen beschäftigt waren, als er plötzlich von einem mächtigen Stoß umgerissen wurde. Er fiel auf den Boden und spürte, wie ein Körper auf ihm liegenblieb. Wahrscheinlich hatten sie ihn nun doch erwischt und würden ihn wieder mit aufs Boot schleppen. Wie naiv er war, zu glauben, dass die Norr ihn einfach gehen lassen würden. Seltsam war nur, dass der Körper, der auf ihm lag, nicht so stank wie der eines wilden Seeräubers, der seit Wochen auf einem Schiff verbracht hatte. Außerdem fing das auf ihm liegende Wesen auf einmal an helle, klare Laute von sich zu geben, die unmöglich einem Norr zugeordnet werden konnten. Als An‘luin vom Boden aufblickte, sah er in ein Paar blauer junger, wunderschöner Augen.
Der Soldat, der Cathyll festgehalten hatte, starrte wie gebannt auf das Meer. Er flüsterte: „Das ist die Strafe, die Strafe für unsere Sünden.“ Die anderen vier schauten unsicher auf ihren Kameraden und dann auf die Seeschlange, die nun am Hafen gelandet war. „Wir hätten den Priester nicht schlagen dürfen“, sagte ein anderer. „Die Strafe“, sagte ein Dritter. Als der erste den Hügel in Richtung Festung hinauflief, wusste Cathyll, dass ihr der Topf zunächst erspart bleiben würde. Die Männer verschwanden in der Dunkelheit. Sie blickte auf Balain, der gebückt dastand und seine Hände auf den Knien abstützte. Er schaute auf und lächelte sie an. „Glück gehabt, schätze ich.“, sagte er erleichtert. „Aber dennoch müssen wir hier weg. Kommt.“ Ächzend ging er den Weg zur See hinab. „Aber wir gehen genau auf die Seeschlange zu“, wandte Cathyll ein. „Die Seeschlange ist ein Haufen plündernder Wolfinger, schaut.“ Er deutete mit seiner knochigen Hand nach unten und Cathyll sah, wie sich ein wild jaulender und heulender Menschenhaufen aus dem Schiff ergoss. Sie wusste nicht, ob sie das wirklich beruhigte. Wolfinger waren für ihre Grausamkeit bekannt. Pater Balain konnte anscheinend ihre Gedanken lesen: „Ich habe unten noch ein kleines Boot. Vielleicht können wir in dem ganzen Wirrwarr entkommen. Kommt.“ Diesmal wollte Cathyll ihm keinesfalls wiedersprechen. Sie ging vor und nahm dieses Mal ihrerseits den Priester an der Hand. Der Weg war dunkel und kurvig. Es ging zum Teil steil zum Meer hinab. Als sie um eine Ecke bog, an einer schmalen Stelle, lief sie in etwas großes Weiches. Sie fiel zu Boden auf den Mann, den sie umgerannt
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