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Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Josuttis
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verkünden. Dies tat ich dann in Birkesund. Dies war damals das Handelszentrum des Nordens und Heimat des großen Königs Gunnars des Gläsernen. Gunnar hieß übrigens der Gläserne“, erzählte der Pater leutselig, „weil die kleinste Wunde, die er bekam, nicht aufhörte zu bluten. Einmal hat er beim Saufgelage einen Holzsplitter vom Tisch in seine Hand bekommen. Als er ihn herauszog, floss eine kleine Menge von Blut – nicht weiter schlimm, dachte jeder. Aber es hörte nicht auf zu bluten, am nächsten Morgen nicht und auch am Abend darauf nicht. Und der König begann sich langsam immer schwächer zu fühlen. Seine Gode gab ihm Kräuter, das Heilweib im Moor schmiss ihn in den Sumpf und beschwor die Götter. All das nütze ihm nichts, ganz im Gegenteil, es schadete den Heilern, die nach erfolglosen Heilversuchen…, nun ja, dem Wassermahl zugeführt wurden, wie die Norr sagen. Das alles geschah zufällig zu der Zeit, als ich gerade nach Birkesund gekommen war, um zu verkünden – der erste Missionar des Sonnenkreises. Grundsätzlich verlacht und von den Norr eher noch verachtet, hatte ich mir durch die Abneigung, die sie mir gegenüber hatten, doch einen Namen gemacht. So ließ König Gunnar mich aus meiner einfachen Herberge, einer Holzhütte am Stadtrand holen und ich glaubte schon, dass mein letztes Stündlein geschlagen hätte und ich nun einem unschönen Tod zu erwarten hätte.
    Ich wurde also in die Halle des Königs geschleppt und Gunnar, der auf seinem Hochsitz saß, zu Füßen geworfen. König Gunnar, ein großer, fetter Mann mit langem Bart sah von seinem Hochsitz herab und sprach zu mir:
    „Priester, ich habe schon von Dir gehört und habe nichts von dem Glauben, den Du verkündest übrig. Allerdings ist es so, dass meine eigenen Götter nicht gewillt oder nicht in der Lage sind, mir zu helfen. Und ich werde wohl, wenn meine Hand weiter blutet, in den nächsten zwei bis drei Wochen sterben. Solltest Du mich also heilen können, dann gelobe ich Deinen Glauben anzunehmen und zu Deinen Göttern zu beten.“
    Schüchtern erwiderte ich: „Ich bete zu keinen Göttern, sondern zur Sonne.“
    Gunnar wischte meine Einwände mit einer Handbewegung weg. „Wie auch immer. Ich bete eben an, was Du anbetest. Und wenn es ein Schwein ist. Du sollst mich einfach retten. Wenn Du es nicht schaffst, dann werde ich Dich an die Zielwurfscheibe binden lassen. Das ist nur gerecht, denn den Heilern meines eigenen Glaubens habe ich immerhin die Ehre eines Wassermahls gewährt. Nimmst Du an?“
    Ich wusste, dass ich es tun musste, obwohl ich von Medizin und Heilun g nicht allzu viel Ahnung hatte. Die Mönche in Jamanai waren durchaus der Heilkraft kundig, aber ich war den Weg des Verkünders gegangen und hatte mich nie näher mit der menschlichen Heilkunde befasst. Also sagte ich: „Ja, mein König, ich werde Euch heilen.“ Wenn man schon lügt, dann sollte man es überzeugend tun, dachte ich. Der König freute sich offensichtlich und sagte: „Nun, dann beginnt mit Eurer Heilkunst.“ Ich hatte geglaubt, dass ich noch etwas Zeit hätte, um mich mit dem Problem etwas auseinanderzusetzen. Der König wollte aber sofort Ergebnisse sehen. Also ließ ich mich von meiner Intuition und von meinem Vertrauen in die Intelligenz der Sonne leiten. Ich schaute mich in der Halle um, es war Abend, und versuchte nach dem Leuchten zu sehen. Die Halle war dunkel – außer der Feuerstelle. Fünfzig schrecklich aussehende Norr begafften mich und ließen mich ihren Hass spüren und sie freuten sich schon auf die Axtwurfübungen, die sie an mir ausprobieren durften. Ich nahm einen Holzlöffel von einem der Männer am Tisch und ging mit ihm zur Feuerstelle. Mit dem Löffel fischte ich ein Stück glühende Kohle aus dem Feuer. Ich ging mit dem Löffel zum König und sagte: „Gebt mir Eure Hand, König Gunnar.“ Er schaute mich misstrauisch an, reichte mir allerdings gnädig seine rechte Hand, auf deren Innenseite ich einen kleinen roten Kratzer sah. Ich drückte die Hand auf die glühende Kohle und der König schrie auf und zog seine Hand fort. Die Leibwache des Königs stürmte rechts und links vom Hochsitz weg und packte mich. Die Männer am Langtisch hatten alle ihre Waffen gezückt und waren bereit mit mir Schlimmeres anzustellen, als nur ihre Wurfkünste an mir zu probieren. Doch ich hatte Glück. Durch den Schmerz hatte der König die Glut nur kurz berührt, lang genug, um die Wunde zu verschließen, aber nicht zu lange um Blasen und

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