Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Für den Alten würde er noch 2 draufgeben.“ An’luin verdrehte die Augen. Die Späße der Norr trafen nicht immer seine Stimmungslage.
„Sag ihm, dass sie nicht meine Gefangenen sind, sondern… äh, Freunde, die ich gerettet habe. Und ich verkaufe sie auch nicht.“ Ketill übersetzte, was die anderen zum Schweigen brachte und fra gte dann selber: „Aber ich dachte, wir haben hier eine Stadt überfallen und nicht jemanden gerettet. Von wem mussten sie denn gerettet werden?“
Nun stand Pater Balain auf und hob die Stimme an. Er sprach etwas in der Sprache der Wolfinger, so dass diese ihn erst erstaunt a nschauten und dann wieder ihrer Arbeit nachgingen. Balain erklärte auf Ankil: „Ich habe ihnen gesagt, dass Du uns aus den Händen des verräterischen Stadtfürsten gerettet hast und Ihnen gesagt wer wir zwei sind.“ Das, so dachte An‘luin, würde mich allerdings auch interessieren. Ketill wandte sich zum Gehen. Bevor er allerdings zurück ans Hinterdeck ging, sprach er An’luin an: „So, Skjøllspløðr, und da Du ja jetzt ein echter Wolfinger bist, darfst Du auch mithelfen uns von hier weg zu bewegen, bevor irgendwelche Schiffe auftauchen.“
„Wegbewegen? Ich will mich überhaupt nicht wegbewegen. Ich will zurück ans Festland und ich bin auch kein Wolfinger. Ich bin Ca’el. Und wohin fahren wir überhaupt?“
Ketill blickte über den Bug hinaus. „Nach Hause, Freund Schädelspalter. Nach Hause. Ins Dreischafetal.“
Bevor An’luin etwas erwidern konnte, berührte Balain ihn am Arm und deutete mit einer leichten Kopfbewegung an, dass er an die R uder gehen sollte. Eine Bewegung, die es An’luin unmöglich machte zu widersprechen. So ging er in die Bootsmitte und setzte sich neben Haldor, der zur Begrüßung auf den Boden spuckte. „Keine Angst, Schädelspalter, bald sind wir auf dem offenen Meer“, sagte Ketill im Vorbeigehen und verschwand.
Nach einer halben Stunde Rudern taten An’luins Arme und der Rücken so weh wie noch nie zuvor. Er fragte sich, wie die Wolfinger es geschafft hatten aus dem Sumpf heraus zu rudern, damals, vor drei Tagen (drei Tage war es erst her!), als sie ihn mitgenommen hatten. Das hatte vier Stunden gedauert. Er ging an die Vorderseite des Bootes und schmiss sich neben seine „Freunde“ auf ein paar weiche Getreidesäcke. Wieder berührte der Priester ihn am Arm. „Danke, für das was Du für uns getan hast, Junge.“ An’luin grummelte etwas. Er mochte es zwar nicht von diesem Priester „Junge“ und „Sohn“ genannt zu werden, aber trotzdem lief ihm der Dank wie Butter den Rücken herunter. Zumal auch das Mädchen ihn mit liebevollem Blick anschaute.
„So, und nun erzählen wir Dir unsere Geschichte und dann erzählst du uns deine“, fuhr der Pater fort. Und so geschah es. Während die kalte Gischt immer wieder über sie spülte und das Boot sich zunehmend hob und senkte, erzählte An’luin den anderen zwei, wie eines Tages das Wolfingerboot vor seiner Hütte gestanden hatte und diese ihn daraufhin mitgenommen hatten. Er erzählte, wie er versucht hatte sie in eine weitere Stadt zu führen, weg von Cal‘l, wo seine Mutter sich gerade befand. Und er erzählte auch, dass die Wolfinger von Anfang an vorgehabt hatten, nach Mal Kallin zu fahren. „Ich frage mich, warum sie ausgerechnet nach Mal Kallin wollten“, sinnierte Vater Balain, „an Beute können sie nicht allzu viel mitgenommen haben.“
Dann erzählte Cathyll wie sie durch Zufall von dem Verrat ihres Raethgir erfahren hatte und beinahe von ihm in den „Topf“ gesperrt worden wäre. Am Ende ihrer Ausführungen hatte sie Tränen in den Augen und An’luin wurde klar, dass ihr wohl jetzt erst bewusst wurde, dass sie alles was sie kannte gerade eben verloren hatte und in eine ungewisse Zukunft fuhr. Nun, wenigstens war er jetzt nicht mehr allein. Pater Balain hingegen schien nicht sonderlich beunruhigt zu sein. An’luin fragte ihn woher er die Sprache der Norr beherrschte.
„Als ich jung war“, begann Vater Balain, „da ging ich nach J amanai, ein Land weit im Osten. Das ist das Land in dem Tann Dina Elobhe, der Visionär, lebte. Dort ließ ich mich in die Riten des Circulum Solae einweihen. Ich lernte viele Jahre bei den Mönchen im Kloster Jaq Quin und durchlief über die Jahre fünf Stufen der Erkenntnis. Als ich dann die fünfte Stufe erreicht habe und in die Lehre des „Verkünders“ initiiert wurde, musste ich das mir liebgewordene Land der Jamanaiten verlassen und das Wort
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