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Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Josuttis
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hatte, doch nun auch die Ruhe zu schätzen wusste. Nicht so sehr die Ruhe um ihn herum, sondern auch die Ruhe, die in seinem Kopf einkehrte. Was ihn vorher den ganzen Tag beschäftigt hatte – Anerkennung von seinem Vater und dessen adeligen Freunden zu erhaschen – war nun unwesentlich. Er wusste, dass er in der Hierarchie der hiesigen Bruderschaft unwichtig war, was aber seltsamerweise auch etwas Beruhigendes hatte. Er war ein Teil des Ganzen und musste sich um Anerkennung nicht bemühen.
    Was ihm nun allerdings zu schaffen machte, mehr als alle vergebl ichen Versuche die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken, war der Hass, der sich seiner zuweilen bemächtigte. Er kam in Wellen und eine solche Welle war es, die ihn nun im Schlafsaal überrollt hatte und ihn vom Schlafe abgehalten hatte. Das Ziel seines Hasses war - er selber. Seit er gelernt hatte „vom Mond zu sehen“, hinter sich zu stehen und sich und die Welt von einem entfernten Punkt zu betrachten, konnte er seine Handeln, sein Fühlen und sein Denken beobachten und ihm gefiel nicht was er sah. Nach dem Morgengebet heute hatte er einen Blick auf Meliandra geworfen, nur einen kurzen. Seitdem ließ sie ihn in seinen Gedanken nicht mehr los. Er stellte sich vor, wie er sie küsste und wie sie durch seine Haare strich. Er stellte sich noch mehr vor und gleichzeitig verachtete er sich selber dafür, da er sie noch nicht einmal mochte. Und was noch schlimmer war: Er verspürte den Drang sich ihr zu unterwerfen und einfach alles zu tun was sie wollte. Und das ging so ziemlich gegen alles, was er bisher in seinem Leben gelernt hatte. Ein Sathorn unterwarf und wurde nicht unterworfen. Disziplin, Stolz und Wille. Das waren die Leitsprüche seines Volkes. Doch ein Teil von ihm wollte diese drei hehren Ziele vergessen und sich in der Unterwerfung auflösen.
    Früher hätte er solche Gedanken einfach abgetan und wäre mit se inem Pferd Haithem durch die Felder von Elaia’bon geritten oder er hätte sich im Schwertkampf geübt. Hier gab es allerdings nichts als Stille und Selbsterkenntnis.
    So lag er im Bett und wälzte sich wieder auf die rechte Seite. Seit drei Wochen ging das nun schon so. Seitdem er im Mondzirkel u nerlaubt das Schweigen gebrochen hatte und weitere lange Stunden erkennen musste, dass er seinen eigenen Gedanken nicht fliehen konnte. Er hielt es nicht aus. Er hielt es nicht aus zu sehen, wie er es nicht aushielt. Er stand auf und huschte leise die Stufen hinab, den Gang hinunter. An der dritten Tür rechts blieb er stehen und für kurze Zeit stockte ihm der Atem. Aus dem Zimmer der Legatin kam Licht. Sie schien noch zu studieren. Er war mehr aus Verzweiflung hierhergekommen, weniger in dem Glauben, dass er sie tatsächlich vorfinden würde. Aber mithilfe dieser Verzweiflung fand er die Kraft an die Tür zu klopfen.
    „Komm herein, Gareth.“
    Alleine, dass sie wusste, dass er es war, der vor der Tür stand, war schon eine kleine Demütigung. Er drückte gegen das Holz und trat wieder vor ihren Schreibtisch, wo sie ihn lächelnd anschaute.
    „Ich will gehen, ich kann nicht mehr hierbleiben.“ Er wunderte sich selber über die Festigkeit seiner Worte.
    Sie schaute ihn nur lächelnd an. Nach einer langen Pause sagte sie: „Es geht den meisten so wie dir. Wenn wir die Sicht des Mondes annehmen, wird vieles von dem, was wir vorher über uns und die Welt geglaubt haben, herausgefordert und in Frage gestellt. Das ist nicht leicht und man möchte zurück in die Sicherheit des Alltags. Wenn du das möchtest…“
    „Das ist es nicht nur.“
    „Was ist es denn noch?“ Nun schien Meliandra wirklich interessiert zu sein.
    „Ich, ich habe Gedanken, die ich nicht ertrage.“
    „Hörst du nicht zu? Du erträgst die Gedanken nicht, weil dir Deine alte Welt sagt, dass sie falsch sind. Sie sind weder falsch noch richtig. Sie sind einfach nur Gedanken.“
    „Aber diese Gedanken beherrschen mich.“
    „Das tun alle unsere Gedanken. Bis wir lernen sie zu beherrschen.“
    „Wie kann ich das lernen?“
    „Darf ich fragen, um welche Gedanken es sich handelt?“
    Gareth zögerte, weil ihm klar war, dass er sich ihr völlig ausliefern würde, wenn er ihr von seiner Sehnsucht erzählen würde. Doch war das Ausgeliefertsein auch etwas, was er sehnsüchtig erhoffte.
    „Ich begehre Euch.“
    Meliandra zog die Augenbrauen hoch und schaute ihn interessiert an.
    „Es ist schön, wenn man in meinem Alter noch Komplimente b ekommt.“
    Gareth schnaufte. Musste

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