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Das sag ich dir

Das sag ich dir

Titel: Das sag ich dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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ZWEI
    ZWANZIG
    »Oh, Jamal, Schätzchen, es ist so irre lange her, küss mich - komm, küss mich noch einmal.«
    »Lass lieber die Hände am Steuer, Karen.«
    »Ich kann mit einer Hand fahren. Ich kann ziemlich viel mit einer Hand erledigen, das weißt du doch, oder?«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass du an diesem Wochenende zu George fährst«, sagte ich.
    »Nein? Aber ich war seit einer absoluten Ewigkeit nicht mehr weg.«
    »Hast du dich zu Hause versteckt?«
    »Es war heftig«, sagte sie. »Es war richtig beschissen und ätzend für mich. Können wir nicht irgendwo auf einen Drink anhalten?« »Nein.«
    »Nur auf einen kleinen? In irgendeinem Pub auf dem Land?«
    »Ich fürchte, wir leben jetzt in einem anderen Jahrzehnt.«
    »Findest du nicht, dass wir zu vernünftig geworden sind?«
    »Die Welt vielleicht, aber du bestimmt nicht. Wie wunderbar, dich wiederzusehen, Karen.«
    »Wirklich? Findest du das wirklich, Jamal?«
    Karen fuhr mich zu Mustaq. Miriam war inzwischen zwar entschlossen, ihr eigenes Leben zu führen, hatte aber immer noch Skrupel, Haus und Kinder allein zu lassen. Trotzdem suchten sie und Henry nach einer Gelegenheit, um zusammen wegzufahren. Da sie am Freitagabend um jeden Preis einen ihrer Clubs besuchen wollten, hatten sie sich für den frühen Samstagnachmittag auf dem Land angekündigt. Ich hätte auf sie warten oder mit dem Zug fahren können.
    Doch zu meiner Überraschung erbot sich meine alte Freundin Karen, die »Fernseh-Hure«, mich mitzunehmen. Mir war neu, dass sie Mustaq kannte, aber wie sich zeigte, war er im Laufe der Jahre mehrmals in ihren Fernsehshows aufgetreten, und sie besuchte ihn gelegentlich, um eine Verschnaufpause von ihrem Leben einzulegen.
    Sie kam in einem winzigen roten Auto bei mir an, dessen Motor röhrte, sobald sie das Gaspedal antippte. Sie hatte ihren Mann gebeten, ihr das Auto als Entschädigung dafür zu kaufen, dass er sie verlassen hatte, ein Handel, in den er hocherfreut eingeschlagen hatte. Ich war schon beunruhigt genug wegen der Fragen, die Mustaq mir unausweichlich stellen würde, aber mit Karen in dieser Blechbüchse eingepfercht zu sein und im Affenzahn über die Autobahn zu brausen, ließ meinen Atem noch schneller gehen.
    »Ich bin echt froh und superglücklich, endlich mal rauszukommen«, sagte sie. »Und du?«
    Ich hatte das Gefühl, mit dem Arsch fast auf dem Asphalt zu sitzen. Karen hörte laut Musik, meist Abba, aber mir zu Gefallen auch Gladys Knight und die Suprêmes. Sie qualmte ununterbrochen, genau wie früher, und öffnete zweimal das Dach, um mir zu beweisen, dass es funktionierte.
    »Nicht übel, das Dach.«
    »Ja, oder? Wir sind so steinalt, Jamal. Meine beiden Töchter sind bald erwachsen«, sagte sie. »Immer nur knallende Türen und verschlampte Handys. Aber wir sind ein tolles Team von Mädels - ist fast wie früher im Internat. Davon abgesehen habe ich im Moment allerdings kaum etwas zu lachen, auch wenn du das nicht glaubst, weil du mich für so verdorben hältst. Tom ...« - ihr Ex-Mann - »... ist mit den Mädchen und seinem Teenie-Schnuckelchen im Disneyland bei Paris. Da sie geistig alle im gleichen Alter sind, werden sie jede Menge Spaß haben.«
    »Hast du denn jemanden?«
    »Aber ich bin doch eine Unberührbare«, erwiderte sie. »Du wirst bestimmt lachen, wenn ich dir das erzähle - ich weiß genau, was dich amüsiert.«
    »Na, los, erzähl.«
    »Vor ein paar Wochen dachte ich, dass ich mir mal etwas Gutes tun muss. Also habe ich mit einem vielversprechenden Loverboy angebändelt. Wie ich vernommen habe, ist das die Masche von alten Mädchen wie mir. Schön - ich habe diesen mürrischen, aber stattlich gebauten Jüngling in ein sündhaft teures Hotelzimmer verfrachtet. Es gab Champagner, Drogen und außerdem das, was du gern als meinen Breitband-Arsch bezeichnet hast, und zwar im roten Seidenslip. Alles war bereit. Und der Knabe so süß und knackig ...«
    »Berühmt?«
    »Auf dem besten Weg dorthin. Im Augenblick ein Komparse - einer, der Text hat, allerdings eher Wörter als Sätze - in einer Soap. Auf die Gefahr hin, das bisschen Würde, das ich besitze, auch noch zu verlieren, habe ich mich eines Großteils meiner Kleider entledigt und den besagten Slip auf eine Art dargeboten, die ich für aufreizend hielt.«
    »Oh, wow.«
    »Er saß auf der Bettkante und hat meine Hand gehalten, die er wie gebannt angestarrt hat, vielleicht, weil ihn die Falten fasziniert haben. Oder mein Nagellack hat ihn hypnotisiert, kann auch

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