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Das sag ich dir

Das sag ich dir

Titel: Das sag ich dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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seiner Würde vereinbaren kann, mit einer Ignorantin wie mir zusammenzuarbeiten. Neulich hat er mich gefragt: >Miriam, wie hast du nur so alt werden und dabei so wenig lernen können?<«
    »Was hast du geantwortet?«
    »Dass ich verdammt noch mal keine Zeit dazu hatte! Dass ich fünf Kinder und mehr Abtreibungen hatte als er Orgien! Während ihr euch im Theater amüsiert habt, war ich in der psychiatrischen Anstalt! >Das ist keine Ausrede<, hat Henry munter erwidert. >Sylvia Pla th ist es nicht anders ergangen. «
    »Henry gibt zwar manchen Leuten das Gefühl, blöd zu sein«, sagte ich, »aber in deinem Fall ist das bestimmt nicht seine Absicht.«
    Seltsam war, dass sich Henry trotz seiner Verachtung für das Fernsehen nicht zu schade war, Bushy nach dem Abend in der Suhle seinen »Klienten« zu nennen und zu versuchen, ihm neue Auftritte zu besorgen. »Ich hätte Zuhälter werden sollen«, erzählte Henry mir. »Der perfekte Job für einen Künstler. Der Ansicht war sogar William Faulkner. Und da ich diese Chance verpasst habe, werde ich jetzt Agent.«
    »Um Himmels willen, Henry«, sagte ich. »Was hast du vor?«
    Wie er mir erzählte, hatte Bushy nach seinem Auftritt in der Suhle ein paar Nachfragen für private Partys erhalten - brave und unanständige -, die Henry nun bearbeitete. Henry meinte, eigentümlich sei vor allem, dass die »Tätigkeit als Manager« nicht weniger faszinierend sei als alles andere, was er getan habe. Doch er hatte mich gefragt: »Glaubst du, dass Bushys geistige Gesundheit da mitmacht?«
    »Du meinst, ob es so sein könnte wie die letzten Tage von Edith Piaf? Oder dass du selbst nackt und schreiend in einem Käfig enden könntest?«
    »Genau das habe ich mich gefragt. Andererseits hat er mich gebeten, diese Sachen zu regeln. Ich dränge ihn da zu nichts. Die Schuld liegt nur bei dir. Du hast ihm das entsprechende Selbstvertrauen gegeben.«
    Vermutlich begann sich Henry in seinem Ruhestand allmählich zu langweilen. Er war nun über ein Jahr mit Miriam zusammen und hatte viel Zeit damit verbracht, in ihrem Haus herumzuhocken, zu reden, zu kochen und die Hunde auf dem Gelände des Syon House oder am Fluss auszuführen, einfach, um bei seiner neuen Liebe zu sein. Eines Abends hatte er sich in das Chaos des Gartens gestürzt, umgegraben, gejätet und gepflanzt. Aufgrund seiner neuen Vorliebe für die Entblößung seines Körpers hatte er dabei nur Handschuhe, Boxershorts und Gummistiefel getragen. Natürlich war Henry bei allem obsessiv, was er tat. Für ihn war alles Arbeit, ob er nun den Garten umgrub oder in Prag Hamlet inszenierte - außer, dass er für das Umgraben des Gartens nicht in den Feuilletons verrissen wurde.
    »Aber du bekommst dafür auch kein internationales Renommee«, erwiderte ich.
    Nun setzte sich Miriam zu mir aufs Sofa, während ich das Spiel schaute, und nahm meinen Arm. Ich erzählte ihr, dass Henry von Bushys Karriere fasziniert sei, weil ihn von jeher jede Art von Bühnenauftritt in Bann geschlagen habe. Sobald ihn der sexuelle Aspekt »der Szene« nicht mehr gereizt habe - schon nach relativ kurzer Zeit, wie ich annahm -, habe er sich für die Bilder, Metaphern und Ideen interessiert, zu denen ihn die Suhle inspirierte.
    Ich sagte: »Ich habe Henry beobachtet, als er verfolgt hat, was in der Suhle abgelaufen ist, und er hat seine Regisseursmiene aufgesetzt. Er drückt dann immer die Fingerspitzen aneinander und schaut mit tiefer Konzentration über sie hinweg.« Ich führte ihr die Geste vor. »Jede Wette, dass ein großer Teil dessen, was er da gesehen hat, schließlich in seiner Inszenierung des Don Giovanni auftaucht, die er für irgendwann plant. Bushy wird sein Leporello sein. Schrecklich, diese Künstler - aber so machen sie es.«
    Außerdem gab es eine Art Handel, denn dafür, dass Henry Bushy bei dessen Karriere auf die Sprünge half, räumte dieser den Schuppen hinten in Miriams Garten aus und renovierte ihn. Dort beabsichtigte Henry zu arbeiten. Er wollte nicht nur Bildhauer werden, sondern war, um sich als solcher zu beweisen, wild entschlossen, mindestens eines seiner Werke zu verkaufen. Auf diese neue Idee war er nach einem Lunch mit Billie und Mum gekommen, zu dem ich ihn und Miriam mitgenommen hatte.
    Die beiden Frauen hatten keine Lust mehr auf die Royal Academy, die sie jetzt als »Refugium für alte Schachteln« bezeichneten, und daher besuchten wir ein Restaurant ganz unten in der Portobello Road, gleich beim Travel Bookshop, über das sie im

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