Das Sakrament
mit Gottes Hilfe, ihn auch zum ewigen Leben zu bringen. Das heißt: zurück in den Schoß von Mutter Kirche, aus dem er gekommen ist.«
Starkey schien den Klang seiner Sprache genauso sehr zu genießen. »Da habt Ihr eine gewaltige Aufgabe übernommen.«
»Mattias wurde von den Muselmanen gefangengenommen, als er noch ein Junge war, und hat zuschauen müssen, wie dabei seine Familie niedergemetzelt wurde. Ich bitte Euch also, seine Gotteslästerungen zu vergeben, die tatsächlich sehr zahlreich sind. Christus spricht noch zu seinem Herzen, wenn er nur zuhören würde.«
Starkey musterte ihn und sagte: »Ich glaube wirklich, Ihr meint es aufrichtig.«
Bors zwinkerte. Für was für einen Schurken hielt ihn Starkey? »Wenn es um die Religion geht, bin ich immer aufrichtig.«
»Zweifellos besprecht ihr Dinge von großer Wichtigkeit«, fuhr Mattias in italienischer Sprache dazwischen, »aber ich habe meine eigenen Angelegenheiten vorzubringen.«
»Das Thema war die ewige Erlösung«, erklärte Starkey. »Eure Erlösung.«
»Dann könnt Ihr mir helfen«, antwortete Mattias. »Ich habe die Absicht, Mdina einen Besuch abzustatten, aber im Basar habe ich erfahren, daß Marschall Copiers Kavallerie jeden Furagierer, alle Kundschafter oder Wasserträger ungefähr so betrachtet wie ein Wolf ein Kaninchen. Ich würde lieber nicht in Stücke gehackt und brauche mehr Schutz, als mir meine Findigkeit allein geben kann.«
»Die hat Euch doch bisher gute Dienste geleistet«, erwiderte Starkey.
»Die Türken sind nicht ganz so überstürzt in ihrer Blutgier«, sagte Mattias. »Sie sind ein zivilisiertes Volk. Sie reden gern. Ritter in Rüstung auf einem Pferd hören schlecht, besonders wenn sie einem Mann mit einem Turban begegnen.«
»Würdet Ihr Contessa Carla mitnehmen?« wollte Starkey wissen.
Diese Frage überraschte Bors, und er wäre beinahe gestolpert, wenn Mattias nicht so reagiert hätte, als könnte keine Frage selbstverständlicher sein. »Heute nicht, wenn sie das auch wünscht, da sie in dieser finsteren Zeit gern bei ihrem Vater wäre. Aber ohne Passepartout für sie und ihre Beschützer dürfte ich sie nicht aus der Festung herausbringen. Darf ich dies als ein Angebot von freiem Geleit für uns verstehen?«
Beschützer bei Gott, dachte Bors. Einfach so, mit einem Paß durch das Kalkara-Tor, dann auf ein Boot, und sie wären alle fort.
»Dann hat die Dame den Jungen noch nicht gefunden«, meinte Starkey.
Mattias hatte vorgehabt, die Oberbefehlshaber nicht über diese Angelegenheit zu unterrichten, damit sie es nicht als das begriffen, was es war, ein Motiv für Verrat. Wiederum antwortete er, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Kennt Ihr den Jungen und wißt, wo er sein könnte?«
Nun zuckte Starkey zusammen. Er schüttelte den Kopf. »In den Jahren, bevor unser Großmeister gewählt wurde, war die moralische Haltung der Ordensritter völlig in Verfall geraten. Männer sind auch nur Menschen. Junge Ritter treten voller Stolz und Träume vom Rittertum in den Orden ein und finden statt dessen ein Leben des Fastens und der Entbehrungen vor, noch dazu hier am Ende der Welt. Heilige Gelübde wurden abgelegt, aber nicht immer gehalten. Es wurde gewürfelt, gehurt, gesoffen, ja, es gab sogar Duelle. Nur die strengste Disziplin kann einen jungen Mann davon abhalten, das zu tun, was junge Männer eben tun. La Valette verhängte diese strenge Disziplin. Wie er sagt: Unsere Gelübde sind unmenschlich hart. Sie sind der Hammer und der Amboß, mit denen unsere Stärke geschmiedet wird.«
»Ihr seid meiner Frage ausgewichen«, wandte Mattias ein. »Kennt Ihr den Jungen?«
»Ich habe keine Vorstellung davon, wer der Sohn von Contessa Carla sein könnte – noch mit wem sie diese Verfehlungen begangen hat.« Er schaute verlegen. »War es ein Ordensritter?«
»Der Sohn der Contessa wurde am Vorabend von Allerheiligengeboren«, sagte Mattias. Er war der Frage nach der Abstammung des Jungen ausgewichen. Daß der Inquisitor Ludovico sein Vater war, reichte schon. Die Angelegenheit war ohnehin schon skandalös genug.
»Ich würde mich nicht darauf verlassen, daß der Junge das auch weiß«, meinte Starkey. »Die Malteser sind ein primitives Inselvolk und sehr fromm. Was macht Ihr, wenn Ihr ihn findet?«
»Ich werde ihn wieder zu seiner Mutter bringen.«
»Sie wird eine unangenehme Überraschung erleben. Das Leben eines Schweinehirten kann jede Spur von edlem Blut auslöschen.«
»Die Contessa hat ein zärtliches
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