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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Dieser Abschnitt der Mosel liegt nicht auf Eurem Land. Ihr habt kein Recht, uns den Bau zu verbieten.«
    »Das werden wir gleich sehen, Freundchen.« De Guillory schwang sich aus dem Sattel und zog sein Schwert. Mit einem unangenehmen Schleifen glitt der Stahl aus der Scheide.
    Michel wich nicht zurück. »Steckt Euer Schwert weg.«
    »Oder was?«
    »Ihr verstoßt gegen das Gesetz. Nur Bürgern Varennes’ ist es erlaubt, innerhalb der Stadtmauern Waffen zu tragen.«
    »Soll ich dir zeigen, was ich von eurem Gesetz halte?«
    De Guillorys Faust schoss vor. Er wollte Michel den Schwertknauf ins Gesicht rammen, doch er hatte nicht mit dessen Flinkheit gerechnet. Michel tauchte unter dem Schlag hindurch, zog seinen Dolch und wirbelte herum.
    »Zum letzten Mal – weg mit dem Schwert.«
    De Guillorys Augen verengten sich, als er die Klinge in Michels Hand sah. »Leg dich ja nicht mit mir an, Krämer.« Er bleckte die Zähne und führte zwei wuchtige Hiebe mit der stumpfen Seite des Schwertes, Michel zog den Bauch ein, wich zwei Schritte zurück und schleuderte mit der Stiefelspitze Schlamm in die Luft. Der Klumpen flog auf de Guillorys Gesicht zu, der Ritter duckte sich, währenddessen sprang Michel vor und stach zu. Der Dolch traf den Schwertarm seines Gegners, glitt am Panzerhemd ab und schlitzte den Ärmel des Waffenrocks auf.
    »Langsam fängst du wirklich an, mich zu ärgern.«
    Als der Ritter erkannte, dass er kein leichtes Spiel mit Michel hatte, machte er Ernst. Den nächsten beiden Schwerthieben konnte Michel noch ausweichen, doch der dritte traf ihn mit der flachen Seite der Klinge am Oberarm, sodass er das Gleichgewicht verlor. De Guillory trat ihm in den Bauch, und er fiel rückwärts in den Schlamm.
    »Sag deinen Leuten, dass sie die Brücke einreißen sollen.«
    »Nein.«
    »Wie du willst«, knurrte de Guillory.
    Ehe Michel aufstehen konnte, versetzte ihm der Ritter einen zweiten Tritt, der ihm die Luft aus den Lungen presste. Keuchend rang er um Atem und riss den Dolch nach oben, als er eine schemenhafte Bewegung sah. De Guillory schlug ihm die Waffe aus der Hand und trat wieder nach ihm. Michel wälzte sich durch den Schlamm und schaffte es irgendwie, auf die Füße zu gelangen, doch seine Flinkheit und Zähigkeit nutzten ihm wenig gegen einen Mann, der seit seiner Kindheit nichts anderes tat, als sich im Nahkampf zu üben und seine Muskeln zu stählen. Als er de Guillory die Faust gegen das Kinn schlug, schien der Ritter den Hieb kaum zu bemerken. Er packte Michels Arm und verdrehte ihn, sodass Michel vor Schmerz aufkeuchte.
    Fünf Dutzend Leute glotzten ihn an, aber keiner eilte ihm zu Hilfe.
    »Hast du noch nicht genug?«
    Michel rammte ihm den Ellbogen in den Magen und riss sich los, doch der Ritter schlug ihm ins Gesicht und fegte ihm die Beine weg. Diesmal konnte sich Michel nicht rechtzeitig aufrappeln. Als er sich auf den Bauch drehte, stemmte ihm de Guillory das Knie zwischen die Schulterblätter, grub die Hand in sein Haar und drückte sein Gesicht in den Schlamm.
    »Das passiert, wenn man versucht, mich zum Narren zu halten. Ist das deutlich genug, Krämer, oder brauchst du es schriftlich?«
    Michel bekam keine Luft mehr. Als er dachte, er müsse ersticken, ließ de Guillory ihn los und griff nach seinem Schwert, das er neben ihm in den Boden getrieben hatte. Michel fand einen letzten Rest Kraft in seinen Armen, stemmte sich hoch, sodass er auf allen vieren im Morast kniete, und hustete.
    Die Leute standen da und gafften.
    Der Ritter schwang sich in den Sattel. »Wenn ich wiederkomme, ist die Brücke verschwunden.« Er spuckte aus und preschte mit seinen Männern davon.
    Duval, Travère, Carbonel sowie Yves und Gérard standen mit betretenen Mienen am Bett in Michels Kammer. Die fünf Männer sagten kein Wort.
    »Schaut mich nicht so mitleidig an«, sagte Michel verdrießlich. »Das macht alles nur noch schlimmer.«
    Nur mit der Bruche bekleidet, saß er auf der Schlafstatt. Jean hatte ihm den Schlamm abgewaschen und rieb nun seine zahllosen Schrammen und Prellungen mit Salbe ein. Zuvor hatte Catherine taktvoll die Kammer verlassen.
    »Der Blitz soll den Kerl beim Scheißen treffen«, sagte Carbonel.
    Michel teilte die Hoffnung des Alten mit ganzem Herzen. Warum nur geriet jede Begegnung mit de Guillory für ihn zur Demütigung?
    »Wie konnte das überhaupt passieren?«, fragte Jean die beiden Leibwächter. »Bei allen Kreisen der Hölle, ihr bekommt zwei Deniers am Tag, damit genau so etwas

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