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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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dieser Mann sein.
    Kurz darauf kam er zu der Stelle, wo die neue Brücke entstehen würde. Überall auf dem schlammigen Platz wurde gesägt, gehämmert, gemeißelt; im Schatten der Stadtmauer stapelten sich Baumstämme und anderes Baumaterial. Michel ging zu einem einfachen Unterstand, in dem sich der Baumeister über einen Tisch beugte und die Konstruktionspläne studierte. Er bat den Mann, ihn herumzuführen, damit er sich ein Bild vom Fortgang der Arbeiten machen könne.
    »Gewiss. Folgt mir.«
    Oberhalb der Uferböschung blieben sie stehen. Hinter ihnen erhob sich die Stadtmauer, besser gesagt das, was davon übrig war: An dieser Stelle klafften so große Lücken darin, dass sie einem Angriff nicht einmal dann standhalten würde, wenn der Feind auf Krücken käme. Vor ihnen floss die Mosel, die wegen der Regenfälle der letzten Tage sehr viel mehr Wasser führte als im Sommer. Die Zimmerleute hatten die alten römischen Brückenpfeiler mit Verschalungen aus Balken versehen, hölzerne Rechtecke, die gut zwei Ellen aus dem Fluss ragten. Anschließend hatten sie das Wasser bis zum Flussbett herausgeschöpft und die Verschalungen mit Pech abgedichtet, damit die Maurer an den Pfeilern arbeiten konnten. Die Männer erneuerten das Mauerwerk und zogen es langsam hoch, mit Steinen, die die Steinmetze am Ufer zurechtmeißelten. Hilfsarbeiter rührten den Mörtel an und schleppten Werkzeug und Baumaterial über die schmalen Planken. Der Baumeister hatte Taue spannen lassen, an denen sie sich festhalten konnten. Trotzdem fiel beinahe täglich einer in den Fluss und musste gerettet werden; vergangene Woche wäre ein Steinmetzlehrling beinahe ertrunken.
    »Bevor der Winter kommt, müssten die Pfeiler fertig sein«, erklärte der Baumeister, ein bärtiger, gedrungener Mann mit deutschen Wurzeln. »Danach können die Zimmerleute beginnen, die eigentliche Brücke zu bauen.«
    Obwohl die Pfeiler erst zwei Drittel ihrer angestrebten Höhe erreicht hatten, konnte Michel sich bereits vorstellen, wie die fertige Brücke einmal aussehen würde. Der Gedanke machte ihn nicht wenig stolz. Die Brücke der Gilde.
    Glücklicherweise hatte es heute früh aufgehört zu regnen, sodass er sich Zeit für die Besichtigung der Baustelle nehmen konnte. Der Baumeister war erfreut darüber, dass sich der Meister der Kaufmannsgilde so für seine Arbeit begeisterte, und erklärte ihm geduldig jede Einzelheit.
    Vorsichtig schritten sie über die Planken, damit Michel einen Blick in die Pfeilerverschalungen werfen konnte. Wieder am Ufer, verteilte er ein paar Deniers Trinkgeld an die Arbeiter und Handwerker, was ihm erfreute Dankesrufe einbrachte.
    Als er sich gerade vom Baumeister verabschiedete, erblickte er Aristide de Guillory.
    Der Edelmann ritt über den Platz, gefolgt von Berengar, seinem Sarjanten, und zwei Kriegsknechten, alle zu Pferd. Michel war nicht sonderlich überrascht, ihn zu sehen. Er rechnete seit Wochen damit, dass de Guillory ihn wegen der Brücke zur Rede stellen würde. Er machte sich auf eine hässliche Auseinandersetzung gefasst.
    Steinmetze und Zimmerleute unterbrachen ihre Arbeit und glotzten den Ritter an. Vor den Hütten, die den Platz säumten, liefen die Leute zusammen. De Guillory zügelte sein Pferd und betrachtete mit finsterer Miene die Baustelle. Er sah aus, als käme er gerade vom Schlachtfeld: Schlamm klebte an seinem Waffenrock und dem Kettenpanzer. An seinem Gürtel hingen ein Schwert und ein Dolch, am Sattel ein Morgenstern, sein verbeulter Schild und ein zerschrammter Eisenhelm. Sein kupferfarbenes Haar glänzte schweißnass.
    Die Zügel schnitten in seinen Handschuh, als er seine Rechte zur Faust ballte. »Wer ist für diese Schweinerei verantwortlich?«, brüllte er über den Platz.
    Michel trat vor und blickte zu dem Hünen auf seinem Schlachtross auf. »Das ist keine Schweinerei, sondern ein von der Kaufmannsgilde in die Wege geleitetes und von Bischof Ulman genehmigtes Bauvorhaben.«
    De Guillorys Augenbrauen rückten zusammen. »Du bist doch der Kerl, dem ich den Gaul abgestochen habe.«
    »Ich bin der Gildemeister von Varennes-Saint-Jacques, und Ihr werdet vom Pferd steigen, wenn Ihr mit mir sprechen wollt«, erwiderte Michel ruhig. Aus den Augenwinkeln sah er, dass immer mehr Schaulustige auf die Gasse strömten.
    De Guillory blieb im Sattel sitzen. »Die Arbeiten werden sofort eingestellt, oder ihr verdammten Kaufleute lernt mich kennen.«
    »Wir werden diese Brücke bauen, ob es Euch gefällt oder nicht.

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