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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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hältst du mich? Ich bin nicht blind. Seit Tagen schleichst du im Haus herum und betest, dass ich endlich verschwinde, damit du dich davonmachen kannst.«
    »Das ist doch Unsinn …«
    Er hämmerte mit der Faust auf den Tisch, dass das Geschirr klirrte. »Hör auf, mich für dumm zu verkaufen! Hast du dich je gefragt, was du damit mir und der Familie antun würdest? Nein, natürlich nicht. Du warst ja schon immer nur an deinem eigenen Glück interessiert.«
    »Du weißt, dass das nicht wahr ist.«
    »Wie dem auch sei«, sagte er. »Du heiratest Chastain, und wenn du dich auf den Kopf stellst.«
    »Gaspard«, sagte ihre Mutter entsetzt, als er aufstand und sie am Arm packte, »was machst du denn da?«
    »Ich will sie vor der Versuchung bewahren, heimlich das Weite zu suchen.« Unsanft zerrte er sie zur Tür. »Bis zur Trauung bleibt sie in ihrer Kammer.«
    »Du sperrst mich ein?«, fragte Isabelle fassungslos.
    »Du zwingst mich ja dazu.«
    Lutisse und ihre Mutter waren aufgesprungen. »Aber so kannst du doch deine Schwester nicht behandeln!«, rief Marie.
    »So behandle ich jeden, der versucht, mich zu hintergehen.«
    Isabelle versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, doch sie war ihm körperlich schon lange nicht mehr gewachsen. Mühelos zog er sie die Treppe hinauf.
    »Dass du es wagst, mir so etwas anzutun!«, fauchte sie.
    »Tag und Nacht wird ein Knecht auf sie aufpassen«, schnarrte Gaspard, an Marie und Lutisse gewandt.
    Er stieß sie in ihre Kammer und sperrte von außen ab. Wütend hämmerte Isabelle gegen die Tür, bis sie sich die Fäuste blutig schlug. Sie sank aufs Bett, während draußen Gaspard mit Lutisse und Marie stritt.
    Er sperrt mich ein wie einen Hund. Isabelle fühlte sich gedemütigt wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
    Michel und sie hatten zu lange gewartet. Das war nun die Strafe für ihre Untätigkeit.
    Michel … Mehr als alles andere wünschte sie jetzt, er wäre hier, bei ihr.
    Sie legte sich hin und schloss die Augen, während die Verzweiflung sie einhüllte.
    Gaspard machte seine Drohung wahr und ließ sie ununterbrochen von den Knechten des Haushalts bewachen. Ayol, Huon und die anderen waren es auch, die ihr Essen, Trinken und Wasser zum Waschen brachten.
    »Wo ist Alice?«, fragte sie einmal Ayol.
    »Euer Bruder hat sie gestern entlassen.«
    »Er hat was ?«
    Der Knecht schaute verstohlen zur Tür. »Er dachte wohl, sie würde versuchen, Euch zu helfen.«
    Alice hatte der Familie viele Jahre gedient, und nun setzte Gaspard sie einfach auf die Straße, wegen einer Sache, für die sie nicht das Geringste konnte. Was war ihr Bruder nur für ein Mensch geworden?
    »Sorgt Euch nicht um sie, Mademoiselle«, sagte Ayol. »Alice hatte Glück. Heute Morgen schon hat sie eine Stelle beim Dompropst bekommen.«
    Auch Lutisse und Marie schauten gelegentlich nach ihr.
    »Sag Gaspard, dass er mich hinauslassen soll«, forderte Isabelle ihre Mutter am ersten Abend auf.
    »Das habe ich doch schon versucht. Lutisse auch. Aber dein Bruder lässt nicht mit sich reden.«
    »Dann musst du eben darauf beharren. Du bist immer noch seine Mutter!«
    Marie schwieg bedrückt. Sie war nie sehr durchsetzungsfähig gewesen, schon gar nicht Männern gegenüber. Von ihr hatte Isabelle keine Hilfe zu erwarten.
    Ihre Mutter ergriff ihre Hand. »Du musst versuchen, ihn zu verstehen. Er will doch nur, dass du einen guten Ehemann bekommst. Wieso kannst du das nicht akzeptieren? Was ist denn so schlimm an Chastain?«
    »Sprich nicht von ihm.«
    »Versetz dich doch einmal in Gaspards Lage …«
    »Von ihm auch nicht!«, sagte Isabelle schärfer, woraufhin ihre Mutter leise zu weinen begann.
    Isabelle ertrug den Anblick ihrer Tränen nicht und starrte zum Fenster hinaus. Sie wünschte, ihr Vater wäre noch am Leben. Er hätte nicht zugelassen, dass es je so weit käme. Wäre er noch da, hätte sich Gaspard nie zu solch einem Ungeheuer entwickelt.
    »Ich sollte jetzt gehen. Wir haben noch viel Arbeit vor der Hochzeit«, murmelte ihre Mutter und schlüpfte aus der Kammer.
    Bevor Huon, der draußen Wache stand, die Tür schließen konnte, baute sich Isabelle vor ihm auf. »Lass mich hinaus«, forderte sie.
    »Tut mir leid, Mademoiselle, das darf ich nicht.« Huon wich ihrem Blick aus. »Der Herr hat’s befohlen.«
    »Und was würdest du tun, wenn ich dir einen Tritt versetzte und einfach davonliefe?«
    »Müsste ich Euch nachlaufen und einfangen. Tut mir wirklich leid«, murmelte der Knecht und versank vor Scham schier

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