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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Empfang mit Brief und Siegel bestätigen lassen.«
    Bei den fünfzehn Pfund handelte es sich um die letzte Rate des vermaledeiten Darlehens, das Aristide seit Monaten das Leben schwermachte. Sowie seine Männer das Silber Eudes de Vaudémont überbracht hatten, wäre er endlich alle Verpflichtungen gegenüber der Kirche los, und der Bischof von Toul konnte seinetwegen an seiner Geldgier ersticken.
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Berengar.
    Es würde gewiss eine Stunde dauern, bis der Kämmerer das Geld abgezählt hatte – so lange wollte Aristide nicht auf seinen Sarjanten warten. Er schwang sich auf sein Schlachtross und ritt allein zu seiner Burg zurück.
    In der Vorburg wurde emsig geschuftet. Leibeigene trugen Balken über den Hof, Steinmetze bearbeiteten Türstürze und Treppenstufen, auf den Gerüsten wimmelte es von Maurern. Nachdem der Bau jahrelang nur schleppend vorangegangen war, tat sich seit dem Frühjahr endlich wieder etwas. Woche für Woche wuchsen Wehrmauern und Türme merklich, auch das Torhaus nahm allmählich Form an. Noch ein knappes Jahr, schätzte Aristide, und die Anlage wäre endlich fertig.
    Nachdem er sein Pferd den Stallknechten überlassen hatte, schlenderte er zum Palas. Es war ein herrlicher Sommertag, sonnig und warm, aber nicht zu heiß. Seine Hunde dösten im Schatten neben der Treppe; einer biss lustlos auf einem Knochen herum. Der Anblick der Tiere brachte ihn auf die Idee, er könnte wieder einmal auf die Jagd gehen. Das Wetter wäre dafür genau richtig, und es war schon einige Wochen her, dass er die Zeit gefunden hatte, durch die Wälder zu streifen und einem Eber oder Hirschen nachzustellen, ohne einen Gedanken an die zahllosen ermüdenden Verpflichtungen, die ihm tagtäglich zusetzten.
    Er ging zu seinen Gemächern, um ein anderes Wams anzuziehen und seine Armbrust zu holen. Während er durch den Palas schritt, wunderte er sich über die Stille in den Kammern und Sälen. Normalerweise stolperte man zu dieser Tageszeit alle zwei Schritte über eine Magd, die frische Binsen ausstreute oder die Kienspäne erneuerte.
    »Wo sind die ganzen Diener?«, fragte er seinen Truchsess, den er auf der Treppe traf.
    »Hat Euch die Herrin nichts gesagt?«, erwiderte der Mann verwundert.
    »Ich weiß von nichts.«
    »Frau Yolande hat sie heute Morgen entlassen.«
    »Sie hat was ?«
    »Zumindest die Mägde. Sie bat mich, ihnen den restlichen Wochenlohn auszuzahlen, und schickte sie fort. Der Kaplan erwartet mich, Herr. Wenn Ihr erlaubt …« Der Truchsess, der sehr wohl wusste, was die Stunde geschlagen hatte, schlüpfte an ihm vorbei und eilte hastig davon.
    »Yolande!«, brüllte Aristide und stampfte die Treppe hinauf.
    Yolande war in ihren Gemächern, wo sie gerade ein neues Kleid anprobierte. Ihre Kammerdienerin Magali half ihr, den passenden Silberschmuck auszuwählen.
    »Mein Gemahl«, begrüßte sie ihn lächelnd, hob die Arme und drehte sich. »Ist es nicht wunderhübsch?«
    »Wieso habt Ihr meine Mägde entlassen?«
    »Ich habe bemerkt, wie Ihr einige von ihnen anstarrt«, erklärte sie unverblümt, während sie die Ringe begutachtete, die Magali ihr auf einem Samtkissen darbot. »Sie erregen offensichtlich Eure Lüsternheit. Das dulde ich nicht länger. Dies ist ein züchtiges Haus.«
    »Ein züchtiges Haus?«, ächzte Aristide. »Soll das ein Scherz sein? Gestern erst haben wir es auf Eurer Kommode getrieben!«
    Magali errötete und senkte schamvoll den Blick.
    »Das ist etwas anderes«, sagte Yolande. »Wir sind Mann und Frau. Aber ich lasse nicht zu, dass Ihr mich mit einer Magd hintergeht, weil Ihr Eure Wollust nicht im Zaum halten könnt. Von nun an bin ich die einzige Frau, der es gestattet ist, sich in Eurer Nähe aufzuhalten.«
    Das verschlug Aristide für einen Moment die Sprache. Er hatte bereits wenige Tage nach ihrer Hochzeit erkannt, dass Yolande keineswegs so zurückhaltend und damenhaft war, wie Herzog Simon sie einst beschrieben hatte. Tatsächlich besaß sie ein störrisches und dickköpfiges Wesen, das ihn nicht selten ärgerte. Dieses Ausmaß an Eigensinn jedoch war ihm gänzlich neu.
    »Wieso ist sie dann noch da?«, fragte er und deutete auf die Kammerdienerin.
    »Weil ich sie seit drei Jahren kenne und ihr blind vertraue. Magali würde lieber sterben, als mich zu betrügen. Nicht wahr, mein Schatz?«
    »Gewiss, Herrin«, murmelte das Mädchen, ohne den Blick zu heben.
    »Ich habe Euch nicht erlaubt, nach Belieben über die Dienerschaft zu verfügen«,

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