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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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Bester.« Sie küsste seine Wange, sein Ohr, seine Halsbeuge. »Dafür bin ich nicht hergekommen …«
    Sybille blieb bis zum frühen Morgen und machte sich auf den Heimweg, bevor sich der Place de Chambre mit Menschen füllte, damit sie nicht von der halben Stadt beim Verlassen seines Hauses gesehen wurde. Zwar duldete die Kirche Liebschaften zwischen unverheirateten Bürgern gleichen Standes, doch die Nachsicht des Bischofs stieß an ihre Grenzen, wenn die Beteiligten die nötige Diskretion vermissen ließen. Michel bestand darauf, dass Yves und Louis sie begleiteten, damit sie in den halbdunklen Gassen nicht belästigt wurde.
    Obwohl er nur wenige Stunden geschlafen hatte, fühlte er sich ausgeruht und voller Tatendrang. Sein senno sagte ihm, dass heute ein guter Tag wäre, das Bier aus Lübeck auf dem Place de Vésigneul anzubieten. Als Yves und Louis zurückkamen, luden sie die Fässer auf den Wagen und brachten sie zur Markthalle, wo die Kunden bald Schlange standen. Wieder einmal hatte ihn sein Gespür nicht getäuscht. Schankwirte und die Küchenmeister der großen Familien rissen ihm das Bier nur so aus den Händen, und am späten Nachmittag war das letzte Fass verkauft.
    Tags darauf bekam Michel unerwarteten Besuch.
    »Pierre!«, sagte er erfreut, als Melville am frühen Abend in seine Schreibstube trat. »Was führt Euch nach Metz?«
    »Die Geschäfte, was sonst? Ich verhandle gerade mit zwei Pferdezüchtern und versuche, mich nicht übers Ohr hauen zu lassen.«
    »Das wird Euch kaum gelingen. Pferdezüchter sind allesamt Gauner.« Lachend umarmten sie einander. »Bitte, setzt Euch«, forderte Michel seinen Besucher auf. »Wein?«
    »Gern.«
    Nachdem Louis zwei Krüge gebracht hatte, musterte Michel seinen alten Freund, den er eine ganze Weile nicht gesehen hatte. Melville musste inzwischen fünfundvierzig sein, doch die Jahre minderten sein gutes Aussehen nicht im Geringsten: Das graue Haar an den Schläfen und der von silbernen Strähnen durchsetzte Spitzbart ließen ihn wie einen verwegenen spanischen Edelmann erscheinen.
    »Erzählt mir von der Heimat«, sagte Michel. »Ist die Stadtmauer endlich fertig?«
    »Seit zwei Monaten. Aber das ist auch schon die einzige gute Nachricht. Varennes geht es schlecht. Die Marktabgaben fressen uns allmählich auf. Immer mehr Leute landen am Bettelstab, weil sie die hohen Steuern nicht bezahlen können.«
    Michel wusste, wie schlimm es um seine einstige Heimatstadt stand – er versuchte, stets über alle Ereignisse in Varennes auf dem Laufenden zu bleiben. Aristide de Guillory hörte nicht auf, das Stadtvolk auszupressen, obwohl seine Burg längst fertig war. Seine Gier nach Silber kannte keine Grenzen, und er fand immer neue Gründe, die Bürger zur Kasse zu bitten. Man sagte, schuld daran sei hauptsächlich seine anspruchsvolle Gemahlin Yolande, die von de Guillory ständig neue Kleider, Schmuckstücke, Reitpferde und rauschende Feste fordere.
    »Wieso unternimmt das Schöffenkollegium nichts dagegen? Oder die Gilde?«
    »Ihr kennt doch de Brette. Er hat von Anfang an vor de Guillory gebuckelt. Aber damit ist jetzt Schluss. Seit Allerheiligen hat die Gilde einen neuen Meister.«
    »Wer ist es?«
    »Ich«, sagte Melville lächelnd.
    »Das sind großartige Neuigkeiten!« Michel umarmte seinen Freund noch einmal. »Meinen Glückwunsch. Wie kam es dazu? Habt Ihr de Brette herausgefordert?«
    »Er ist überraschend gestorben. Ein Reitunfall. Er hat sich am Bein verletzt, die Wunde wurde brandig, vier Tage später war er tot.«
    Unwillkürlich bekreuzigte sich Michel. Trotz aller Feindschaft war der Mann einst sein Schwurbruder gewesen, und er wollte nicht im Zorn an ihn denken, nun, da er nicht mehr unter den Lebenden weilte.
    »Vorige Woche haben wir gewählt«, fuhr Melville fort. »Ich habe gleich im ersten Durchgang gewonnen. Aimery Nemours ist auch angetreten, aber er bekam nur drei Stimmen – seine eigene und die von Baffour und d’Alsace.«
    »Aimery? Nicht Jacques?«, fragte Michel verwundert. Jacques war immer der Wortführer der Gebrüder Nemours gewesen, während sich der charakterschwache Aimery stets im Hintergrund hielt.
    »Jacques ist auch tot. Im Juli traf ihn der Schlag, Gott hab ihn selig.« Melville verschränkte die Hände und legte sie auf den Tisch. »Jedenfalls gibt es nun niemanden mehr, der Euch die Mitgliedschaft in der Gilde verwehrt. Ich kann Euch noch heute aufnehmen, wenn Ihr wollt. Kommt nach Hause, Michel«, sagte er. »Wir brauchen

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