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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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S.
     
                          
     
                          
     
    Die
dritte Leiche konnte bislang noch nicht identifiziert werden. Auffällig an ihr
ist jedoch, dass an der linken Hand der kleine Finger und an der rechten der
Daumen fehlten. Nach Angaben der Ärzte wurden sie erst vor Kurzem fachgerecht
amputiert.
    Die
Frage, wer die „Rote Gräfin“ war, die nach Aussagen eines Hausbediensteten der
Familie A. am Silvesterabend gegen siebzehn Uhr dreißig Michael A. in dessen
Villa bei Starnberg aufsuchte und mit ihm eine Stunde später in einem Mercedes
Benz das Anwesen verließ, ist gleichermaßen ungeklärt. Rätselhaft bleibt auch,
weshalb der Polizeibeamten A. seine Kollegen nicht über seine mögliche
Abwesenheit verständigte. Man geht davon aus, das A. private Ermittlungen
führte und einem Münchener Rauschgiftring auf der Spur war.
    Wurde
er Opfer eines Mordkomplotts? Weiterhin wird als ungewöhnlich erachtet, dass
sich in der Brieftasche des A. ein Passbild von Daniel Wegner befand. Daniel
ist der Bruder, der seit August letzten Jahres vermissten Gabriele und Sohn des
mutmaßlichen Entführers Manfred Wegner (Wir berichteten darüber).
    Welche
Beziehung bestand zwischen dem Toten und Daniel Wegner? Ferner liegt uns ein
Protokoll vor, welches vor genau anderthalb Wochen von einem Beamten der
Münchner Bahnpolizei aufgenommen wurde. Aus dem geht hervor, dass der tödlich
Verunglückte Franz S. von eben diesen Daniel Wegner und einigen seiner Freunde,
massiv bedroht worden sei. Wie uns die Münchner Ermittlungsbehörde noch vor
Redaktionsschluss mitteilte, wird jetzt nicht nur nach Manfred, sondern
ebenfalls nach seinem siebzehnjährigen Sohn, Daniel Wegner, gefahndet. Dabei
stellen sich logischerweise zwei grundlegende Fragen: Hat Daniel Wegner etwas
mit dem tragischen Tod der drei Männer zu tun? Und: Haben die Pathologen ein
Indiz übersehen, das doch auf ein Fremdeinwirken schließen lassen könnte?
    Ein
altes Sprichwort sagt: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
     
                                    

60. Sonntagskaffee
     
    „Es
hat geklingelt . . ., nun mach schon auf“, sagte sie. Es war Sonntag, der 4.
Januar. Wir saßen am runden Kaffeetisch: Maria, Gaby und ich. Gelangweilt
schlenderte Gaby zur Flurtür.
    Seid
unserem Einzug in Marias Haus, waren einige Wochen vergangen. Ich nahm mir sehr
viel Zeit, um mich mit Gaby zu beschäftigen, und musste dafür ein erhebliches
Maß an Geduld aufbringen, denn manches Mal kam ich mir ganz und gar hilflos
vor. Nachdem man bei ihr die Dauerbehandlung mit Drogen abrupt eingestellt
hatte, waren die schwerwiegenden Folgeerscheinungen selbst Maria nicht
entgangen. Auch sie gab sich alle erdenkliche Mühe, um meiner Kleinen die
Umstellung in das normale Leben zu erleichtern. Nervosität und häufiges
Erbrechen, zitternde Hände, Angstgefühle und nächtliche Alpträume wechselten
mit Phasen von Apathie. Nach annähernd zwei Monaten verbesserte sich unerwartet
ihr Zustand und es flackerte ein kleiner Hoffnungsschimmer in mir auf. Ich
wollte, dass Gaby genauso nach Hause zurückkehrt, wie ich mit ihr fortgefahren
war: gesund und munter. Ob mir das hingegen gelingen würde, schien derzeit fast
aussichtslos zu sein.
    Am
Heiligen Abend erhielten wir eine wunderschöne Weihnachtskarte, die an Manfred
und Gabriele Wegner adressiert war. Sie hatte folgenden Wortlaut:
     
    Ein
frohes Weihnachtsfest
    Zur
gesegneten Geburt des ehrenwerten und hochangesehenen Propheten Jesus Christus,
Geist und Wort Gottes, übermittle ich Euch meine besten Glückwünsche.
    In Liebe Eure Dr.
phil. Margot Sofia Hansen
     
    Wir
feierten Weihnachten und Silvester, Neujahr ging vorüber - unser Leben
plätscherte eintönig vor sich hin. Mich erfüllte ein Gefühl von
Teilnahmslosigkeit und Desinteresse für alles, was da kommen möge, für alles,
was sich die Hansen noch einfallen lassen würde, um uns bis zur Unkenntlichkeit
zu degenerieren. Abgesehen von den Büchern aus der Bibliothek, gab es nichts,
womit man sich sonst hätte beschäftigen können. Jedem im Dorf war es untersagt
ein Radio- oder Fernsehgerät zu besitzen. Keine Zeitung, kein Telefon. Keine
Informationen von außen, die die Bewohner auf irgendeine Weise verwirren
konnten. Aber das war vielleicht ganz gut so. Ich kannte ja solche drakonischen
Maßnahmen wie totale Nachrichtensperre von früher.
    Zum
Spazierengehen war es oft zu stürmisch und kalt an

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