Das Salz der Mörder
euch verdient. Zur
Sache: In diesem Ordner sind all eure Daten, eure Untersuchungsberichte, Marias
Perioden und Schwangerschaftstests, eure exakten Verkehrszeiten und so weiter.
Hiermit . . ., Herzlichen Glückwunsch, meine Lieben! Ihr habt es geschafft.
Maria, du bist schwanger. Manfred, wieso siehst du mich so einfältig an? Freust
du dich denn gar nicht? Soviel ich weiß, wirst du infolgedessen zum dritten Mal
Vater. Warum nicht gleich so, mein Junge? Wärst du schneller gewesen, hätte ich
dir noch eine andere Dienerin zugewiesen. Hingegen habe ich es mir aus
ethischen und humanitären Gründen anders überlegt. Ich kam ferner zu dem
Entschluss, dich und Gabriele möglichst bald zu entlassen, natürlich nur, wenn
die Ergebnisse auf dem Ultraschall unseren Vorstellungen entsprechen. Und dies
heißt wiederum, dass ihr mindestens bis zum Frühjahr bei uns bleiben werdet.
Maria, wenn du deine Pflicht erfüllst, du das Kind gesund entbindest, kannst
ebenso du, wenn du willst, gehen, weil ich weiß, du liebst ihn, und vielleicht
hat Manfred später einen Platz für dich in seinem Leben. Ihr könnt also eure
Fluchtpläne getrost in den Papierkorb werfen, oder habt ihr wirklich geglaubt,
ich hätte nicht bemerkt, wozu ihr die ganzen Mineralwasserflaschen missbrauchen
wolltet? Bei Flut über die Nordsee in das nächstgelegene Dorf. Stimmt’s? Ist ja
letzten Endes egal. Ihr hättet nie fliehen können. Da ist noch etwas anderes zu
klären. Und zwar werde ich meine Rechtsabteilung beauftragen ein Dokument
aufzusetzen, welches du unterschreiben wirst, Manfred. Dieses Dokument schließt
Gabriele mit ein. Ein so genanntes: regulum taciturnitas.“
Der mit Salz
beladene Esel
Ein mit Salz
beladener Esel musste durch einen Fluss, fiel hin und blieb einige Augenblicke
behaglich in dem erfrischenden Wasser liegen. Beim Aufstehen fühlte er sich um
einen großen Teil seiner Last erleichtert, weil sich das Salz im Wasser
aufgelöst hatte. Der Esel merkte sich diesen Vorteil und wandte ihn gleich am
folgenden Tage wieder an, als er mit Schwämmen beladen durch diesen Fluss
hindurchgehen musste. Diesmal fiel er absichtlich nieder, sah sich aber arg
getäuscht. Die Schwämme hatten nämlich das Wasser angezogen und waren bedeutend
schwerer als vorher. Die Last war nun so groß, dass er ihr erlag. Die Last war
schließlich so groß, dass sich das Tier nicht erheben konnte und starb. Sei
vorsichtig mit deinen Mitteln, sie helfen nicht in jedem Fall! (nach Äsop)
61. Sonntagskaffee
„Es
hat geklingelt . . ., nun mach schon auf“, sagte sie. Es war Sonntag, der 4.
Januar. Alle saßen um den runden Kaffeetisch: Oma Ilse, Opa Toni, Veronika und
Daniel. Trotz der eisigen Kälte, die über Berlin lag, stand die Balkontür einen
winzigen Spalt offen, denn Opa hatte wieder mal mit seinem Zigarrenqualm das
ganze Wohnzimmer in tiefstes Blau gehüllt. Über dieses kleine Laster sah Oma
hinweg, allerdings nur sonntags. Im Fernsehen lief „Amadeus“. Veronika dachte
an Manfred - das war einer seiner Lieblingsfilme. Sie erinnerte sich an
Salzburg.
Es
lag noch ein halbes Stück Pflaumenkuchen auf Daniels Teller, als er aufstand,
um im Flur die Wohnungstür zu öffnen. Es verging einige Zeit.
„Was
macht der Junge bloß so lange da draußen, Leute? Jetzt kommen ihn wohl seine
Freundinnen schon bis zu uns ins Haus nachgelaufen?“ grinste Opa verschmitzt
über seine Kaffeetasse hinweg.
„Mutti,
kannst du bitte mal kommen“, rief Daniel durch den langen Korridor.
„Guten
Tag, sind Sie Frau Wegner?“
„Ja,
die bin ich. Was gibt es denn?“
„Ich
bin Oberkommissar Schäfer. Ich habe einen vorläufigen Haftbefehl für Ihren Sohn
Daniel Wegner. Er ist dringend tatverdächtig in der Nacht zum 1. Januar den
Hauptkommissar Michael Aichinger, den Bundesbahnbeamten Franz Stottinger und
eine dritte, bisher nicht identifizierte Person an der Isar in München ermordet
zu haben.“
„Machen
Sie Witze?“
„Frau
Wegner, es tut mir leid, ich muss Ihren Sohn vorläufig festnehmen. Außerdem
habe ich zwei Durchsuchungsbeschlüsse. Einen für diese Wohnung - wenn Sie bitte
lesen möchten - und der andere für Ihre Wohnung in München.“
„Das
kann bloß ein verspäteter Neujahrsscherz sein. Sie meinen das nicht im Ernst,
oder? Seid ihr alle verrückt geworden. Ich habe meinen Mann und meine Tochter
wegen der Unfähigkeit Ihrer Polizei verloren. Und jetzt wollt ihr mir noch
meinen Jungen nehmen? Wir halten uns seit dem 23. Dezember hier
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