Das Salz der Mörder
Sie mich
verstanden? Doktor, machen Sie die Tür auf!“
„Mister
Smiley, was ist Ihr Problem?“
„Ja,
Sie haben recht: Ich habe ein Problem, deshalb bin ich ein bisschen nervös
geworden. Und wenn Sie nicht sofort die Tür aufmachen, haben Sie genauso ein
Problem.“
Wir
konnten von draußen alles mit anhören, was im Zimmer geschrien wurde und
wussten nicht, wie wir reagieren sollten. War Steven wirklich verrückt
geworden?
„Ich
bitte Sie, sich zu beruhigen. Warum machen Sie das?“ hörten wir Dr. Webster
beschwichtigend fragen.
„Warum
ich das mache, Doktor, ist ganz einfach: Sie sollen mir die Wahrheit sagen! Was
ist los mit mir? Wie komme ich hier her? Ich kann mich nicht erinnern, schon
einmal bei Ihnen in Behandlung gewesen zu sein. Wenn Sie um den heißen Brei
herumreden wollen - das schwarze Kabel und die Lampe halte ich in der Hand,
also sehen Sie sich Ihre hübsche Mitarbeiterin noch mal genau an!“
„Mister
Smiley, mir geht es wie Ihnen: Auch ich weiß nicht, was los ist. Und wie soll
ich Ihnen die Wahrheit sagen - ich muss Sie doch zuvor untersuchen. Sie sind
seit zwei Stunden in meiner Klinik. Sie lagen bis jetzt bewusstlos im Bett. Was
erwarten Sie von mir? Ich konnte vorerst lediglich Ihren Kopf und Ihr Bein
röntgen. So, und jetzt sagen Sie mir, was Sie wollen? Wollen sie tatsächlich
Schwester Florence umbringen? Schön, aber dann verspreche ich Ihnen, dass Sie
nicht mehr lebend aus meiner Klinik herauskommen werden. Wir sind hier in
Afrika, mein lieber Freund, und wenn ein weißer Arzt Ihr beschissenes weißes
Ableben attestiert, dürfte das den ghanaischen Behörden so ziemlich egal sein.
Die kümmern sich einen Scheißdreck um unsere weißen Probleme. Verstehen Sie
mich, Mister Smiley? Lassen sie sofort die Schwester los!“
Unvermittelt
sprang die Tür auf. Schwester Florence kam mit ihren Sachen in den Händen, die
sie schützend vor ihren wohlgeformten Körper presste, aus dem Zimmer gestürzt. Weinend
stieß sie die Neugierigen beiseite. Gleichzeitig stürmten zwei schwarze Pfleger
hinein und warfen sich auf Steven. Florence rannte im Zickzack den Korridor
entlang, dem Schwesternzimmer entgegen. Zum zweiten Mal hatte ich Gelegenheit
ihr prachtvolles Hinterteil zu bewundern.
An Salz kann man
sich nicht satt essen und mit Gedanken sich nicht von seinen Sorgen befreien. (russisches
Sprichwort)
63. Möllers Report
„Mensch
Möller, Menschenskind, was haben Sie bloß in der Neujahrsnacht veranstaltet? Wie
konnte das passieren?“
„Na
sagen Sie mal, was wollen Sie denn damit andeuten? Sie glauben wohl nicht allen
Ernstes, dass ich etwas damit zu tun habe? So weit geht unsere Freundschaft
auch wieder nicht, liebe Frau von Bentheim.“
„Aber
weshalb, um Himmelswillen, haben Sie sich seit diesem Vorfall nicht mehr bei
mir gemeldet? Ich muss heute nach Berlin. Dort wurde Daniel Wegner wegen der
drei Toten in der Isar verhaftet. Bitte, ich bin in Eile. Ist Ihr Bericht
fertig? So, reden Sie doch. Soll ich Ihren Bericht beim Autofahren lesen?“
„Sie
können gar nichts lesen. Es gibt noch keinen Bericht.“
„Sie
möchten nicht zufällig, dass ich mir die entsprechenden Notizen für meine Akten
aus den heutigen Tageszeitungen zusammensuche? Wofür bezahle ich Sie
eigentlich?“
„Hören
Sie: Bis zu dieser Minute war ich unterwegs, um die Frau in Rot zu finden.
Leider ohne Erfolg. Doch lassen Sie mich von Anfang an berichten. Zuerst
kundschaftete ich die Wohnung und die Arbeitsstelle von diesem Stottinger aus.
Das war kein Kunststück. Durch den bin ich dann an einen gewissen Michael
Aichinger geraten. Dieser Aichinger arbeitet, arbeitete als Hauptkommissar im
Ersten Kommissariat hier in München. Am Silvesterabend fuhr ich raus nach
Starnberg, wo er mit seiner Frau in der Villa seiner Schwiegereltern wohnt,
wohnte - Verzeihung. Ich wollte mich dort mal umsehen.“
„Warum
gerade Silvester?“
„Ich
dachte mir, die ganze Familie würde an solch einem Abend beisammen sein und ich
bekäme infolgedessen mehr Hintergrundinformationen. Also, ich fand das Anwesen
und parkte meinen zerbeulten Volvo in einer Nebenstraße, etwas weiter entfernt.
Als ich zu der Aichinger-Villa kam – was heißt Villa, das ist ein Palast -,
jedenfalls stand die Toreinfahrt offen und ein Daimler-Schlitten mit Fahrer
parkte vor der Freitreppe. Zu meinem Erstaunen war ich allerdings nicht allein
vor Ort, um das Gelände zu observieren. Unbemerkt komme ich an den Benz heran
und sehe
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