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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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Information, Bildung und Unterhaltung?“
    „Nun
werden Sie doch nicht polemisch. Sie sollten uns vielmehr dankbar sein, wenn
wir Ihnen mit der Sondersendung dieses Videos kostenlos unter die Arme greifen.
Da sich die Fahndungserfolge Ihrer Ermittlungskommission nun wahrlich nicht
gerade häufen, könnten Sie ruhig etwas freundlicher sein, Herr Doktor, zumal
Sie zweifelsohne über den wieder aufgetauchten Opel des Wegner mit zahlreichen
Hinweisen rechnen dürfen. Dass man den Wagen in der Nähe von München gefunden
und die gestrige Ausgabe der Berliner Tageszeitung darin entdeckt hat, erachte
ich allerdings als äußerst absonderlich. Oder meinen Sie tatsächlich, der
Wegner ist so verblödet und fährt zu seiner Verwandtschaft nach Berlin, trinkt
dort mit jedem ein Tässchen Kaffee, kauft sich danach eine Zeitung, um damit
geradewegs nach München zu seiner Frau zurückzukehren? Der wird sich doch
denken können, dass die Häuser überwacht werden. Oder haben Sie Ihre Männer
etwa abgezogen? Und das Auto so abzustellen - augenscheinlich auf dem
Präsentierteller -, dass selbst der dümmste Streifenpolizist darüber stolpern
muss, ergibt für mich keinen Sinn. Auffällig ist ebenso der Zeitpunkt.
Gleichzeitig erreicht uns ein Video über die Sexualpraktiken des Herrn Wegner
und obendrein erscheint der seit Monaten gesuchte Opel auf der Bildfläche.
Irgendwas ist da faul, meinen Sie nicht auch?“
    „Wenn
der Wegner tatsächlich frei in der Gegend umher läuft und unschuldig wäre,
warum meldet er sich nicht bei uns, sondern veranstaltet solche Kapriolen?“
    „Vielleicht
ist es gar nicht der Wegner, der diese Kapriolen veranstaltet. Möglichenfalls
wollte jemand eine falsche Spur legen.“
    „Wer
denn? Sagen Sie, ist das hier eigentlich ein offizielles Interview?“
     
    Ironie ist das
Körnchen Salz, das das Aufgetischte überhaupt erst genießbar macht. (Johann
Wolfgang von Goethe)

65. Stevens grandiose Idee
     
    „Wie
geht es dir?“ hörte ich mich fragen und sah mir dabei sein Zimmer an. „Nun hast
du ja wenigstens ein bisschen Abwechslung.“ Mit einem Kopfnicken begrüßte ich
den anderen Patienten, der sich seit Kurzem mit Steven das Krankenzimmer
teilte.
    „Hallo,
Freddy. Das ist Joe. Joe brach sich bei einer Schlägerei das rechte Schlüsselbein.
Mir geht es bestens. Freddy, du musst unbedingt mit diesem Doktor Webster
reden. Kannst du mir sagen, was ich hier überhaupt soll? Der hat mir gefälligst
eine Diagnose zu stellen und mich danach zu entlassen. Ich bin schließlich
nicht nach Ghana gekommen, um mich wieder ins Krankenbett zu liegen. Wo ist
David?“
    „David
ist arbeiten. Das weißt du doch. Er wünscht dir gute Besserung und schaut heute
Abend vorbei.“
    „Danke.
Hör zu, lass uns auf deutsch reden. Mein Zimmergenosse dort drüben brachte mich
auf eine grandiose Idee. Der arbeitet nämlich in den Goldminen von Obuasi. Das
Nest liegt zirka vier bis fünf Autostunden von Accra entfernt, wie er sagt.
Eine üble Gegend. Schlechte Straßen. Mitten im Regenwald. Die Goldminen gehören
zu sechzig Prozent dem ghanaischen Staat und zu vierzig Prozent einer
britischen Firma. Dort arbeiten überwiegend solche Typen wie der, den du dort
liegen siehst: alles kaputte Gestalten, harte Burschen, Raufbolde, Abenteurer.
Engländer, Australier, Amerikaner, was weiß ich. Alles Verrückte. Zwölf Stunden
Arbeit, zwölf Stunden Freizeit und einmal in vier Woche vier freie Tage
hintereinander. Die verdienen sich dort dumm und dämlich. Und dieses Geld hauen
die an einem einzigen Wochenende im Monat auf den Kopf. Doch dafür müssen sie auf
beschissenen Straßen stundenlang nach Accra tuckern, weil es in ihrem Buschdorf
nichts gibt, aber auch gar nichts gibt, womit sich diese Idioten die Zeit
vertreiben können. Dort ist nicht mal eine Kneipe. Die meisten dieser Experten
sind unverheiratet, und denen sitzt das Geld bekanntlich ziemlich locker. Und
jetzt zu meiner grandiosen Idee: Du und ich, Manfred Wegner und Steven Smiley,
wir beide machen dort eine Kneipe auf. Die Weiber bringen wir natürlich gleich
mit, gehört zum Service. Wir ziehen diesen weißen Arschlöchern die Kohle aus
der Tasche. Oder sollte ich lieber sagen: das Gold aus der Nase?“
    „Und
auf diese, deine ‚grandiose Idee‘, ist vor dir noch niemand anderes gekommen?
Das glaubst du wohl selbst nicht, Mister Steven Smiley.“
    „Ich
habe es dir doch gerade erzählt. Es gibt dort nichts. Die saufen da lauwarmes
Wasser. Nun geh zum Doktor

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