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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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zweiter
Zusammenbruch
     
    „Ich
habe meine Unterlagen – ich weiß nicht wie oft - nach einem gewissen Faktum
durchforstet. Mich interessiert eine einzige Frage und die passende Antwort
darauf. Bis heute hat noch niemand diese Frage gestellt, scheint mir. Ziemlich
unverständlich, denn die wahrheitsgemäße Beantwortung hätte viel zum besseren
Verstehen unseres Falles beitragen können. Ich weiß nicht, ob Frau Doktor von
Bentheim ihrer Mandantin diese Frage gestellt hat.“
    Obwohl
die Anwältin mit ihrer Mandantin zum wiederholten Mal in den Amtsräumen des
Staatsanwalt um neuste Ergebnisse nachfragten, sprach Dr. Schmid-Mertens zu
sich selbst, langsam in den Akten blätternd, und ließ eine bedeutsame Pause
entstehen, die Frau von Bentheim endlich verkürzte, indem sie ihn aufforderte,
doch bitte etwas deutlicher zu werden. Daraufhin lächelte Dr. Schmid-Mertens
vielsagend und fragte: „Frau von Bentheim, welches war die erste Frage, die Sie
Frau Wegner stellten, als Sie diesen Fall seinerzeit übernahmen?“
    „Nachdem
sie mir den ganzen Sachverhalt geschildert hatte und ich diesen mit den
dürftigen Aufzeichnungen meines Vorgängers verglich, fragte ich sie, weshalb
sie nicht alle gemeinsam in den Urlaub an die Nordsee gefahren wären.“
    „Aha,
ausgezeichnet! Und was antwortete Ihre Mandantin darauf?“ Nun schaltete sich
Veronika in das Gespräch ein: „Ich antwortete Frau Doktor von Bentheim, dass
mein Mann einen Schweizer Verleger treffen wollte, der sich zufällig zu jenem
Zeitpunkt in Sankt Peter-Ording aufhielt. Leider hatte ich zum besagten
Zeitpunkt noch keinen Urlaub. Die Kinder hatten zwar längst Ferien, doch Daniel
musste noch Unterlagen für seinen zukünftigen Lehrherren anfertigen
beziehungsweise beschaffen, so dass auch er nicht mitfahren konnte.“
    „Ich
verstehe, das klinkt einleuchtend. Können Sie mir sagen aus welchem Grund oder
zu welchem Zweck sich Herr Wegner mit einem Verleger treffen wollte?“
    „Natürlich
kann ich das. Er beabsichtigte ein Buch über Afrika zu schreiben.“
    „Herr
Wegner ist also Schriftsteller. Das wusste ich gar nicht. Hat er denn schon
früher Bücher veröffentlicht?“
    „Nein,
das war es ja eben. Er wollte sich beraten lassen und gegebenenfalls mit einem
Co-Autor zusammenarbeiten.“
    „Und
deshalb ließ er Sie und Ihren Sohn zwei Wochen lang allein?“
    „Ja,
warum denn nicht? Für ihn war das sehr wichtig. Mein Gott, was sind zwei
Wochen? Wir lebten über Jahre getrennt.“
    „Als
Sie nach dem mysteriösen Verschwinden Ihrer Tochter und Ihres geschiedenen
Mannes wenige Tage später in Sankt Peter-Ording eintrafen, sind Sie dort diesem
Schweizer Buchverleger begegnet?“
    „Ja,
sie kam in mein Hotel und wollte wissen, was passiert sei, da ja unsere
Geschichte in allen einschlägigen Zeitungen zu verfolgen war.“
    „Sie?“
    „Ja,
Frau Schwarzkopf ist eine Frau. Wieso fragen Sie . . .? Ach so, ich glaube, ich
kann Ihren kleinbürgerlichen Gedankengängen folgen: Leider ist Frau Schwarzkopf
vierundsechzig Jahre alt, wenn Sie das meinen. Ich habe ihre Adresse bei mir.
Rufen Sie sie an. Frau Schwarzkopf wird meine Aussage bestätigen.“
    „Sagen
Sie, Frau Wegner, wovon lebt Ihr Mann eigentlich, wenn er nicht gerade Bücher
schreiben will?“
    „Einer
Ihrer Kollegen aus Kiel stellte mir vor einigen Monaten die gleiche dümmliche
Frage und meine dümmliche Antwort kennen Sie doch jetzt: Mein Mann lebt von
Entführung, von Videopornografie und bezahlter Exhibition! Und außerdem geht
Sie das alles nichts an, oder arbeiten Sie nebenbei auch noch für den
Bundesverfassungsschutz?“
    Das
Büro des ermittelnden Staatsanwalts Schmid-Mertens schien nach dieser Äußerung
etwas in Unruhe geraten zu sein, und die morgendliche Ausgeglichenheit des
amtlichen Raumes wich einer nervösen Regungslosigkeit.
    „Coram
publico“, entfuhr es Dr. Schmid-Mertens unbewusst, der auf seinem Sessel hin
und her rutschte.
    Frau
Katharina von Bentheim unterbrach das nichtssagende Wortgeplänkel zum
wiederholten Male. „Frau Wegner, ich bitte Sie hiermit nochmals: Sie müssen auf
solche Fragen nicht antworten. Dafür bin ich da. Und bitte, Sie sollten sich
nicht so erregen.“
    „Ich
weiß, bitte entschuldigen Sie. Ich kann einfach nicht mehr. Dieser Mann bringt
mich aus der Fassung. Ich verliere meine Selbstbeherrschung. Ständig bin ich
diesen erniedrigenden und überflüssigen Verhören ausgesetzt. Mein Sohn war
mehrere Tage inhaftiert. Wir werden behandelt wie

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