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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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dass ich jeden von euch Hohlköpfen ein Konto bei der Standart
Chartered Bank eingerichtet habe. Seit ich vor fünf Jahren mit dem Klauen
begann, existieren dort eure beiden Konten. Dann sind da noch die Treasure
Bills bei der Bank of Ghana für euch eingetragen. Die Verzinsung liegt dieses
Jahr bei einundvierzig Prozent und erhöht sich wegen der stetig ansteigenden
Inflationsrate kontinuierlich. Es ist für euch gesorgt, Jungs.“
    „Halt,
halt, halt. Ich verstehe das nicht. Und ich glaube Freddy versteht das auch nicht.“
    „David
hat recht: Ich verstehe das auch nicht.“
    „Stellt
euch doch nicht dümmer als ihr seid. Ihr wisst genau, es ist vorbei mit mir.
Von heute auf morgen kann ich zum lieben Gott gerufen werden. Florence erzählte
mir, welche Diagnose Doktor Webster seinerzeit erstellt hatte, und ihr habt es
ebenso gewusst. Er gab mir ein Jahr - nur ein verfluchtes Jahr -, wenn ich mich
nicht in eine ordentliche Behandlung begeben würde. Und das ist mittlerweile
sechs Jahre her. Also, muss ich dem Allmächtigen dankbar sein. Er hat mich
robuster konstruiert als der Onkel Doktor wahrhaben wollte, denn der liebe Gott
verschonte mich bis heute. Infolgedessen bekam ich durch Ihn die Chance für
euch so viel Geld beiseite zu schaffen, wie irgend möglich war. Natürlich
plante ich die Steuerhinterziehung mit ein. Weswegen sollten wir diesem
korrupten Staat Steuern bezahlen, wenn ihr beide das Geld besser gebrauchen
könnt? In Ghana fließen die Steuergelder sowieso nicht in die Staatskasse, die
versickern ganz woanders. Ich staune bloß, dass ich James Fort lebend
überstanden habe. Unter 700 Häftlingen war ich der einzige Weiße. Und, Freddy,
weißt du, wer mich da drinnen zur Sau gemacht hat? Unser ehemaliger
Vorarbeiter, dieser Kojo, den wir damals wegen Diebstahls rausgeschmissen
haben. Du wirst dich erinnern. Dieses Arschlauch hat das ganze Gefängnis,
selbst die Wärter, gegen mich aufgehetzt. Die haben mich behandelt wie das
letzte Stück Scheiße. Meine Thrombose verschlimmerte sich. Wie gesagt, ich
wundere mich überhaupt, dass ich nicht krepiert bin.“
    „In
Abidjan werden wir dich sofort zu einem vernünftigen Arzt zerren, ob du willst
oder nicht. Und dann sehen wir weiter. Vielleicht war die Diagnose von Webster
eine Fehldiagnose. Schließlich hast du seit damals auch keine Ausfälle mehr im
Kopf gehabt. Übrigens wird mir jetzt so einiges klar. Ich fragte mich in
letzter Zeit öfters, weshalb du keine Lust und Freude mehr an unserem Laden
hattest - an unserer Goldgrube in der Goldgrube. Nun weiß ich weshalb: Du
hattest mit deinem beschissenen Leben schon vor sechs Jahren abgeschlossen, du Scheißkerl.
Warum nur, Steven? Gibt es für dich überhaupt keine Hoffnung, gibst du dir
selbst keine Chance mehr?“
    Steven
sah aus dem Fenster, sah das Castle von Elmina im Nachmittagssonnenschein
vorüberziehen, aber auf meine Frage antwortete er nicht. „Glaubt ihr, man lässt
mich in diesem Aufzug über die Grenze? Ihr werdet mir unterwegs ein paar Sachen
kaufen müssen.“
    „Mach
dir keine Sorgen, ich habe alles im Kofferraum“, erwiderte David. Wir fuhren
schweigend weiter, jeder für sich in Gedanken versunken. Die Klimaanlage summte
leise vor sich hin. Vorbei an Secondi-Takoradi, Axim, bis wir endlich Elubo
erreichten, den Grenzübergang zur Elfenbeinküste. David öffnete die
automatischen Scheiben. Lässig legte er seinen gebräunten Ellbogen ins
Wagenfenster, zeigte flüchtig den Diplomatenpass und wir passierten ohne Stopp
die Grenze. Als wir die andere Seite erreicht hatten, wusste ich, Steven war in
Sicherheit, Stevens Flucht war geglückt.

76. Bilder, die um die Welt gehen
     
    Ein
Polizeikommando von zwanzig Mann stürmte den Eingang zum Weißen Haus. Zehn von
ihnen versuchten mit Hämmer und Stemmeisen im Foyer durch die verschlossenen
Glastüren in den großen Saal einzudringen. Die anderen sicherten durch ihre
kugelsicheren Westen, Schilder und Helme die beiden Geiseln ab. In Kniehöhe
entdeckte man in den Glasscheiben mehrere faustgroße Öffnungen, um nach draußen
schießen zu können. Durch diese Löcher wurden auch die Geiseln in Schach
gehalten.
    Der
Beschuss auf die Einsatzgruppe kam aus zwei Richtungen: ein-mal direkt von vorn
durch die Scharfschützen aus dem Festsaal und zweitens, senkrecht von oben. Die
Hansen hatte an alles gedacht: In die Betondecke des Vorraumes, getarnt durch
die Deckenbeleuchtung, waren ebenfalls Löcher eingelassen, die im Ernstfall

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