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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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überlebenden Gemeindemitglieder einsetzen? Ich
würde gern einige von ihnen interviewen.
    Dr.
SCHMID-MERTENS: Mein Herr, machen Sie Witze? Können Sie mir sagen, wie ich bei
denen die Anklage formulieren soll? Bei den meisten handelt es sich um
verwirrte Frauen, die überhaupt nicht begriffen haben, was um sie herum vor
sich ging.
    DIE
BILD ZEITUNG: Wenn die alle verwirrt sind, dann habe Sie wohl die Damen zu
ihren Familien nach Hause zurückgeschickt, wo sie frei herumlaufen dürfen. Oder
sitzen die jetzt in irgendwelchen psychiatrischen Kliniken und beklopfen die
Gummiwände?
    Dr.
SCHMID-MERTENS: Wissen Sie was? Ich erlaube Ihnen schon vorzeitig das Büfett im
Foyer zu plündern, damit Sie mir nicht weiterhin so dämliche Fragen stellen,
die ich nicht beantworten werde. Ich mag ihre „Bildbürgerstreiche“ nicht.
    KÖLNER
STADTANZEIGER: Herr Oberstaatsanwalt, wie kam der berühmte Opel Kadett
ungesehen von Wusterwalde nach München?
    Dr.
SCHMID-MERTENS: Dieser Tatbestand ist bisher nicht ganz geklärt worden. Ich
will hoffen, dass uns Frau Radtke noch viele Einzelheiten in diesem Fall zu
Protokoll geben wird, wenn sie erst einmal vernehmungsfähig ist. Nach dem Tod
ihrer älteren Schwester werden wir uns natürlich an sie halten.
    DIE
WOCHENPOST: Herr Oberstaatsanwalt, was macht Sie so sicher, dass die Radtke
aussagen wird?
    Dr.
SCHMID-MERTENS: Die Auswertung der Fernsehaufnahmen, Interviews und Aussagen
von Sektenmitglieder durch mehrere unabhängige psychiatrische Gutachter,
ergaben ein fast identisches Charakterprofil dieser Frau. Das einheitliche
Ergebnis: Frau Radtke verabscheute ihre ältere Schwester, präziser ausgedrückt,
sie hasste ihre dominante Stiefschwester
    FRANKFURTER
RUNDSCHAU: Weshalb halten Sie sich nicht zunächst an diese Frau Doktor
Johannsen? Die war doch genauso eine aus der Führungsclique um die Hansen. Sie
hat sich ergeben und ist unverletzt. Überdies hat sie den Tod der
hundertvierundzwanzig Frauen in Wusterwalde zu verantworten.
    Dr.
SCHMID-MERTENS: Diese Dame verweigert bislang hartnäckig jede Aussage. Das
einzige was ich ihr entlocken konnte, war die Äußerung, dass sie als
Allgemeinärztin für die Gemeindestation des Dorfes eingestellt wurde, Gehalt
bezog und die Anweisungen der Hansen auszuführen hatte. Der Arbeitsvertrag
liegt uns vor.
    BAYRISCHER
RUNDFUNK: Herr Oberstaatsanwalt, aufgrund der Ereignisse der letzten Monate und
der dadurch vorgezogenen Bundestagswahlen, haben wir seit kurzem eine rot-grüne
Regierung. Was meinen Sie: Haben sich Ihre Arbeitsbedingungen daraufhin in
irgendeiner Weise geändert?
    Dr.
SCHMID-MERTENS: Nein. Das zeigt sich meistens erst in Extremsituationen, ob man
die Unterstützung von der vorgesetzten Behörde - ich spreche vom Justiz- und
Innenministerium - erhält oder allein gelassen wird, wie es sich in meinem Fall
zugetragen hat. Außerdem regieren im Münchner Rathaus nach wie vor dieselben
Politiker, denen ich bereits früher unterstellt war. Ich hoffe, die haben
zukünftig einen besseren Draht zu den Regierenden in Berlin.
    RTL:
Herr Oberstaatsanwalt, haben Sie sich über die Ernennung zum Oberstaatsanwalt gefreut?
    Dr.
SCHMID-MERTENS: Ja natürlich, ich habe mich gefreut.
    BERLINER
ABENDZEITUNG: Herr Oberstaatsanwalt, wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
    Dr.
SCHMID-MERTENS: Meine Familie und ich machen erst einmal Urlaub. Und ich gehe
davon aus, dass nach meiner Rückkehr der Schreibtisch in meinem Büro wieder mit
Unmengen neuer Akten zugebaut sein wird.
    DIE
BILD ZEITUNG: Ich bin es noch einmal, Herr Oberstaatsanwalt. Ich hatte noch
keinen Hunger, deshalb wollte ich Sie fragen, ob man die amputierten
Extremitäten der getöteten Männer im Brunnen gefunden hat, oder wie sonst hat
man die Finger und Beine entsorgt? Zweite Frage: Wenn der geistesgestörte Junge
tatsächlich der Sohn von der Hansen ist, ist er dann erbberechtigt? Dritte
Frage: Wenn ja, kann ich ihn dann adoptieren?
    Dr.
SCHMID-MERTENS: Hören Sie, junger Mann: Ich werde Ihre exaltierten Fragen nicht
mehr beantworten, das sagte ich Ihnen bereits. Zudem befürchte ich, Sie sind
angetrunken.
    THE
SUNDAY TIMES (London): Mister Oberstaatsanwalt, wie ist es möglich, dass eine
Schweizer Bank, die unzweifelhaft von der Erpressung des Wegners wusste, die
Auskunft verweigert, obwohl es sich um ein Kapitalverbrechen handelt?
    Dr.
SCHMID-MERTENS: Das ist nicht zutreffend. Die kontoführende Bank war nicht in
der Lage einen Zusammenhang zwischen Kontonummer und Kontoinhaber

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