Das Salz der Mörder
ihrer Helferinnen
wurden durch die finalen Rettungsschüsse getötet.
ARD:
Das macht zusammen exakt zweihundertsechzig Tote. Können Sie damit leben, Herr
Oberstaatsanwalt?
Dr.
SCHMID-MERTENS: Ich kann damit nicht leben, Herr Hahn, ich muss damit leben!
Diese eben genannte Zahl sollte ich allerdings genauer explizieren. Die
hundertdreiunddreißig Frauen in Fuhlsbüttel starben durch Suizid. Die anderen
hundertvierundzwanzig Frauen, die man eine Woche später in Wusterwalde entdeckte,
wurden ermordet. Nach den übereinstimmenden Aussagen mehrerer Sektenmitglieder,
wollte die Hansen die Frauen über fünfzig nicht in ihr Goldenes Zeitalter
mitnehmen. Da die Ein- und Zweifamilienhäuser am Vormittag des Pfingstsamstags
– bevor man die Gemeinde nach Fuhlsbüttel ausflog - noch einmal von unseren
Leuten durchsucht wurden, kam niemand auf die Idee diese Häuser am Abend oder
an den folgenden Tagen erneut zu durchsuchen, denn jeder konzentrierte sich auf
das Weiße Haus und den Brunnen. Ich glaube, davon ging die Hansen aus, das
plante sie mit ein. Raffiniert, nicht wahr? Deshalb schickte sie die alten
Frauen, ohne viel Aufsehens zu machen, heimlich zurück in ihre Häuser - nicht
ins Weiße Haus oder in die gegenüberliegende Gemeindestation, wo es von Beamten
nur so wimmelte. Den Frauen wurde gesagt, dass sie nicht wie die jüngeren in
Marschformation auf den Abflug nach Hamburg warten bräuchten, sondern sie
sollten sich vor dem Übergang ins Goldene Zeitalter zu Bett legen, um neue
Kräfte zu sammeln. Zusätzlich erhielten sie von dieser Frau Doktor Johannsen je
ein gelbes Beruhigungsdragee verabreicht, das dieselbe Zusammensetzung und
Wirkung wie die roten Dragees hatte. Es ist unglaublich. Das alles ist einfach
unglaublich . . .
DER
SPIEGEL: Herr Oberstaatsanwalt, was ist mit der Schwester der Hansen. Sie soll
durch die Schüsse schwer verletzt worden sein.
Dr.
SCHMID-MERTENS: Das ist richtig. Sie befindet sich zur medizinischer Behandlung
in einer Hamburger Klinik. Sie werden verstehen, dass ich ihren genauen
Aufenthaltsort nicht bekannt geben werde. Wie die leitenden Ärzte kürzlich
bestätigten, ist sie aus ihrem Koma erwacht und außer Lebensgefahr, vorläufig
aber noch nicht vernehmungsfähig. Man geht davon aus, dass sie in spätestens
zwei Wochen in die Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel überführt werden kann.
STERN:
Herr Oberstaatsanwalt, ist es zutreffend, dass es sich bei dieser Schwester,
einer Frau Doktor Elisabeth Radtke, um die geheimnisvolle „Rote Gräfin“
handelt, die in der Nacht zum 1. Januar diesen Jahres drei Männer in der Isar
in München ertränkt hat?
Dr.
SCHMID-MERTENS: Mir liegt die Aussage eines ehemaligen Mitarbeiters der
Anwaltskanzlei von Bentheim aus München vor, der Frau Radtke aus
Fernsehberichten und auf Zeitungsfotos wiedererkannt haben will. Leider kann
ich darüber gegenwärtig nichts Konkretes sagen.
TAZ,
BERLIN: Herr Oberstaatsanwalt, was ist mit dem Hausangestellten der Villa
Aichinger? Ein Herr Friedrich hatte doch – nach eigener Aussage – diese Frau
fast eine Stunde lang beobachten können?
Dr.
SCHMID-MERTENS: Der Arbeitgeber hat dem besagten Haus-angestellten empfohlen,
sich jeder Stellungnahme über die Vorgänge am 31. Dezember letzten Jahres, die
die Obliegenheiten der Familie Aichinger betreffen, zu enthalten. Anderenfalls
würde sich eine Äußerung negativ auf das Arbeitsverhältnis des Betroffenen
auswirken.
ZDF:
Herr Oberstaatsanwalt, einer der drei so genannten „Isartoten“ hatte
Amputationen an der rechten und linken Hand, die sich in auffälliger Weise mit
den Leichenfunden in Wusterwalde gleichen. Gibt es da einen Zusammenhang?
Dr.
SCHMID-MERTENS: Der unbekannte Tote ist mittlerweile identifiziert worden. Im
Interesse der Familie des Ermordeten, möchte ich keine weiteren Ausführungen
darüber abgeben. Nur eines darf ich Ihnen verraten: Auch er war ein
Seminarteilnehmer dieser Frau Doktor Hansen.
FOCUS:
Herr Oberstaatsanwalt, was ergab die Öffnung des Brunnens von Wusterwalde
genau? Ständig werden unterschiedliche Zahlen von Ihrer Behörde veröffentlicht.
Dr.
SCHMID-MERTENS: Bei der Öffnung des Brunnens von Wusterwalde wurden insgesamt
sechsundneunzig Leichen geborgen, die man mit enormen Mengen von gewöhnlichem
Speisesalz zugeschüttet hat, um sie, wie behauptet wird, für die Nachwelt zu
erhalten. Darunter befanden sich einundneunzig erwachsene männliche Leichen und
fünf verkrüppelte Säuglinge. Drei Mädchen und zwei
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