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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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unterbricht sein Studium für eine Woche, um dabei zu
sein. David und Peggy fliegen aus Singapur ein. Kalle, seine Frau und meine
Schwiegereltern kommen aus Berlin. Wenn alles klappt, treffen sie gemeinsam
heute Abend in Rio ein. Du wirst doch zur Begrüßung dabei sein?“
       
„Wenn du mich so nachdrücklich darum bittest, kann ich ja wohl kaum ablehnen.
Ich werde Papandreou sagen, er möchte nachher eine Kiste von dem guten Roten zu
dir rüber bringen, wie beim letzten Mal.“
    „Aus
Höflichkeit habe nicht darum gebeten, Nicos. Nun kann ich ja wohl auch kaum
ablehnen. Danke. Du weißt ja, dass wir deinen süßen Griechen lieben.“
    Als
er gegangen war, öffnete ich das Kuvert und überflog kurz seine Zeilen. Doch
ich verstand nicht recht, und musste sie deshalb noch einmal lesen.
     
    Sehr geehrter
Nicos Psorakis - geliebter Freund,
    wir, die in
immerwährender Liebe vermählten
    Vera und Ted
Berliner,
    begehen am
Mittwoch, den 30. April 2003,
    unseren
    „ Fünfundzwanzigsten Hochzeitstag“
    Aus diesem Anlass
geben wir uns die Ehre Dich, lieber Nicos, vom Montag, den 28. April bis
einschließlich Sonntag,
    den 4. Mai zu
einer Kreuzfahrt auf unsere Yacht „MS Steven Smiley“ einzuladen.
    Die
Feierlichkeiten werden außerhalb der Dreimeilenzone stattfinden – auf neutralem
Territorium also.
    Denn speziell an
diesem Tag, möchten Vera und ich zusammen mit unseren Verwandten und engsten
Freunden jene zeitlose Ewigkeit erleben, jene Freiheiten finden, die unvorstellbar
weit entfernt sind von jener Welt,
    in der wir täglich
existieren müssen.
    Doch was sage ich,
Nicos, du alter Seebär weißt, was ich meine.
    Wir stechen am
Montagmorgen um 10 Uhr in See.
    (Bitte sei
pünktlich)
    Deine Familie
Berliner
     
      Oh, oh, diese Kinder, dachte ich. Vera und
Ted werden sehr enttäuscht sein, wenn ich ihnen erklären muss, ihre liebe
Einladung nicht annehmen zu können.
    Und
ich hatte Recht: Ted war außer sich, als er nach meinem Anruf zu mir herüber
gerannt kam und ich ihn nochmals von meiner Absage unterrichten musste.
    „Nicos,
Nicos! So geht das aber nicht! Wir sind seit fünf Jahren befreundet, doch du
hast mir nie etwas von deinem Nierenproblem erzählt. Plötzlich musst du zweimal
in der Woche an die Dialysemaschine? Du hattest niemals deine Krankheit
erwähnt!“
    „Weshalb
sollte ich? Bist du mein Hausarzt?“
    „Was
heißt hier Hausarzt? Du säufst den Rotwein wie Wasser, und auf einmal bist du
ein kranker Mann? Nein, nein, wir können ohne dich nicht in See stechen. Das
kommt überhaupt  nicht in Frage. Das ist vollkommen unmöglich, 
völlig ausgeschlossen . . .“
     „Aber
wieso denn, mein Junge?“
     „Nein,
nein, ich blase sofort alles ab. Wir feiern zu Hause.“
     „Ihr
werdet nicht zu Hause feiern, sondern ihr macht das, was ihr geplant habt,
sonst werde ich ernsthaft böse, hörst du mich?“ Ich musste etwas energischer zu
ihm reden, um diese Diskussion nicht ins uferlose abdriften zu lassen. Ted, der
während unserer Unterhaltung wie ein Tiger vor mir auf- und abpirschte, blieb
stehen und sah mich mit offenem Mund ungläubig an. Sicher hatte er nicht
erwartet, dass ich mit Erfolg auch einen strengeren Ton anzuschlagen weiß.
    „Aber,
Nicos, du bist doch mein väterlicher Freund – ja, was rede ich nur daher -, du
bist mein Vater, den ich mein Leben lang suchte. Wie kann ich dich denn allein
zurücklassen?“
    „Wir
werden deine Hochzeitswoche beide überleben: du auf hoher See, ich in meinen
vier Wänden. So, und nun verschwinde, ich bin von unserem Disput hungrig
geworden. Papandreou wartet schon seit einer halben Stunde mit dem Frühstück.
Wir sehen uns heute Abend, okay?“
    Ted
hatte viel zu tun an diesem Tag: Seine Gäste trafen unglücklicherweise fast
gleichzeitig auf dem Flughafen in Rio ein. Nachdem er die Jüngeren in das
Restaurant eines 5-Sterne Hotels verfrachtete, um sie für zwei Stunden bei
Speis und Trank auf ihn warten zu lassen, flog er mit seinem Hubschrauber die
Schwiegereltern und Marianne, Kalles Frau, zur Fazenda. Danach wieder zurück
nach Rio, um die anderen abzuholen. Es musste eine ziemliche Strapaze für Ted
gewesen sein. Gegen Mitternacht saßen wir endlich alle wohlbehalten auf der
Veranda und die Begrüßungsfeier konnte beginnen. Obwohl die meisten
durcheinander sprachen und häufig zwischen dem Deutschen und Englischen hin-
und herwechselten, verstand ich doch vieles, und machte mir meine eigenen
Gedanken darüber. Besonders David viel mir

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