Das Salz der Mörder
gehen . . .
Porque
Deus amou o mundo de tal maneira, que deu o seu Filho unigênito, para que todo
aquêle que nêle crê não pereça, mas tenha a vida eterna.
(Denn
also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass
alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Johannes 3, 16)
(Übersetzung aus
dem Portugiesischem; Anm. d. Red.)
Anmerkungen eines väterlichen Freundes
Es
mag schon etwas eigenartig klingen, dieses: „Anmerkungen eines väterlichen
Freundes“, nach all dem, was zuvor von anderer Hand und zweifelhaftem Gewissen,
in diesem Buch niedergeschriebenen wurde. Nun ja, mag es klingen, wie es
klingen mag – der launische Leser wird selbst entscheiden müssen, ob er sich
geneigt fühlt meinen so genannten väterlichen Anmerkungen eine gewisse
Beachtung und Bedeutung zu schenken oder nicht. Deshalb fügte ich dieses
Postskriptum erst nach dem Inhaltsverzeichnis ein. Es ist somit völlig
belanglos. Übrigens, mein Name ist Nicos Psorakis. Irgendwo auf Seite 257
dieses Buches tauche ich kurzzeitig auf. Ich werde als reicher, griechischer
Reeder und freundliche Nachbar des Herrn Schriftstellers während seiner Zeit in
Brasilien dargestellt. Aber lassen wir das.
Sollten
Sie nicht an weiteren Erklärungen und dem tatsächlichen Ende des Manfred Wegner
oder Ted Berliner interessiert sein, dann lesen Sie das Folgende erst gar nicht
. . .
Nicos Psorakis
Jeden
Morgen zwischen fünf und sieben, während mein alter Diener Papandreou das
Frühstück zubereitet, stehe ich auf meinem Balkon, wie auf der Brücke eines
gigantischen Öltankers und verfolge durch mein Fernrohr die ein- und
auslaufenden Schiffe, die an meinem hinteren Gartentor vorüber schippern. Der
Ozean ist zu dieser Zeit beinahe spiegelglatt. Weil die aufgehende Sonne
doppelt blendet, einmal vom Himmel und einmal von der See her, trage ich eine
stark eingefärbte Brille und sehe damit wie der Kommandant eines gefährlichen
Schlachtschiffes aus. Auf einem kleinen Hocker – rechts neben mir - liegt das
Buch aufgeschlagen, in dem ich täglich meine Aufzeichnungen ergänze: Datum,
Name des Schiffes, Kapitän, Bruttoregistertonnen, Reeder, Fracht, Abgangshafen,
Zielhafen, Liegezeiten usw.
Ich
führe diese Aufzeichnungen sehr sorgfältig. Wenn mich jemand fragt, weshalb ich
dafür so viel Zeit und Mühe aufwende, weiß ich nichts zu antworten. Ist ein
Hobby, sage ich meisten, oder ein Tick von mir. Oft muss ich meinen alten
Freund, Hafenmeister Rodriguez in Rio, um die entsprechenden Informationen
bitten. Dann greife ich zum Telefon, und nach einer Minute präzisester
Auskünfte verfallen wir regelmäßig ins Schwärmen, wenn wir uns Anekdoten über
die alten Zeiten erzählen, als ich noch meiner Reederei vorstand.
Auch
am Morgen des 4. Mai - es ist Sonntag - stehe ich an meinem Fernrohr und halte
in tiefster Abwesenheit nach meinen geliebten Schiffen Ausschau. Die „Maria
Magdalena“ hat mich eben durch ihr Signalhorn begrüßt. Daraufhin hisse ich die
Flagge meiner ehemaligen Schifffahrtsgesellschaft, um ihre Ehrenbezeugung zu
erwidern. Den zwanzig Meter hohen Mast habe ich mir extra dafür anfertigen
lassen. Er ist fest an meinem Dachgiebel verankert und hält bis jetzt jeder
Windstärke stand. Nun ja, ich gebe zu: Das sind die Spielereien eines alten
Mannes, der, an seinem Lebensabend angelangt, nichts Besseres zu tun hat, als
sich wie ein kleiner Junge zu benehmen. Ein zweiter Signalton ertönt, und damit
bestätigt die „Maria Magdalena“ meinen Gruß.
Wie
oft hatte mich Ted in den vergangenen Jahren frühmorgens besucht, wenn Vera und
die Kinder noch schliefen, und verfolgte lächelnd meinem seemännischen Treiben
auf dem Balkon. Meistens saß er still auf seinem Klappstuhl, die Beine
übereinandergeschlagen, die Arme auf der Brust verschränkt und gab sich seinen
eigenen Betrachtungen hin. Genau wie am letzten Sonntag.
„Du
kannst ruhig mit mir reden“, sagte ich. „Du störst mich nicht im geringsten.“
„Ich
weiß“, entgegnete er kurz und beförderte von irgendwoher einen Briefumschlag
hervor. „Ich bin heute eigentlich nur gekommen, um dir eine Einladung zu
überbringen.“
„Aha.
Und warum machst du es so förmlich, und so früh am Morgen?“
„Es
geht um meine Silberhochzeit, Nicos, die feiert man ja nur einmal im Leben,
oder?“ Er stand auf und überreichte mir ein weißes Kuvert mit dickem
Silberrand.
„Daniel
kommt aus Harvard. Er
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