Das Salz der Mörder
Haus
in North Ridge, das von unserem Hotel keine drei Kilometer entfernt war. Dieser
Stadtbezirk erwies sich als vollkommener Gegensatz zum chaotischen Zentrum.
Plötzlich befanden wir uns in einer anderen Welt. Die Häuser mit den hoch
ummauerten Grundstücken in diesem gepflegten und nach europäischem Stil
angelegten Villenviertel waren ausschließlich für Diplomaten und sehr reiche
Ghanaer erschwinglich.
Ein
„Gardenboy“ öffnete das große Einfahrtstor, das den Blick auf einen
wunderschönen Garten frei gab. Vorbei an Swimming Pool und Tennis Court, lenkte
David sein Auto graziös vor die Terrasse seiner Dienstvilla. Wir stiegen aus
und ließen den Wagen mit laufendem Motor ungeachtet zurück. Ein „Houseboy“
setzte sich hinter das Lenkrad und fuhr ihn in die Garage. Ich sah mich in die
britische Kolonialzeit zurückversetzt, die ich allerdings nur aus Filmen
kannte.
„So,
Freunde, setzt euch hin und fühlt euch wie zuhause. Habt ihr Hunger?“
„Nein,
Kopfschmerzen.“
„Was
wollt ihr trinken?“
Steven
sah mich an und fragte schwülstig: „Wie wär’s mit einem Martini? Soll ‘ne tolle
Wirkung haben in dieser Jahreszeit. Stimmt doch, Freddy, oder?“
„Als
ob das heute Morgen meine Schuld war! Du weißt ganz genau, dass uns die netten
Damen was in die Drinks gemixt haben“, erwiderte ich mit einem leicht
verstimmten Unterton.
„Und
weshalb hast du die Flaschen überhaupt auf unser Zimmer bringen lassen?
Brauchst du immer noch potenzfördernde Mittel?“
„Hätte
ich die nicht bestellt, dann hätten die sie bestellt. Die mussten ja
schließlich ihre Tropfen irgendwo rein träufeln.“
„Und
das hast du alles schon vorher gewusst?“
„Nein,
natürlich nicht! Und wer, frage ich dich, hat die Nutten mit Salto Mortale und
Handstand so galant in unsere Betten gelotst?“
„Jungs,
hört auf euch zu streiten. Ihr habt sehr viel zu lernen, wenn ihr in Ghana
überleben wollt. Jeder hat hier sein Lehrgeld bezahlen müssen. Da seid ihr
wahrlich nicht die Ersten, das könnt ihr mir glauben. Wenn man die Ghanaer
besser verstehen will, sollte man darauf achten, was sie sagen. Sie sagen zum
Beispiel: Wer zu schnell kommt, verschwindet auch schnell. Diese Weisheit hat
sich ja bei euch beiden heute Früh fast bewahrheitet. Und vor allem sollte man
sich eingehender mit ihrer Geschichte befassen.“
„Du
willst uns hoffentlich nicht an unserem ersten Tag in Ghana einen Vortrag über
dessen historische Entstehung halten? Wir haben jetzt keine Nerven für
Geschichte und Geschichten, David.“
„Warum
nicht? Ich nahm mir euretwegen extra frei. Das Nachtleben beginnt ja
erfahrungsgemäß erst in der Nacht. Lasst uns deshalb den wunderschönen
Nachmittag mit ein paar eisgekühlten Getränken aufheitern; und ich werde euch
nebenbei eine kurze Einführung in Ghanas Vergangenheit und Gegenwart geben.“
„Das
interessiert keinen Menschen. Oder hat sich deine Frau scheiden lassen, weil du
zu viel über ghanaische Mädels gequatscht hast?“
„Steven:
Du hast dich wirklich nicht verändert. Kannst du nicht einmal deine Klappe
halten? Manfred, dich wird es doch sicher interessieren, was in Ghana vor sich
geht. Denn, um es zum wiederholten Male zu sagen: Dieses Land ist vorläufig
noch ‚Unbekanntes Land’ für euch. Hört mir einfach zu. Eventuell werdet ihr
später weniger Fehler machen als all diejenigen, die sich für derart clever
hielten und dieses schöne Land ausbeuten wollten. Eines dürft ihr nie
vergessen: Ein weißer Mann ist immer ein reicher Mann. Wenn ihr kein Geld habt,
werdet ihr von den Afrikanern nicht mehr respektiert und euer Untergang ist so
gut wie vorprogrammiert.“
„Und
jetzt? Wir haben ja kein Geld mehr. Das weiß aber keiner, außer dir, also
respektiert man uns auch bedenkenlos. Wir brauchen bloß eine große Schnauze zu
haben, dann denkt jeder, wir sind reich.“
„Fragt
sich nur, wie lange die Schwarzen benötigen, um euch zu durchschauen. Wenn die
merken, ihr habt sie verarscht, beginnen sie euch zu hassen. Der Hass auf den
weißen Mann begann übrigens mit der Sklaverei.“
„Das
kann doch nicht sein: Der will uns einschläfern. Und wenn wir eingeschlafen
sind, zieht er heute Nacht allein um die schwarzen Häuser. Ausbeutung,
Sklaverei. David, was ist mit den Weibern?“
„Die
Frauen werden weiterhin unterdrückt, du unverbesserlicher Weiberheld. Über
Jahrhunderte hinweg ging der Handel in Westafrika von der Küste aus. Das Inland
wurde von Königreichen
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