Das Salz der Mörder
beherrscht, die die Gebiete vom Niger bis zum Rand der
Sahara umfassten. Das bekannteste und mächtigste Königreich war und ist das
Reich der Ashanti, das im ausgehenden 17. Jahrhundert die meisten der früher
bestehenden Reiche in sich aufgesogen hat. Nun begann der Asantehene - der
König - seine Aufmerksamkeit der Kontrolle über die Handelsrouten von und zur
Küste zuzuwenden. Die Hauptstadt Kumasi war gut strukturiert und besaß
Einrichtungen wie man sie gleichermaßen im Europa der damaligen Zeit kannte.
Gold, Elfenbein, Sklaven und Salz bildeten die wichtigsten Handelsgüter. Die
Abgaben, die Städte wie Goa, Timbuktu und Djenne von den Trans-Sahara-Karawanen
verlangten, die ihre Waren in den Norden brachten, machten diese Städte reich
und mächtig. Hier, seht in den Atlas, dann begreift ihr die Zusammenhänge
vielleicht besser.“
„David,
du bist so ein Langweiler geworden - ich halte es nicht mehr aus. Komm, gieß
lieber noch einmal mein Glas voll. Cheers.“
„Ich
verstehe dich nicht! Was denkst du wohl, warum ich euch das erzähle? Oder soll
ich dich fragen: Steven, wie war’s in Kuwait? Was machen deine Nerven? Wie
geht’s deinem Bein? Ist das jetzt kürzer? Manfred, was machen deine Nerven? Wie
geht’s deinem Schwanz? Ist der jetzt länger? Was bildet ihr euch überhaupt ein,
ihr Arschlöcher? Ich bin nicht euer Seelentröster; ich bin euer Freund. Ihr
kommt nach Ghana, ihr habt einen Haufen Scheiße erlebt, toll, und ich muss euch
bemitleiden? Klar, mach ich ja. Menschenskinder, ich will euch doch bloß
ablenken. Okay?“
„Hey,
David! Ich hab's nicht so gemeint. Tut mir leid, David . . . die Städte waren
also reich und mächtig. Und dann?“
„Ja,
die Städte waren reich und mächtig. Die große Veränderung hingegen, die zum
Zerfall dieser Städte führte, kam durch den Sklavenhandel mit Amerika. Obwohl
man schon in den Jahrhunderten zuvor gewinnbringend mit Sklaven handelte, war
das Ausmaß, mit dem die Europäer diesen Handel betrieben, sehr klein im
Vergleich zum unerschöpflichen Absatzmarkt Amerika. Innerhalb kürzester Zeit
wurde die Hauptrichtung des Handels in ihr Gegenteil verkehrt. Da sich alles
auf die Küstengebiete konzentrierte, kamen die dort gelegenen Königreiche zu
erheblichem Reichtum.“
„Freddy,
nun kannst du mal sehen, dass Ökonomie eine sehr alte Wissenschaft ist: Selbst
damals ging es bereits um Angebot und Nachfrage. Deswegen verstehe ich nicht,
dass es in eurer beschissenen DDR-Republik mehr Nachfragen als Angebote gab.
Deine Kommunisten hätten sich was vom Sklavenhandel abgucken sollen. Zum
Beispiel: Ich verlagere den Verkauf von Trabi-Saloncars an die Ostseeküste.
Über Nacht wäre diese Region zu einer Industrielandschaft ungeahnten Ausmaßes
erblüht. Wenn nicht, hättest du einfach diesen 25 PS Motor ausgebaut, zur
Tischkreissäge mit höhenverstellbarer Absaugvorrichtung umgerüstet und die
leere Plastikkarosse als ‚Vierer ohne Steuermann‘ angeboten oder selber
behalten. Könntest du mit der umgedrehten Schüssel den ganzen lieben langen Tag
auf der Ostsee herum paddeln. Die Scheiben musst du natürlich richtig
hochdrehen, damit dein Boot nicht absäuft.“
„Weißt
du was, Steven? Leck mich am Arsch! Und außerdem durfte niemand auf der Ostsee
herum paddeln, du Blödmann. Dort war nämlich für normalsterbliche DDR-Bürger
Grenzgebiet. Dort gab es keine Yachthäfen wie in Nizza oder Cannes. Obendrein
war unsere sozialistische Planwirtschaft nicht auf den inländischen Absatzmarkt
orientiert, sondern ausschließlich auf den ausländischen, speziell den
westlichen. Denn der brachte die harten Währungen ins Land, mit denen unsere
Bonzen einmal im Jahr Bananen und Apfelsinen von Fidel Castro kaufen konnten,
damit unsere Kinder etwas Exotisches auf ihren erbärmlichen Weihnachtstellern
zu liegen hatten. So war das früher. Ob unsere staatlichen Bosse auch Trabants an
den Westen verhökert haben, weiß ich nicht, ist mir nichts von bekannt.
Erstaunlicherweise rostet die Karosse nicht. Mit der wärst du über hundert
Jahre spielend durch den TÜV gekommen. Kannste mir glauben.“
„Wenn
ihr noch was trinken wollt, dann haltet jetzt eure Schandmäuler. Das kann sich
keiner mit anhören, was ihr beide von euch gebt. Okay, machen wir weiter. Bis
zum 19. Jahrhundert waren nur wenige Ausländer in das Landesinnere
vorgedrungen, weil sie sich auf die Königreiche an der Küste verließen, die
ihnen die menschliche Ware direkt von den Festungen auf die
Weitere Kostenlose Bücher