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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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abgegangenen Steinmassen gehen die Experten von einer weitgehenden Verfüllung der Kaverne aus. Der Berg ist schlichtweg von oben nachgerückt. Selbst die Windenstation hat‘s in die Tiefe gerissen!“
    Bassett war die Frustration deutlich anzusehen. „Und wie sieht‘s von unten aus, über die alten Stollen?“
    Abdul schüttelte den Kopf. „Laut Expertenmeinung keine Chance – ist viel zu gefährlich! Der Berg ist mürbe wie ein Sandkuchen. Außerdem weiß man nicht, wo im Berg das Geheimnis zu suchen ist. Immerhin reden wir über eine Grundfläche von sechzehn Quadratkilometern und einer Mächtigkeit von 400 Metern zwischen unterster und oberster Sohle – der aufgelassenen Minenbereiche, wohl gemerkt! Das sind mehr als sechs Kubikkilometer Felsgestein! Such‘ mal darin ein Geheimnis, von dem du nicht weißt, was es ist, wo es ist und wie ausgedehnt es ist! Damit wären wir auf Jahre beschäftigt.“
    Sie setzten ihren Marsch fort. Bassett wollte sich mit dem bisher Erfahrenen nicht zufrieden geben. „Seid ihr sicher, daß niemand aus der Mine entkommen ist?“
    „Ganz sicher!“
    Bassett schien die Entschiedenheit dieser Antwort überhaupt nicht zu gefallen. „Weißt du, was das heißt, Abdul? Atropinspritzen in einem aufgelassenen Bergwerk! Hier braut sich möglicherweise die größte Schweinerei zusammen, die dieser Globus je erlebt hat! Und wir stochern noch nicht einmal im Heuhaufen herum, weil er uns zu groß ist!“ Aus seiner Stimme klang Bitterkeit. Abdul nickte stumm. Ihm war anzusehen, daß auch ihn dieser Gedanke quälte.
    Nach einer Weile brach er das Schweigen. „Ich weiß nicht, was du vorhast. Es ist auch besser, wenn ich es nicht weiß. Paß‘ auf dich auf, solltest du eine ‚Einladung‘ nach Peshawar erhalten! Man hat dort ein Auge auf dich geworfen!“ Bassett wußte, daß es sinnlos war, Abdul nach Einzelheiten zu fragen; der junge Offizier hatte ihm alles gesagt, was er ihm sagen konnte. Insofern war Bassett überrascht, als Abdul unvermittelt fortfuhr: „Gewisse Kreise in Peshawar befürchten übrigens, daß Leute aus der Mine entkommen sind. Die Jagd auf sie wurde jedenfalls eröffnet. Vielleicht solltest du diesen Pfad verfolgen.“
    ‚Schlaumeier, was tue ich wohl die ganze Zeit?‘ Bassett hatte sich unbewußt etwas zurückfallen lassen. Abdul drehte sich zu ihm um. „Vielleicht ist dein Dr. Sander dabei!“
    Bevor Bassett etwas erwidern konnte, hob Abdul zum Abschied die Rechte und nahm mit drei federnden Sätzen die Treppe zur Promenade. Er sah nicht mehr, wie Bassett sich grinsend durch den spärlichen Bürstenhaarschnitt fuhr. Die Jagd war eröffnet! Die Organisation würde Sander suchen, so, wie er das erhofft hatte. Das war der Hebel, um an ihre Schaltzentrale zu gelangen. Abdul, dieses Schlitzohr, hatte seine Strategie natürlich längst durchschaut.
     
     

05. August, 08:30 Uhr Ortszeit; Ziarat-Gebirge, 35 km nordwestlich Quettas
    „Wie fühlst du dich?“ Der Russe schaute Sander sorgenvoll an.
    „Ich weiß nicht. Wieso fragst du?“ Sander wirkte apathisch, seine Stimme kraftlos.
    „Du hast die ganze Nacht phantasiert. Erst mit dem Morgengrauen wurdest du ruhiger. Bist du OK? Glaubst du, daß du es bis dort unten schaffst?“
    Sanders Augen folgten dem ins Tal weisenden Kopfschlenker des Russen. „Dort unten? Was soll da sein?“ Der sich unter ihnen erstreckende Abhang gab den Blick nur auf die gegenüber liegenden Berghänge frei. Dort war außer grau durchwirkter rötlich-brauner Einöde nichts zu erkennen, das den gefahrvollen Abstieg rechtfertigen würde.
    Igor bemerkte den Zweifel in Sanders Gesichtsausdruck. „Ich habe heute früh ein Fahrzeug gehört, das durch das Tal fuhr. Es muß dort unten eine Straße geben.“
    Sander sah ihn erschrocken an. „Du willst ein Auto anhalten? Wie sollen wir denen unsere Anwesenheit erklären, ohne von ihnen verraten zu werden?“
    „Ich weiß es selbst nicht. Dort unten ein Auto anzuhalten, bedeutet zumindest eine Chance. Hier oben bleiben dir vielleicht ein, allenfalls zwei Tage, mir möglicherweise ein, zwei Tage mehr. Wir haben die Wahl zwischen sicherem Tod und Risiko! Also, was wählst du?“
    Sander reckte den Oberkörper, um tiefer ins Tal schauen zu können. Dann blickte er den Russen aus tiefen, von den Strapazen geschwärzten Augenhöhlen an. „Wir haben die Hölle durchquert, warum sollten wir nicht auch dieses Risiko überstehen? Gehen wir!“
    Sein erster Versuch, aufzustehen, schlug fehl. Sander

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