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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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entgangen. Er witterte seine Chance. „Ich befinde mich in Quetta, im Serena, wie immer. War reine Glücksache, daß ich einen Flug und ein Zimmer bekam. Die Leute fliehen aus der Stadt, es ist dort zu gefährlich. Überall wird geschossen, gelyncht, gebrandschatzt. Die Armee bekommt die Lage nicht unter Kontrolle, da täglich mehr Taliban aus dem Grenzgebiet in die Stadt strömen. Gestern gab es zwei Flüge von Karatschi nach Quetta, die ersten seit Tagen, um Truppen ein- und Ausländer auszufliegen. Ich war der einzige Zivilist an Bord meiner Maschine. Der Brigadier hatte dies ermöglicht. Danach haben sie den Luftraum über Quetta erneut gesperrt. Es gehen Gerüchte um, die Taliban verfügten über iranische Boden-Luft-Raketen.“
    Kustow verlor die Geduld. „Du sollst mir nicht erzählen, was ich nachher in der Zeitung lesen kann! Was hast du veranstaltet? Was hast du erreicht?“
    Williams ansatzweise zurückgewonnene Selbstsicherheit war dahin. Seine Stimme klang zittrig. „Gestern abend traf ich den Brigadier. Er sagte, im Ziarat braue sich etwas zusammen. Vermutlich versuche man das Geheimnis des Berges zu lüften. Zu diesem Zweck solle die damals von unserer Stiftung gesponserte Moschee wieder aufgebaut werden. Sie war bei dem Erdbeben ...“
    Kustow unterbrach ihn unwirsch. „Das ist mir alles bekannt! In diesem Zusammenhang empfehle ich dringend, den Hintergrund eines gewissen Muhammad Saeed, Generalleutnant a. D. der pakistanischen Streitkräfte, in Erfahrung zu bringen. Der scheint in diesem Konzert ein wichtiges Instrument, wenn nicht die erste Geige, zu spielen. Der Brigadier müßte das darstellen können, ohne Mißtrauen zu wecken. Ich erwarte diesbezüglich Bericht. Was macht die Aktion Bassett? Soweit ich mich erinnere, war dies eine deiner Hauptaufgaben, abgesehen von der Ausfindigmachung des Aufenthaltsortes des Russen. Da hast du ebenfalls nichts zuwege gebracht. Das brauchst du auch nicht mehr – wir wissen inzwischen, wo er sich aufhält. Also, was ist mit Bassett?“ Kustows zitronensaurer Zynismus überwand spielend die Distanz zwischen Davos und Quetta.
    William spürte, daß die nächsten Minuten möglicherweise die entscheidendsten seines Lebens sein würden. Er bemerkte, daß die Hand, die das Handy hielt, feucht wurde. Er schluckte vernehmlich, dann räusperte er sich. Es half nichts, seine Stimme klang brüchig wie trockener Ton, als er schleppend, Wort für Wort, seine Antwort formulierte, gerade so, als würde ein Sterbenskranker einem Notar den letzten Willen diktieren. „Es gelang mir, ihn telefonisch im Generalkonsulat zu erreichen. Er ist interessiert! Wir haben vereinbart, uns zu treffen, um die Details zu besprechen. Danach will er Taheri mit den Beweisstücken auf die Reise schicken.“
    Kustow überlegte einen Moment. „Wieso will er sie nicht dir geben?“
    „Er sagte, er könne mir – im Gegensatz zu Taheri – nicht vertrauen. Schließlich würden wir uns das erste Mal begegnen. Es stünde zu viel auf dem Spiel.“
    Kustow schüttelte den Kopf. ‚Taheri! Ausgerechnet diesem windigen Iraner vertraut er?‘ Doch je länger er darüber nachdachte, desto mehr gab er dem Amerikaner recht. Dem Briten konnte man sicherlich noch weniger trauen! Kustow setzte sich auf die Bettkante. Er wirkte jetzt wesentlich entspannter. „Wann wollt ihr euch treffen?“
    „So schnell, wie möglich.“
    „Was heißt das nun wieder?“ Kustows Mine verdüsterte sich.
    William spürte dies instinktiv. Wieder zog sich sein Magen zusammen. „Ich kann es nicht genauer sagen. Er kommt nicht nach Quetta rein, ich nicht raus!“
    Kustow verstand. „Gut, dann bleib dran und informier mich, wenn der Termin steht! Ende!“
     
     

24. August, 07:50 Uhr Ortszeit; Stadtpark am Metallurg-Stadion, Nowokusnezk, Westsibirien
    Sie hatten den Park erreicht. Dieser erinnerte mit seinen weitläufigen Rasenflächen und den vereinzelt stehenden Baumgruppen an eine englische Parklandschaft. Das leicht wellige Gelände stieg geringfügig, aber kontinuierlich an. An seinem Ende erkannte man das Gebäude des Lichtspieltheaters. Sander biß die Zähne zusammen und bemühte sich trotz der hinderlichen Schiene um rasche Gangart. Obwohl sie schon aus größerer Entfernung nach Igor Ausschau hielten, konnten sie ihn nirgends ausfindig machen. Schließlich hatten sie die Rückfront des Gebäudes erreicht. Double H gab das Signal zum Anhalten. Er wies auf eine Baumgruppe zu ihrer Linken, ungefähr 40 Meter

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