Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
und wo der nächste stattfindet! Noch imer einverstanden?“
Abdul hatte eine Einwendung, über deren Wertigkeit er sich selbst noch im Unklaren zu sein schien. „Ich weiß nicht, ob es bereits Auswirkungen auf die Strategie der Organisation hatte, aber die Lage hat sich doch insofern geändert, daß sie nunmehr wissen, daß wir hinter ihnen her sind. Als sie den Angriff auf Deutschland planten, taten sie dies in der Annahme, diesen vollkommen ungestört vorbereiten zu können. Das ist eine gänzlich andere Lage! Das Risiko, gestoppt zu werden, ist jetzt ungleich größer! Müssen sie angesichts der veränderten Lage unbedingt nach Deutschland? Sie könnten doch mit ihrem Dampfer nach Venedig schippern und ihre Gruselfracht direkt unter der Seufzerbrücke versenken! Als Ouvertüre sozusagen. Hätte das nicht den gleichen Effekt? Nicht physikalisch – ich meine emotional!“
Der General hatte seine Stirn, je länger er Abdul zuhörte, in zunehmend tiefere Falten gelegt. Was Abdul da zum Besten gab, hatte unzweifelhaft Hand und Fuß. Es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder das Wort ergriff. „Dieses Szenario ist sicherlich eine ernstzunehmende Variante. Ich gestehe, daran nicht gedacht zu haben, weil ich aufgrund der bisherigen Erkenntnisse und unserer darauf aufbauenden Diskussionen auf Deutschland fixiert bin. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, daß Ihre Variante zum Tragen käme, sollte die Organisation hinsichtlich der ursprünglich angedachten Attacke auf unüberwindliche Probleme stoßen. Ich glaube allerdings, daß sie sich auf Trinkwasserressourcen konzentrieren werden. Massenhysterie ist auf diese Weise eher erreichbar. Vermutlich bereiten sie mehrere Anschlagvarianten simultan vor. Grundsätzlich aber glaube ich, daß sie an Deutschland als erstem Ziel festhalten werden. Deutschland hat zwei spezifische Vorteile, deren Kombination die globale Wirkung ihres Angriffs maximiert: Es ist infrastrukturell und emotional das weichste Ziel unter den westlichen Industriestaaten und hat zugleich international größtes Gewicht, größeres, als beispielsweise Italien! Ich gehe in meiner Annahme weiterhin davon aus, daß sie mit ein, vielleicht zwei Schmutzigen Bomben, möglicherweise auch in Kombination mit einer Botulinumtoxin-Attacke, ihren Angriff zunächst auf Deutschland vortragen werden. Das brächte den weltweit wirksamsten Effekt. Meines Erachtens werden sie alles daran setzen, mit dem ersten Salzcontainer so schnell wie möglich an den geplanten Einsatzort innerhalb Deutschlands zu gelangen. Das deckt sich mit Igors Aussage.“
Bassett wog den Kopf hin und her. Er schien Bedenken zu haben. „Du magst recht damit haben, daß Deutschland aus Sicht der Organisation das lukrativste Ziel ist. Gleichzeitig ist jedoch das Risiko, während des Transportes nach Deutschland mit der strahlenden Fracht entdeckt zu werden, ungleich größer als bei Abduls Szenario. Grundsätzlich stimme ich dir aber zu: Sieht die Organisation die Grenzübertritte als beherrschbar an, wird sie in Deutschland angreifen. Die Gründe sind einleuchtend. Aber da ist ein Punkt, der Erstaunen auslöst. Du fixierst deine Szenarien vorwiegend auf den Einsatz Schmutziger Bomben. Da sind doch die Nervengifte, vor allem das Botulinumtoxin, wesentlich leichter handhabbar! Da reichen winzige Mengen! Diese ließen sich in Kapseln oder Glasampullen ungleich unauffälliger transportieren als die schwergewichtigen Salzcontainer. Ich glaube zwar deine Gründe für die Vernachlässigung des Nervengifts zu kennen, aber ich würde sie gerne von dir hören. Wer weiß, vielleicht schlummern in unseren Ansätzen ungeahnte Synergiepotentiale!“
Bassett beugte sich mit spitzbübischem Grinsen zu Saeed hinüber. Ihre Blicke kreuzten sich. Der General hatte sofort erkannt, daß Bassett wieder einmal seine Show abzog. ‚Altes Schlitzohr! Laß dir mal was Neues einfallen!‘ Der Amerikaner liebte es, wenn sein Wissen, seine Fähigkeiten in Zweifel gezogen wurden, um dann den Zweifelnden mit einer geballten Ladung Fakten sowie treffsicherer Schlußfolgerungen bloßzustellen. Die Alternative war, ihm den Vortritt zu lassen. Der General beschloß, auf das Spiel einzugehen, es würde die angespannte Atmosphäre ein wenig auflockern. Er klopfte Bassett jovial auf die Schulter. „Könnte dir so passen! Den Wissenden abgeben, aber den anderen vortragen lassen. Nein, mein Freund, wenn du glaubst zu wissen, warum sich meine Szenarien ausschließlich auf den Einsatz
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