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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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das Bett gestellt, und überall waren Papiere verstreut — auf dem Bett, auf dem Tisch und dem Boden. Einige Papiere waren zu sorgfältigen Stapeln geordnet, andere bildeten ein wildes Durcheinander. Einige waren zusammengeklammert und mit Karteikarten versehen, andere zerknüllt, bereit für den Papierkorb.

    Es war vier Uhr nachmittags, und sie hatte ihr Schlafzimmer nur einmal verlassen, um Janet und Matthew die Tür der Suite zu öffnen. Sie stellte fest, daß sie schrecklich aussahen, ganz krank. Sie wußte, was geschehen war. Der Druck war dem Mann aus Washington zuviel geworden, er mußte ausbrechen, sich irgendwie erleichtern. Jetzt, da er das getan hatte, würde er besser auf ihren Vorschlag vorbereitet sein.
    Elizabeth warf einen letzten Blick auf die Papiere, die sie in der Hand hielt.
    Das war es also. Das Bild war jetzt klarer, der Hintergrund zu erkennen.
    Sie hatte gesagt, daß die Männer in Zürich möglicherweise eine außergewöhnliche Strategie geplant hatten. Jetzt wußte sie, daß dies der Fall war.
    Wäre das alles nicht auf so groteske Art böse gewesen, hätte sie ihrem Sohn vielleicht beipflichten können. Vielleicht wäre sie sogar auf die Rolle stolz gewesen, die er da gespielt hatte. Unter den vorliegenden Umständen freilich empfand sie nur Entsetzen.
    Sie fragte sich, ob Matthew Canfield es begreifen würde. Doch das war gleichgültig. Jetzt mußte sie sich um Zürich kümmern.
    Sie erhob sich von ihrem Bett, nahm die Papiere mit und ging zur Tür.
    Janet saß am Schreibtisch und schrieb Briefe. Canfield hatte auf einem Sessel Platz genommen und las nervös in einer Zeitung. Beide erschraken, als Elizabeth ins Zimmer kam.
    »Kennen Sie den Versailler Vertrag?« fragte sie den jungen Mann. »Die Restriktionen, die Reparationszahlungen?«
    »Ich weiß vermutlich genausoviel wie die meisten Leute.«
    »Ist Ihnen der Dawes-Plan bekannt? Dieses unvollkommene Dokument?«
    »Ich dachte immer, er würde die Reparationen erträglich machen.«
    »Nur zeitweise. Die Politiker haben sich darum gerissen, weil sie Augenblickslösungen brauchten. Wirtschaftlich betrachtet, ist der Plan eine Katastrophe. Er enthält nirgends eine endgültige Zahl. Wenn jemals eine endgültige Zahl genannt
würde, könnte die deutsche Industrie, die diese Rechnung zu bezahlen hat, zusammenbrechen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Haben Sie noch einen Augenblick Geduld mit mir. Ich möchte, daß Sie alles begreifen. Ist Ihnen bewußt, wer dafür sorgt, daß der Versailler Vertrag eingehalten wird? Wissen Sie, wessen Stimme bei den Entscheidungen nach dem Dawes-Plan das größte Gewicht hat? Wer die Wirtschaft Deutschlands lenkt?«
    Canfield legte die Zeitung auf den Boden. »Ja, irgendein Ausschuß.«
    »Die Alliierte Kontrollkommission.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?« fragte Canfield noch einmal und erhob sich aus seinem Stuhl.
    »Sie ahnen es bereits. Drei der Männer aus Zürich sind Mitglieder der Alliierten Kontrollkommission. Der Versailler Vertrag wird von diesen Männern in die Tat umgesetzt. Wenn sie zusammenarbeiten, können die Männer aus Zürich buchstäblich die deutsche Wirtschaft manipulieren. Führende Industrielle der Großmächte im Norden, im Westen und im Südwesten – und dazu kommen die mächtigsten Finanzleute in Deutschland selbst... Ein Wolfsrudel. Sie werden sicherstellen, daß die in Deutschland tätigen Kräfte auf Kollisionskurs bleiben. Wenn die Explosion stattfindet-und das wird sie –, werden sie bereit sein, die Bruchstücke aufzuheben. Um diesen – Meisterplan zu vervollständigen, brauchen sie nur eine politische Operationsbasis. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, daß sie diese Basis gefunden haben. In Adolf Hitler und seinen Nazis – in meinem Sohn Ulster Scarlett.«
    »Mein Gott!« Canfield starrte Elizabeth an. Er hatte die Einzelheiten ihrer Darstellung nicht völlig begriffen, aber die Schlüsse, die man daraus ziehen mußte, waren ihm klar.
    »Es ist Zeit, in die Schweiz zu reisen, Mr. Canfield.«
    Er würde seine Fragen unterwegs stellen.

39.
    Die Telegramme waren alle in englischer Sprache abgefaßt und enthielten, abgesehen von den Namen und Adressen der Empfänger, den gleichen Wortlaut. Jedes wurde an die Firma oder Gesellschaft gerichtet, in der die betreffende Person die höchste Position innehatte. Man achtete auf Zeitzonen, jedes Telegramm sollte an seinem Bestimmungsort um zwölf Uhr mittags am Montag eintreffen, und jedes sollte persönlich gegen

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