Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe
diskrete Detektivfirma zu engagieren, die sie in der Vergangenheit schon häufig mit der Untersuchung von Versicherungsforderungen gegen die Familienunternehmen betraut hatte. Die Eigentümer der Firma verstanden vollkommen und setzten nur ihre tüchtigsten und verläßlichsten Männer ein.
Elizabeth gab ihnen zwei Wochen Zeit, um Ulster Stewart ausfindig zu machen. Tatsächlich erwartete sie, daß er bis dahin auftauchen würde, aber wenn nicht, würde sie die Angelegenheit der Polizei übergeben.
Am Ende der ersten Woche hatten die Detektive einen umfangreichen Bericht über Ulsters Gewohnheiten zusammengestellt — über die Orte, die er am häufigsten aufsuchte —
seine Freunde (viele), seine Feinde (wenige) und, so detailliert dies möglich war, eine Rekonstruktion seiner Aktivitäten während der letzten paar Tage vor seinem Verschwinden. Diese Informationen überreichten sie Elizabeth.
Elizabeth und Chancellor Drew studierten die Berichte sorgfältig, ohne zu irgendwelchen neuen Erkenntnissen zu gelangen.
Die zweite Woche erwies sich als ebensowenig aufschlußreich, mit Ausnahme des Umstands, daß Ulsters Unternehmungen jetzt detaillierter in Tagen und Stunden aufgezeichnet wurden. Seit seiner Rückkehr aus Europa waren seine täglichen Runden rituell geworden. Die Squash-Hallen und die Dampfbäder im Sportklub — die Bank am unteren Broadway, Waterman Trust... Seine Cocktails an der Fiftythird Street zwischen halb fünf Uhr und sechs Uhr nachmittags, wobei sich fünf Flüsterkneipen in die fünf Tage der Woche teilten ... Die nächtlichen Ausflüge in die Welt der Unterhaltung, wo eine Handvoll Etablissements seinem Vergnügen dienten (und von ihm finanziert wurden) ... Die fast routinemäßigen Besuche in einem Supperclub an der Fiftieth Street vor seiner Heimkehr, nie später als zwei Uhr morgens ...
Eine Einzelheit fiel Elizabeth ebenso auf wie dem Berichterstatter. Sie paßte nicht zum Rest des Berichtes. Sie tauchte auf dem Mittwochblatt auf.
>Verließ das Haus gegen halb elf und hielt sofort ein Taxi vor dem Haus an. Das Hausmädchen war damit beschäftigt, die Treppe zu kehren. Sie glaubt gehört zu haben, wie Mr. Scarlett den Fahrer beauftragte, ihn zu einer Station der Untergrundbahn zu bringen. ‹
Elizabeth konnte sich Ulster nicht in einer Untergrundbahn vorstellen. Und doch hatte er zwei Stunden später, nach der Aussage eines >Mr. Mascolo, Oberkellner im Venezia-Restaurant<, einen frühen Lunch mit einer >Miß Dempsey (siehe Bekanntschaften: Theaterkünstler)‹ eingenommen. Das Restaurant war zwei Straßen von Ulsters Haus entfernt. Natürlich konnte es dafür mehrere Erklärungen geben, und in dem Bericht stand auch sonst nichts Ungewöhnliches, abgesehen eben von Ulsters Entscheidung, zur U-Bahn-Station zu fahren. Für den Augenblick schrieb Elizabeth dies der Tatsache
zu, daß er sich dort mit jemandem hatte treffen wollen, vermutlich mit Miß Dempsey.
Am Ende der Woche kapitulierte Elizabeth und befahl Chancellor Drew, mit der Polizei Verbindung aufzunehmen.
Die Zeitungen übertrafen sich gegenseitig mit Schlagzeilen. Das FBI arbeitete mit der Polizei von Manhattan zusammen und ging dabei von der Annahme aus, daß möglicherweise Bundesgesetze verletzt worden waren. Dutzende von Sensationslustigen und viele ehrliche Bürger meldeten, sie hätten Ulster während der letzten Woche vor seinem Verschwinden gesehen. Einige makabre Seelen riefen an und behaupteten zu wissen, wo er sich aufhielt, und verlangten Geld für die Information. Fünf Briefe trafen ein, in denen Lösegeld für seine Freilassung gefordert wurde. Sämtliche Hinweise wurden überprüft. Alle erwiesen sich als wertlos.
Benjamin Reynolds sah den Bericht auf der zweiten Seite des >Washington Herald<. Abgesehen von der Hochzeit war das die erste Nachricht, die er seit seinem Zusammentreffen mit Elizabeth Scarlatti, das über ein Jahr zurücklag, über Ulster Scarlett gelesen hatte. Trotzdem hatte er seiner Zusage gemäß in den letzten Monaten diskrete Nachforschungen über den gefeierten Kriegshelden angestellt — nur um zu erfahren, daß er wieder in die ihm gemäße Welt zurückgekehrt war. Elizabeth Scarlatti hatte ihre Sache gut gemacht. Ihr Sohn war aus dem Importgeschäft ausgestiegen, und die Gerüchte bezüglich irgendwelcher Verbindungen zu kriminellen Elementen waren verstummt. Ulster war sogar so weit gegangen, eine Stellung in einer Bank anzunehmen — bei der Waterman Trust-Bank von New
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