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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ergriff, zu fest, als sie — mit einiger Schwierigkeit — aus dem Automobil stieg. Sie starrte zu Boden, ins Leere.
    Der Banker führte die alte Frau schnell durch die Bank. Vorbei an den Schaltern, den Angestellten dahinter, vorbei an den Bürotüren, in den hinteren Teil des Gebäudes. Sie nahmen den Aufzug und fuhren in die riesigen Waterman-Keller. Unten angelangt, bogen sie nach links und gingen zum Ostflügel.
    Die Wände waren grau, die Flächen glatt, glitzernde stählerne Stangen waren zu beiden Seiten in Beton eingelassen. Über dem Portal war eine einfache Inschrift zu sehen — ›Ostflügel, Scarlatti<.
    Elizabeth dachte wieder einmal, daß dieser Anblick an ein Grab erinnerte. Hinter den Stangen lag ein schmaler Korridor, den helle Glühbirnen an der Decke hinter Drahtgittern beleuchteten. Abgesehen von den zwei Türen auf jeder Seite wirkte der Korridor wie ein Gang zum letzten Ruheplatz irgendeines Pharaos inmitten einer ehrfurchtgebietenden Pyramide. Die Tür am Ende führte zum Safe der Scarlatti-Firmen.
    Giovanni...
    Die zwei Türen zu beiden Seiten führten zu Kammern für die Frau und die drei Kinder. Die Chancellors und Ulsters lagen links. Elizabeths und Rolands Türen waren rechts angeordnet, die Elizabeths lag neben der Giovannis.
    Elizabeth hatte Rolands Kammer nie auflösen lassen. Sie wußte, daß die Gerichte das am Ende erledigen würden. Das war ihre einzige sentimentale Geste gegenüber dem Sohn,
den sie verloren hatte. So ziemte es sich. Auch Roland war ein Teil des Imperiums.
    Der uniformierte Wächter nickte — wie ein Grabwächter — und öffnete die aus stählernen Stangen bestehende Tür.
    Elizabeth stand vor dem Eingang zur ersten Kammer auf der linken Seite. Auf der Namenstafel in der Mitte der Metalltür stand >Ulster Stewart Scarlatti<.
    Der Wächter öffnete diese Tür, und Elizabeth betrat den kleinen Raum. »Sie werden die Tür wieder abschließen und draußen warten. Sie auch, Mr. Cartwright.«
    »Natürlich.«
    Sie war allein in dem zellenähnlichen Raum. Sie war nur ein einzigesmal in Ulsters Kammer gewesen, überlegte sie — zusammen mit Giovanni. Vor Jahren, einer Ewigkeit... Er hatte sie dazu überredet, in die Stadt zu kommen, und ihr von den Anordnungen erzählt, die er bezüglich der Safes im Ostflügel getroffen hatte. Er war so stolz gewesen. Er hatte sie durch die fünf Räume geführt, so wie ein Fremdenführer vielleicht Touristen durch ein Museum geleitet. Er hatte ihr die Feinheiten der verschiedenen Fonds erklärt. Sie erinnerte sich daran, wie er mit der flachen Hand gegen die Kästen geschlagen hatte, als wären sie preisgekrönte Rinder, die eines Tages zu riesigen Herden anwachsen würden.
    Er hatte recht gehabt.
    Der Raum hatte sich nicht verändert. Ebensogut hätte es gestern sein können.
    An der einen Seite, in die Wand eingelassen, befanden sich die Safes mit den Industriepapieren — den Aktien, den Anteilen an Hunderten von Gesellschaften. Dies waren die Mittel für den täglichen Lebensunterhalt. Ulsters erster Fonds. An den zwei anderen Wänden standen Aktenschränke, sieben auf jeder Seite. Jede Schublade trug eine Jahreszahl, die jedes Jahr von Watermans Verwaltern geändert wurden. Jede Schublade enthielt Hunderte von Schuldverschreibungen, und jeder Schrank hatte sechs Schubladen.
    Schuldverschreibungen für die nächsten vierundachtzig Jahre.
    Der zweite Fonds war für die Expansion des Scarlatti-Imperiums bestimmt.

    Elizabeth studierte die Karten auf den Schränken.
    1926. 1927. 1928. 1929. 1930. 1931.
    Diese Jahreszahlen standen auf dem ersten Schrank.
    Sie sah ein Tischchen mit einem kleinen Hocker vor dem rechten Schrank. Der letzte Benutzer war zwischen dem ersten und dem zweiten Schrank gesessen. Sie sah die Karten auf dem Schrank daneben an.
    1932. 1933. 1934. 1935. 1936. 1937.
    Sie zog sich den Hocker vor den ersten Schrank und setzte sich. Sie sah auf die unterste Schublade.
    1926.
    Sie zog sie auf.
    Das Jahr war in zwölf Monate geteilt, und jeder Monat hatte einen kleinen Karteireiter. Vor jedem Reiter gab es eine dünne Scheibe aus Metall mit zwei winzigen Ösen, durch die ein Draht lief, der mit Wachs bedeckt war. Auf der Wachsschicht konnte man-eingebrannt-die Initialen W. T . in alter englischer Schreibschrift lesen.
    Das Jahr 1926 war intakt. Keiner der kleinen Kästen war geöffnet worden. Und das bedeutete, daß Ulster der Aufforderung der Bank, Anlageentscheidungen zu treffen, nicht nachgekommen war. Ende

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