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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Dezember würden die Nachlaßverwalter die Verantwortung auf sich nehmen und ohne Zweifel Elizabeth konsultieren, wie sie das in der Vergangenheit bezüglich Ulsters Fonds immer getan hatten.
    Sie zog das Jahr 1927 heraus.
    Wiederum unberührt. Keines der Wachssiegel war erbrochen.
    Elizabeth wollte den Kasten schon wieder hineinschieben, als sie innehielt. Ihr Blick fiel auf eine kleine Unsauberkeit im Wachs, die vielleicht unbemerkt geblieben wäre, wenn sie die Siegel nicht geprüft hätte.
    Das T des W. T. war im Monat August ausgefranst und nach unten gezogen. Das gleiche galt für September, Oktober, November und Dezember.
    Sie zog das Augustbündel heraus und schüttelte es. Dann riß sie den Draht auseinander, worauf das Wachssiegel zerbrach und herunterfiel.
    Der Karton war leer.

    Sie stellte ihn wieder hinein und zog die übrigen Monate des Jahres 1927 heraus.
    Alle leer.
    Sie stellte die Kartons wieder hinein und zog die Schublade für 1928 heraus. Auf jedem der dünnen Kartons war das T des Wachssiegels ausgefranst und hing etwas nach unten.
    Alle leer.
    Wie viele Monate lang hatte Ulster dieses außergewöhnliche Versteckspiel getrieben? Wie oft war er von einem gehetzten Banker zum nächsten geeilt, um am Ende jedesmal die Safes aufzusuchen? Dokument um Dokument, Wertpapier um Wertpapier...
    Vor drei Stunden noch hätte sie es nicht geglaubt. Und das alles war nur ans Licht gekommen, weil ein Hausmädchen die Eingangsstufen gefegt hatte, so daß vor ihrem geistigen Auge die Erinnerung an ein anderes Hausmädchen aufgestiegen war, das auch Treppen gefegt hatte. Ein Mädchen, das sich an einen kurzen Befehl erinnerte, den ihr Sohn einem Taxifahrer gegeben hat...
    Ulster Scarlett hatte die Untergrundbahn genommen.
    An einem Vormittag hatte er das Risiko einer Taxifahrt quer durch den Verkehr nicht eingehen können. Er hätte sich für seine Sitzung in der Bank verspätet.
    Gab es eine bessere Zeit als den Vormittag? Die ersten Aufträge, das Chaos des morgendlichen Börsenverkehrs...
    Selbst Ulster Scarlett würde mitten am Vormittag übersehen werden.
    Sie hatte die Fahrt mit der Untergrundbahn nicht verstanden.
    Jetzt verstand sie es.
    Als vollzöge sie ein schmerzhaftes Ritual, überprüfte sie die übrigen Monate und Jahre des ersten Schranks. Bis zum Dezember 1931.
    Leer.
    Sie schloß die Schublade für 1931 und begann ganz unten im zweiten Schrank. 1932.
    Leer.
    Sie hatte die Mitte des Schranks erreicht — 1934 — als sie hörte, wie sich die Stahltür öffnete. Sie schob die Schublade
schnell zu und drehte sich verärgert um. Jefferson Cartwright trat ein und schloß die Tür.
    »Ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, Sie sollen draußen bleiben! «
    »Auf mein Wort, Madame Scarlatti, Sie sehen aus, als hätten Sie ein Dutzend Gespenster gesehen!«
    »Hinaus!«
    Cartwright trat schnell an den ersten Schrank und zog willkürlich eine der mittleren Schubladen heraus. Er sah die erbrochenen Siegeln auf den Schachteln, nahm eine heraus und öffnete sie. »Hier scheint einiges zu fehlen.«
    »Ich werde dafür sorgen, daß man Sie entläßt!«
    »Vielleicht – vielleicht werden Sie das tun.« Er zog eine weitere Schublade heraus und vergewisserte sich, daß mehrere Schachteln, deren Siegel erbrochen waren, ebenfalls leer waren.
    Elizabeth stand stumm und voll Verachtung neben dem Banker. Als sie schließlich sprach, klang der ganze Ekel, den sie empfand, in ihren Worten mit. »Sie haben soeben Ihre Tätigkeit bei Waterman beendet!«
    »Vielleicht habe ich das. Entschuldigen Sie bitte.« Der Virginier schob Elizabeth sachte von dem zweiten Schrank weg und setzte seine Suche fort. Er griff nach dem Jahr 1936 und wandte sich dann zu der alten Frau um. »Nicht viel übrig, nicht wahr? Ich frage mich, wie weit das geht. Sie nicht? Ich werde natürlich eine komplette Liste für Sie machen, so schnell wie möglich. Für Sie und meine Vorgesetzten.« Er schloß die Schublade des Jahres 1936 und lächelte.
    »Dies sind vertrauliche Familienangelegenheiten. Sie werden nichts tun! Sie können nichts tun!«
    »Ach, kommen Sie! Diese Schränke enthielten frei handelbare Papiere. Inhaberschuldverschreibungen. Besitz und Eigentum sind da identisch. Die sind so gut wie Geld. Ihr verschwundener Sohn hat sich ein ganz schönes Stück aus der New Yorker Börse geholt. Und wir haben noch gar nicht alles eingesehen. Wollen wir noch ein paar Schränke öffnen?«
    »Ich werde das nicht zulassen!«
    »Dann lassen Sie es

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