Das scharfe Duo ROTE LATERNE Band 10 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
und lud sie zu einem Drink ein.
»Wenn ich sage, sie geht, dann geht sie!« verfügte Vera, und ihre Augen schillerten auf einmal vielfarbig.
»Sie bleibt!«, ordnete Silke an. Veras Feindseligkeit war bis unter die Haut zu spüren. Nun stand Seferino unter der Tür. »Entweder Teresa bleibt, oder ich gehe mit ihr«, verkündete Silke laut.
»Lass!«, sagte Seferino zu Vera. »Sie stört nicht.«
Da zerdrückte Vera ein Sektglas mit der Hand und warf die Scherben ins Spülbecken. Und Silke spürte, hier wurde eben eine Feindschaft geboren.
Vera war eine ungemein strenge, aber doch auch sehr gute Lehrerin. Man spürte, sie verstand etwas vom Handwerk. In ihren Augen genügte das Ausziehen nicht allein.
»Man kann sich auch in seinen Kleidern sehr erotisch bewegen«, pflegte sie zu sagen.
Bei den Übungen, die nun fast täglich stattfanden, war ganz deutlich die Abneigung zu spüren, die Vera für Silke hegte. Aber nichts davon kam offen zum Ausbruch. Es war wie ein stiller Schwelbrand, vom dem man nicht genau wusste, wo sein Herd eigentlich saß. Aber man konnte ihn riechen. Das spannte die Situation ungemein an.
Natürlich bemühte sich Silke darum, das Beste zu geben. Sie strengte sich sehr an, und eigentlich hätte Vera zufrieden sein müssen. Doch fand sie immer wieder Neues auszusetzen.
»Wenn der Spot von vorn kommt«, ordnete sie an, »dann drehst du dich ins Profil. Man muss dein ganzes Profil sehen. Ja, so ist es gut. Nur solltest du dich ein wenig zurücklehnen, sonst sieht man, dass dein Busen hängt ...«
»Mein Busen hängt nicht!«, rief Silke empört und wandte sich an Rita, die mit ihr probte. »Oder hängt mein Busen? Da hat wohl jemand Tomaten auf den Augen ...«
»Körper zurück!«, kommandierte Vera schneidend. »Ich muss es wissen!«
»Dann stell du dich hin. So weit könntest du dich gar nicht nach hinten biegen, damit man deinen Hängebusen nicht sieht!«, rief Silke giftig.
»Ich verdiene mein Geld nicht mit dem Hintern und dem Busen«, konterte Vera geschickt. »Ich verdiene es mit dem Verstand, ist das klar? Also mach, was ich dir sage. Ich inszeniere hier.«
Das stimmte; daran gab es nichts zu rütteln. Oft mussten die Mädchen zugestehen, dass Vera über allerhand Erfahrung verfügte. Von den Proben wurden Videos gemacht, die man gemeinsam anschaute, um dann mögliche Fehler zu korrigieren.
»Mein Busen hängt tatsächlich ein wenig«, raunte Silke während einer solchen Vorführung.
»Aber nicht sehr«, tröstete Rita. »Dafür kommt dein knackiger Hintern ganz gut ins Bild. Ich weiß jetzt, warum Vera mich weniger ins Profil rückt. Ich habe einen Hängearsch.«
»Nun komm aber wieder zu dir.«
»Ich bin ganz bei mir«, versicherte Rita.
»Und hier, diese Szene!«, rief Vera. »Rita, du fährst mit deinen Händen an Silkes Körper herunter. Damit präsentierst du deine Kollegin. Dabei geht dein Blick ins Publikum und nicht auf Silkes Bauchnabel. Schließlich sollst du sie nicht vernaschen. Vielmehr sollen die Männer Lust bekommen. Also: Du schaust die Männer an, fährst dir mit der Zunge über die Lippen. Ganz leicht. Und damit drückst du aus, was du für 'ne tolle Sache in den Händen hast.«
»Ich bin keine Sache!«, verwahrte sich Silke.
»Für die Kerle im Publikum bist du ein Objekt. Ein Lustobjekt. Die interessiert nur dein Körper. Sei dir dessen bewusst, denn dein Körper ist dein Kapital.«
»Das sieh hoffentlich verzinsen wird«, hoffte Silke und warf einen bedeutungsvollen Blick zu Seferino.
»Optimal«, murmelte er, »wäre eine von diesen kleinen Thaimädchen. Aber die darfst du ja hier nicht auftreten lassen. Kinder, wenn ihr das sehen könntet ...«
»Der Spatz in der Hand sollte dir lieber sein als die Taube auf dem Dach«, tat Silke kund.
»Jawohl«, bekräftigte Rita kichernd. »Besser 'ne Blinde im Bett, als 'ne Taube aufm Dach, oder nicht?«
»Konzentriert euch!«, kommandierte Vera ärgerlich. »Lasst den Quatsch. Im Augenblick ist eure Show noch nicht viel wert. Ihr müsst mehr geben. Viel mehr.«
»Dann stell du dich doch hin und mach die Böcke an!«, rief Rita. »Oder such dir ein paar Weiber, die es besser können.«
»Streitet nicht herum«, beendete Seferino die Diskussion. »Ich finde, ihr macht das schon ganz gut. Nächste Woche ist Eröffnung. Bis dahin muss die Cosa laufen, claro?«
»Alles klar«, sagte Vera. »Ich werde die beiden Püppchen schon zurechtbiegen.« Sie geleitete ihn zur Tür.
»Die Tante
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