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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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ich die Augen meiner Herrin dennoch nicht schließen, weil ich keine schweren englischen Pennys hatte, die ich darauflegen konnte. Und so schienen mich die starren Augen meiner Herrin zu verfolgen, während ich die blutigen Laken zusammenknüllte, um sie ins Feuer zu werfen. Wenn sie doch nur für mich sprechen könnte, dachte ich. Und ich überlegte, was Mr. Pars wohl zum Geständnis meiner Herrin sagen würde, dass sie und ihr Onkel Sir Geoffrey tatsächlich um sein Geld gebracht hatten. Er hatte sie die ganze Zeit verdächtigt, etwas Derartiges im Schilde zu führen, glaubte ich. Es dauerte lange, bis alles wieder halbwegs ordentlich war. Den Wasserkrug, das Messer und die Schüsseln trug ich nach unten in die Küche. Bengo winselte immer noch hinter der Küchentür, aber mit dem Schuh drückte ich ihn wieder zurück, damit er nicht entwischte. Ich konnte Carinnas winzige Tochter nicht in diesem Gemach des Todes allein lassen, hob das unschuldige Kind hoch und nahm es für die Nacht mit in mein Bett.

XXXIII Villa Ombrosa
Ostersonntag 1773
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Beerdigungstörtchen
    Ein Pfund Zucker und ein Viertelpfund geschälte und geriebene Mandeln schlage man, dann rühre man fünf Löffel Sahne darunter. Hinzu kommen Ambrastückchen und drei bis vier Löffel Mehl, die ebenfalls dazugemischt werden. Dann gebe man die Masse in Papiersärge und backe sie im Ofen. Wenn sie durchgebacken sind, binde man je zwei mit einem weißen Band zusammen und versiegele das Band mit schwarzem Wachs. Ein passender Spruch für die Papierförmchen ist dieser:
    Lebt wohl, meine Freunde, seid nicht bang!
    Meine Liebsten, ich geh auf die Reise,
    verweile im Himmel wartend recht lang,
    eh ich euch dort willkommen heiße.
    Beerdigungstörtchen, die zum Tod von Lord Charles Grice 1681 gereicht wurden. Notiert in ordentlicher Handschrift im Schatzbuch der Köchin
    O bwohl ich todmüde war, schlief ich in jener Nacht unruhig. Das Baby lag neben mir, und ich wachte alle paar Stunden von seinem Weinen auf. Ich drückte die Kleine an mich und war recht froh über ihren kleinen Körper, und ich nahm an, sie wäre auch froh über meine Wärme dicht neben ihr. Während der frühen Morgenstunden schossen die schrecklichen Bilder wieder durch meinen Kopf: die stumpfen Porzellanaugen meiner toten Herrin und all ihr Blut, nachdem ich ihren Leichnam ausgeweidet hatte. Renzo, der mir erklärte, ich würde mit ihm gehen, wenn ich mir etwas aus ihm machte. Aber am schlimmsten war immer noch Mr. Pars’ Drohung, ich werde wegen Mordes hängen. Der Galgen. Allein die Vorstellung vom Henkersbaum und dem letzten Gang zu diesem schändlichen Tod ließ mich fast vor Angst den Verstand verlieren.
    Deshalb war ich froh, als der neue Tag vor den Fensterläden heraufdämmerte. Ich sah das Baby, dessen blaue Augen vertrauensvoll zu mir aufblickten. Gott sei mir gnädig, aber es erstaunte mich, dass aus all dem Entsetzlichen der vergangenen Nacht ein so munteres Mädchen hervorgegangen war. Ich schaukelte sie ein wenig, sang alberne Liedchen und zupfte an den winzigen Fingern und Zehen, die sich noch immer krümmten, weil sie so lange verkrampft gewesen waren. Ihr Kopf war noch immer eingedrückt, doch ich rieb ihn zärtlich mit einer Wundsalbe ein, bis er ein bisschen besser aussah. Das Mitleid raubte mir den Atem, denn sie war ein armes, mutterloses Würmchen, das in der Fremde geboren worden war.
    Bengo stürzte fast über seine eigenen Beine, sobald ich ihn aus der Küche ließ. Ich hätte ihm gern eins übergezogen, als ich sah, dass er in der Nacht verrückt gespielt hatte. Geschirr war zerbrochen, und Carinnas liebste Teetasse lag in Scherben auf dem Boden. Eilig erwärmte ich etwas Milch, und weil ich keine Nuckelflasche hatte, fütterte ich das Baby tropfenweise mit einem Teelöffel. Mit etwas Wein und Honig vermischt beruhigte die Milch mein kleines Mädchen, und sobald sich ihre Lider senkten, legte ich sie in den Brotkorb und betete, sie möge still bleiben. Bald darauf hörte ich Mr. Pars in seiner Kammer und ermahnte mich zur Vorsicht. Dieser Mann hielt mein Leben in seinen Händen. Während ich seine Brötchen butterte, überlegte ich hin und her. Ein Richter mochte die Sache wie Mr. Pars sehen, dass ich nämlich meiner Herrin etwas angetan hatte. Ich konnte es kaum glauben, wie er sich angeschlichen hatte, während ich mit erhobenem Messer über ihrem Leichnam stand.
    Als ich versuchte, Argumente für meine Unschuld zu

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