Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)
zu Wort kommen. «Oder du lernst unterwegs, mehr als nur eine einfache Köchin wie ich zu sein. Eigne dir all die schicken französischen Leckereien und die modischen Gerichte an. Was für eine Chance, Kind!», fügte sie hinzu und drückte meine Hand. «Ich habe Anzeigen gesehen, wo Köchinnen gesucht werden, die der französischen Küche mächtig sind. Weißt du, was sie denen anbieten? Zwanzig Guineen im Jahr. Du sollst eine Köchin für den Adel werden.»
«Aber ich heirate Jem, wenn ich zurück bin.» Ich sagte mir diesen Satz ständig vor, als glaubte nur ich daran. Sie seufzte, und ihr Busen bebte.
«Dann koch eben in dieser Bierschenke, von der Jem so schwärmt. Ich habe gehört, es gibt Wirtshäuser in London, die außerordentlich gutes Essen servieren. Oh, wenn ich doch noch mal so jung wäre, ich würde sofort probieren, was sie da so auftischen. Und was Paris angeht! In dieser Stadt könntest du mit den von Gott gegebenen Talenten eine gemachte Frau werden. Du wirst Mahlzeiten bekommen, von denen ich nicht mal träumen durfte.»
«Ich glaube nicht.» Zu sehr kreisten meine Gedanken um mein Elend. «Ich bin die Einzige, die was in die Pfanne werfen kann, und ich werde nur mitgenommen, damit Ihre Ladyschaft nichts essen muss, was sie nicht kennt. Vielleicht soll ich auch nur mit, um für die Ratte von Hund etwas zu kochen.»
Ich erzählte nicht, wie ich am Vortag von Lady Carinna für ein paar kühle Momente zu ihr zitiert worden war. Sie befahl mir, eine Truhe mit Tischdecken, Gläsern und Tellern zu packen und kalte Lebensmittel in der Kutsche zu verstauen. Aber ehe sie mich entließ, befahl sie noch Folgendes: «Und du wirst das rosafarbene Kleid mitnehmen.» Mein Herz pochte heftig, als sie das sagte. Warum nur fühlte ich mich bei dem Gedanken an das Kleid so unwohl?
Mrs. Garlands Stimme unterbrach meine sorgenvollen Gedanken. «Aber du wirst doch in all den fremden Städten auf den Markt gehen?», bohrte sie nach.
«Ja, wohl. Vermutlich», sagte ich müde. «Obwohl ich vom alten Ned gehört habe, wir würden nur Frösche und Schlangen zu essen kriegen. Erst heute Morgen habe ich ihm erzählt, ich hätte die Frösche probiert und einen Froschschenkel in seinen Eintopf getan. Du hättest mal sein Gesicht sehen sollen. Ich mach das wirklich, wenn er nicht die Klappe hält.»
Mrs. Garland fiel der Unterkiefer herunter, und dann lachte sie aus vollem Hals. «Ah, das ist schon eher die alte Biddy», rief sie und drückte meine Hand. Ich erwiderte ihr Lächeln. «Aber halte deine Zunge im Zaum. Ich denk da vor allem an Lady Carinna. Sie ist schon merkwürdig, aber letztlich ist sie deine Herrin. Mein Rat lautet, stets so schnell wie möglich ihren Wünschen nachzukommen. Und dich davon abgesehen von ihr fernzuhalten. Von Jesmire auch …»
«Himmel, die kann ich überhaupt nicht leiden.»
«Du musst sie auch nicht leiden können. Steh ihr nur immer schnell und wortlos zur Verfügung.»
Widerstrebend nickte ich.
«Und wenn du Schwierigkeiten kriegst, ist Mr. Pars ein guter Christenmensch unter all diesem grimmigen Getue. Belesen ist er zudem, und der Master vertraut auf ihn. Wenn du Hilfe brauchst, sprichst du am besten mit Mr. Pars.»
Wenn sie wüsste, was für ein hinterhältiger Kerl er ist, dachte ich. Doch was sie sagte, stimmte schon. Mein Leben wäre bestimmt einfacher, wenn ich ihm nicht ins Gehege kam.
«Genug davon», sagte sie. «Ich will dir noch etwas geben.»
Damit reichte sie mir das silberne Messer, das sie immer an einer Kette am Gürtel trug. Es hatte einst Lady Maria gehört, bis meine alte Freundin es schwarz angelaufen und stumpf hinter einer alten Truhe gefunden hatte.
«Ist die feinste Klinge, die ich je benutzt habe. Mir gefällt die Vorstellung, wie damit all der Knoblauch und die Früchte aus dem Paradies geschnitten werden.»
«Und Frösche gehäutet?», neckte ich sie.
«Ja, selbst das. Um Lady Marias willen.»
Ich nahm das Messer. Es lag gut in meiner Hand.
Dann sank sie gegen die Rückenlehne und verschränkte die Arme. Sie musterte mich eingehend. «Du wirst mich jetzt für ein altes Mädchen halten, aber ich habe mehr Jahre gelebt als du, darum pass gut auf, was ich dir jetzt sage. Zuerst bin ich mächtig stolz, weil du deine Unschuld bewahrt hast. Schau mich doch nicht so an. Ich weiß, dass du Jem um dich hast werben lassen, aber überall im Haus erzählt man sich jetzt, was du Mr. Pars gesagt hast, nämlich, dass du ihm nie diese Freiheit gestattet
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