Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
mehrere Pfeile waren auf die Gestalt gerichtet. Es war kein Wolfsmensch und auch kein Oger, so viel konnte man erkennen, aber das Gesicht lag im Schatten. War es ein Untoter, ein Adept persönlich, oder hatten die Nekromanten mittlerweile auch menschliche Soldaten? Und wenn es ein Unterhändler war, worauf wartete er dann?
Plötzlich schoss ein greller Blitz auf das Tor zu. Er kam nicht vom Himmel, sondern von der Ebene, es war ein Zauber. Das Stadttor zerbarst unter dem Anprall und der Turm erzitterte so stark, dass Martin ins Wanken geriet. Schreie waren zu hören, aber sie wurden noch übertönt von der Grabesstimme des Unterhändlers.
»Soldaten von Kreuzstadt, legt eure Waffen nieder! Ihr seht, eure Mauern können euch nicht schützen, ergebt euch und wir werden euch schonen. Uns liegt nur an den Paladjur, die sich in der Stadt aufhalten.«
Martin schluckte. Genau wie Dalob es vorhergesehen hatte. Was würden sie nun tun, da das Tor zerstört war?
»Verschwindet! Wir sind keine Feiglinge und wir trauen Euren Worten nicht. Geht oder wir bringen Euch zum Schweigen«, rief der General nach unten.
Für ein paar endlos erscheinende Sekunden geschah nichts. Der Regen plätscherte auf sie alle herab, dröhnender Donner rollte durch den Talkessel. Unvermittelt verlosch die Fackel des Unterhändlers – und der Sturm brach los.
Ein weiterer Zauber zischte von der Ebene heran und schlug einige hundert Meter entfernt eine Bresche in die Mauer, und als ein Blitz vom Himmel für einen Moment die Szenerie erhellte, sah man überall auf der Ebene Bewegung.
»Katapulte, Feuer!«, brüllte der General und Sekunden später flogen die ersten brennenden Pechkugeln auf die Ebene hinaus. Wo sie aufschlugen, entstanden kleine, im Regen flackernde Feuer. Wolfsmenschen, die von dem brennenden Pech bespritzt wurden, jaulten auf. Hastig machten die Besatzungen die Katapulte wieder einsatzbereit und die nächste Salve flog hinaus. Die zunehmende Zahl von kleinen Feuern ließ immer mehr Details erkennen. Hunderte Wolfsmenschen rannten über die Ebene auf sie zu.
»Martin, Katmar, sichert das Tor«, befahl Dalob. »Zwei Feuerpfeile in die Luft«, brüllte er zu den Schützen – das Zeichen für diejenigen, die die Adepten angreifen sollten, auch wenn sie sicher die Blitze der untoten Paladine gesehen hatten. »Was ist mit den anderen Toren? Wo bleibt die Meldung, verdammt?«
»An den anderen Toren ist alles ruhig«, rief jemand von unten herauf.
»Dann schickt nach Oberst Rebur, er soll sich mit seiner Truppe hierher aufmachen«, orderte Dalob. »Brandpfeile bereit, Soldaten. Wer dem Tor zu nahe kommt, wird geröstet.«
»Tiana, Vinjala, ihr baut mit den drei anderen Paladjur vor dem Tor einen Schild auf, verstanden?«, wies Martin sie an. Tiana nickte. »Dann los, komm mit mir, Katmar.«
Gemeinsam stiegen sie zur Mauer hinab und eilten im nachlassenden Regen auf dem Wehrgang zur nächsten Treppe, vorbei an Dutzenden Bogenschützen. Unten angekommen, bot sich ihnen ein chaotischer Anblick. In dem großen Holztor klaffte ein riesiges Loch, überall lagen mehr oder weniger stark verwundete Soldaten, die von den herumfliegenden Splittern getroffen worden waren. Niemand machte Anstalten, den Durchbruch zu sichern.
»Wer hat hier das Kommando?«, bellte Martin. Keiner meldete sich, aber einige Gardisten blickten zum Tor hin, wo zwei Schwerverletzte lagen. Es waren beides Offiziere, sie bluteten stark und waren teilweise unter Trümmerstücken begraben. Martin wuchtete die Trümmer beiseite. »Kannst du noch etwas für sie tun?«, fragte er.
Katmar legte den beiden nacheinander die Finger an den Hals und schüttelte den Kopf. Martin straffte sich. Es war lange her, dass er ein Kommando geführt hatte, aber nun war es an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen. »Herhören! Der General hat mich geschickt, um das Tor zu sichern. Da eure Offiziere tot sind, übernehme ich ab sofort das Kommando. Du und du, tragt eure verletzten Kameraden weg. Du läufst zum General und erstattest Bericht, er soll uns Verstärkung schicken. Der Rest, der kämpfen kann, zu mir. Ein bisschen plötzlich, oder wollt ihr gleich die Krallen von Wolfsmenschen am Hals spüren?«
Während die Soldaten zögerlich seinen Befehlen nachkamen, wandte Martin sich an Katmar. »Lauf du zum Gasthaus und hol zwei oder drei der Paladjur als Heiler her. Die anderen sollen bleiben, wo sie sind.« Katmar nickte und eilte davon.
Martin warf einen Blick auf die Truppe, die
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