Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
Fähigkeiten zu verleihen«, bestätigte Lissann. »Aber deswegen gehört es euch nicht. Für wen, denkt Ihr, ist es gemacht worden?« Während sie fragte, spielte sie scheinbar desinteressiert mit einem Grashalm, aber Tristan entging der kurze Seitenblick nicht, den sie in seine Richtung warf.
»Ich habe nur von einer Legende gehört, nach der die Vanamiri die Paladine geholt haben, damit sie ihnen gegen die Gnome helfen«, erwiderte er und sah dabei zu Noldan hinüber, der neben Norwur kniete und dessen Wunden versorgte. Auch Lissann drehte den Kopf in Richtung des Vanamirs, aber der machte keine Anstalten, etwas zu dem Thema beizutragen.
»Wart Ihr schon einmal in einer Vanamiri-Stadt?«, fragte Lissann weiter. Tristan nickte. »Und habt Ihr dort Zeichen entdeckt, die denen auf Euren Armen gleichen?«
Tristan überlegte. Er hatte nicht wirklich darauf geachtet, aber sicher wären sie ihm aufgefallen. »Nein, ich glaube nicht. Aber Ihr könnt mit meinen Malen umgehen und die Runen auf Euren Pfeilen lassen diese durch unsere Schutzschilde dringen.«
Lissann lächelte, zumindest schien es so, soweit Tristan das an dem kleinen Ausschnitt ihres Gesichtes ablesen konnte. »Und was schließt Ihr daraus?«
»Das Ihr dieselben Pfeile benutzt wie die Nekromanten«, gab Tristan patzig zurück.
Lissanns Augen wurden schmal und sie stand ruckartig auf. »Umgekehrt, Paladin, umgekehrt«, zischte sie und stapfte davon, ihre Katze im Schlepptau.
Tristan sah ihr stirnrunzelnd nach. »Was soll das jetzt wieder heißen?«, brummelte er. »Ich meine, erst schießt sie mich über den Haufen, dann nimmt sie mir das Amulett ab und jetzt führt sie uns sonst wohin. Da wird man doch wohl ein bisschen misstrauisch werden dürfen.« Er sah zu Noldan hinüber, der immer noch neben Norwur kniete und Tristan den Rücken zuwandte. »Wohin bringt sie uns, wisst Ihr das, Noldan? So wie ich das sehe, sind wir ziemlich weit nach Süden gekommen. Und haben die Nurasi etwas mit dem Amulett zu tun?«
Der Vanamiri antwortete nicht.
»Noldan? Hört Ihr mir nicht zu?«
Noch immer keine Reaktion. Tristan richtete sich auf und belastete dabei versehentlich seine verletzte Schulter. Er stöhnte vor Schmerz und ging mit verzerrtem Gesicht die wenigen Schritte bis zu Noldan. Der Vanamir hatte die Augen geschlossen und saß nur regungslos da. Tristan kannte das, vermutlich sah er durch die Augen seines Del-Sari und war im wahrsten Sinne des Wortes geistesabwesend.
»Na klasse«, seufzte Tristan. Er wollte nicht länger auf Antworten warten und folgte Lissann, die mittlerweile unter den Bäumen verschwunden war.
Er musste nicht weit durch den Wald gehen, um sie zu finden, aber schon der kurze Weg führte ihm vor Augen, wie geschwächt er noch immer war. Mehrmals musste er innehalten und sich schwer atmend gegen einen Baum lehnen. Seine Schulter pochte schmerzhaft.
Nur ein paar Meter hinter der Lichtung lag ein Teich und Tristan sah Lissann darin schwimmen. Sie hatte die Maske abgelegt und ihr purpurnes Haar klebte ihr am Kopf. Ihre Frisur war recht eigentümlich: Die Seiten des Schädels waren von kurzen Haarstoppeln bedeckt, oben wuchsen aber lange Haare in zwei schmalen Streifen, die genau über den dunklen Strichen lagen, die sich vom Haaransatz parallel zur Nase bis hinunter zum Kinn zogen. Zwischen den Streifen mit langem Haar waren wieder Haarstoppeln zu sehen. Ihre Nase und ihr Mund waren ungewöhnlich schmal, die Lippen blassblau, so als sei ihr kalt.
Lissann entdeckte Tristan zwar am Ufer, reagierte aber nicht auf ihn, sondern drehte weiter ihre Runden. Der Teich lag weitgehend im Schatten der Bäume, nur das Tristan gegenüberliegende Ufer wurde von der Sonne beschienen und hier lag auch Parwali dösend auf einem schmalen Streifen Wiese.
Tristan lief um den Teich herum, hielt bei der Wiese angekommen aber respektvollen Abstand zu der Katze. Parwali nahm überhaupt keine Notiz von ihm, nur ein Ohr zuckte ab und zu einmal in seine Richtung. Tristan wartete, bis Lissann aus dem Wasser kam. Sie war völlig nackt und wirklich so durchtrainiert, wie es unter ihrem Anzug den Anschein gehabt hatte. Auch ihre Schamhaare waren purpurn und die Warzen ihrer kleinen Brüste ähnlich bläulich wie ihre Lippen. Tristan wurde bewusst, dass er sie anstarrte, und wandte sich hastig ab.
»Ihr habt mich gesucht, Paladin?«, fragte sie in gleichmütigem Tonfall.
»Ja, ich ... äh«, stotterte Tristan. Die Situation war ihm ziemlich unangenehm, auch wenn
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