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Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Titel: Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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anhand der sichtbaren Umrisse beurteilen konnte, stand eine menschliche Frau vor ihm. Sie hielt ihm eine behandschuhte Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Der Handschuh war aus demselben Stoff wie der Anzug, an den Enden der Finger waren nadelspitze Dornen aus Metall angebracht. In der anderen Hand trug sie einen Bogen und auf dem Rücken einen Köcher mit Pfeilen, an einem Gürtel hingen ein Schwert in einer Scheide und einige kleine Wurfmesser.
    Tristan ergriff ihre Hand vorsichtig und stand mit ihrer Hilfe auf. Dabei fiel sein Blick auf die Pfeile im Köcher und er wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Es waren Runenpfeile, jene, mit denen die Nekromanten geschossen hatten.
    Ihre Augen verengten sich wachsam. Sie waren mandelförmig und standen auffallend schräg von der schmalen Nase nach oben. Die Augenbrauen und die langen Wimpern waren von purpurner Farbe, besonders auffällig waren aber zwei dunkle, senkrechte Striche, die parallel zur Nase von der Stirn über die Wangen verliefen.
    Tristan mahnte sich zur Ruhe. Für einen Kampf war er zu schwach, und wenn die Frau ihm etwas hätte antun wollen, wäre das ja während seiner Bewusstlosigkeit ein Leichtes gewesen. »Wer bist du?«, fragte er.
    Sie entspannte sich wieder. »Lissann ist mein Name. Und wie heißt Ihr, Paladin?«
    »Ich bin Tristan, Sohn des Darius.« Eine Weile standen sie einander schweigend gegenüber, Tristan wusste nicht, was er sagen sollte. »Danke für den Verband«, murmelte er schließlich, um die unangenehme Stille zu durchbrechen.
    Lissanns Augen schienen wieder zu lächeln. »Es war meine Schuld, dass Ihr ihn brauchtet. Ich bedaure, auf Euch geschossen zu haben.«
    Also war sie es wirklich gewesen. »Auf wen wolltet Ihr denn schießen?«, fragte er vorsichtig.
    »Ich hielt Euch für den Nekromanten, den zu jagen ich ausgesandt wurde. Leider hat Euer Freund ihn getötet.«
    » Leider? «, wiederholte Tristan ungläubig.
    Sie senkte den Kopf. »Ich sollte ihn lebend zu meinem Runenmeister bringen, so lautete mein Auftrag.« Lissann kniete neben Norwur nieder und betastete vorsichtig seine Verbände. »Er hat viel Blut verloren, ich hoffe Euer anderer Freund findet die Heilkräuter, die er sucht. Meine Heilkünste versagen bei ihm und Eure Kräfte reichen für einen wirksamen Heilzauber noch nicht aus, nehme ich an.« So wie sie es sagte, klang es nicht wirklich besorgt.
    »Noldan lebt?«, rief Tristan überrascht aus.
    Lissann nickte. »Er hat Euren Sturm unverletzt überstanden, seiner Gewandtheit sei Dank.«
    »Und wie habt Ihr uns hergebracht?« Die Bahre war sehr breit, auch wenn die Frau kräftig aussah, konnte sie sie kaum den ganzen Weg gezogen haben, selbst mit Noldan zusammen.
    Lissann schnalzte nur mit der Zunge. Tristan wartete auf eine richtige Antwort, als unerwartet etwas gegen seinen Oberschenkel stieß. Er sah hinunter und stolperte mit einem Aufschrei zurück. Eine riesige, purpurne Katze, deren Schultern ihm bis zur Hüfte reichten, blickte ihn mit schief gelegtem Kopf an.
    »Das ist Parwali«, stellte Lissann vor und streckte die Hand aus. Das Tier glitt mit geschmeidigen Bewegungen zu ihr und ließ sich den Kopf streicheln. Die Katze trug einen ledernen Sattel, mit einem hohen Knauf vorn, an dem man sich festhalten konnte. »Sie hat Euch und den Vanamir mit der Bahre getragen.«
    Bei Tristan fiel der Groschen. »Ihr seid eine Nurasi«, stellte er fest. Als die anderen im Tal der Paladine wegen der Blasrohrpfeile über die Katzenfrauen gesprochen hatten, hatte er sie sich als Mischlingswesen wie die Wolfsmenschen vorgestellt.
    Lissann nickte und kraulte Parwali weiter, die zu ihren Füßen lag und schnurrte. Tristan sah sich genauer um. Der Iphigon lag ein gutes Stück entfernt und nach dem Sonnenstand zu urteilen – es schien früher Morgen zu sein – nordöstlich von ihnen. Während er bewusstlos gewesen war, mussten sie einige Meilen zurückgelegt haben. Aber auch wenn Osiris nun tot war, waren sie nicht in Sicherheit. Vielleicht war noch ein anderer Adept in der Nähe und wurde von dem Amulett hergelockt. Unwillkürlich griff Tristan an die Stelle, wo es die vergangenen Tage gehangen hatte. »Wo ist mein Amulett?«, fragte er. »Warum habt Ihr es mir abgenommen?«
    »Es ist zu Eurem Besten«, erwiderte Lissann gleichmütig. »Ich habe es in ein Runentuch gewickelt, damit man es nicht mehr so leicht aufspüren kann. Das Amulett gibt Euch auch so noch genug Kraft, damit Ihr trotz des Pfeilgiftes weiterlaufen könnt

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