Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
tiefes Wasser mochte.
Die Maga zog ihren Mantel enger um die Schultern. Sie machte sich Sorgen. Große Sorgen. Es war nicht gut, dass die rote Energie sich unmittelbar bis zu den Steinen ausgedehnt hatte doch sie war nicht imstande, etwas dagegen zu unternehmen. Kiras, mit einem Harnisch, Arm und Beinschienen über der dicken Kleidung gerüstet, stand neben ihr. Sie betrachtete die Barriere, welcher der Feind dieses Mal zum eigenen Schutz errichtet hatte, durch ihr Fernrohr. »Die Mauern haben keinen Schaden genommen. Ich sehe weder Risse noch Verwerfungen. Anscheinend tut ihnen dieses Leuchten nichts. Die Einschätzung der Krieger war falsch, dass Übeldamm dadurch gesprengt werden könnte.«
»Aber die Scheusale können bis an die Mauer herankommen. Das ist nicht gut. Ich muss mir etwas ausdenken, um die Ausbreitung der Sphäre rückgängig zu machen.« Goda steckte die Rechte in die Tasche mit den Diamantsplittern und spielte damit. Aber was?
    »Er hat sie umgebracht«, sagte sie mit fester Stimme zu der Maga.
Goda wusste, wovon die Untergründige unvermittelt sprach. »Ich weiß. Ingrimmsch hat die Wunden an den Ubariu auch bemerkt«, erwiderte sie nach einer Weile. Wenn beide Frauen nebeneinanderstanden, sah man die Unterschiede zwischen den verschiedenen Zwergenarten sehr deutlich. Kiras mit ihrer größeren, schmaleren Statur konnte man beinahe für einen zu klein geratenen Menschen halten; Goda dagegen war eine waschechte, gedrungene Zwergin des Geborgenen Landes. Noch dazu war ihr Gesicht rundlich und wies an den Wangen einen deutlich sichtbaren, dunklen Flaum auf, der Kiras gänzlich abging.
»Aber gesagt hat er nichts.« Kiras betrachtete die Scheusale, die sie unter der roten Decke aus Magie erkannte. Sie liefen über die Ebene rund um die Schwarze Schlucht und markierten Stellen am felsigen Boden mit Fähnchen.
»Nein. Das wird er auch niemals. Es sei denn, dieser Zwerg, der sich als Tungdil Goldhand ausgibt, bekennt sich aus freien Stücken zu seiner Hochstapelei.« Der Versuch, ihn zu zwingen, war gescheitert. Goda blickte nach rechts und links, die Wehrgänge entlang. Sie waren zu jeder Zeit besetzt, die Mannschaften der Katapulte stets an ihren Maschinen, um bei einem Angriff der Ungeheuer sofort handeln zu können.
»Das wird er niemals tun. Die Leichen in der Festung machen deutlich, dass er sein Vorhaben mit allen Mitteln verfolgt.« Sie setzte das Fernrohr ab, um Goda anzusehen. Ein gleißendes Funkeln traf ihre Augen, und als sie in dessen Richtung blickte, sah sie, dass es vom Wehrgang östlich von ihr stammte. Eine der Wachen hatte die Beschläge seines Schildes derart poliert, dass sie blendeten. Sie meinte gar, die Wärme des Sonnenlichts auf der Haut gespürt zu haben. »Stimmt es, dass sie ihn zum Großkönig gewählt haben?«
Die Maga nickte. »Und ich danke Vraccas, dass ich in Übeldamm sitze! So muss ich seinen Befehlen nicht gehorchen.«
Die Untergründige lehnte sich gegen die Zinne. »Ich frage mich, was dem wahren Tungdil zugestoßen ist: tot, gefangen oder gar noch schrecklicher als das, was zu uns gekommen ist und sich als der Held ausgibt?«
Goda seufzte. »Es gibt keine Antwort darauf.«
Kiras wirkte plötzlich munterer und blickte über die Mauer auf den Schirm. »Wenn wir eines der Scheusale entführen und befragen? Kannst du nicht ein Loch schaffen, das groß genug für mich und ein paar Ubariu ist?«
Goda fand den Vorschlag zuerst unsinnig, doch dann gar nicht einmal so verkehrt. »Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?«
»Weil du an zu viele Dinge denken musst. Als Kommandantinder Festung und Maga, die sich jederzeit bereithalten muss, einen weiteren magischen Angriff abzuwehren«, bot ihr Kiras lächelnd eine Ausrede und hielt ihr beide Hände hin, die Goda ergriff. »Ich sage es dir viel zu selten: Du bist wie eine Mutter zu mir. Ich kann dir niemals für alles danken, was du mir hast angedeihen lassen.« »Deswegen fällt es mir nicht leicht, dich durch den Schirm zu schicken. Nicht nur, dass es dort vor Scheusalen nur so wimmelt es springt ein Magus umher. Und wer weiß, ob ich die Lücke lange genug offen zu halten vermag?« Godas Bedenken mehrten sich. »Nein, wir lassen es lieber.«
Ein Fanfarenstoß erklang und lenkte die Aufmerksamkeit auf die Senke. Beide Frauen nahmen ihre Fernrohre zur Hand.
Ameisengleich rannten die unterschiedlichsten Kreaturen umher, schleppten Steine zu den Stellen, wo sich die Wimpel erhoben, und schufen Brocken für Brocken kleine

Weitere Kostenlose Bücher