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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hätte das falsche sein können.
    Das Geborgene Land, Protektorat Gauragar, 20 Meilen südlich des Eingangs zum GrauenGebirge, 6491./6492. Sonnenzyklus, Spätwinter.
    Ingrimmsch fühlte sich in seiner Haut nicht wohl. Sie hatten sein Kettenhemd und seine Kleidung, die mit der Brut in Berührung gekommen war, auf ein eilig erstandenes Pferd gebunden, um die verräterische Witterung auf zwei Richtungen zu verteilen und den Kordrion zu beschäftigen. Spätestens wenn er das Pferd gefunden und samt der Eisenringe, Hemd und Hose gefressen hatte, wusste die Bestie, dass er dem anderen Geruch folgen musste; im Austausch trug Ingrimmsch Flickstücke von den anderen Reisenden. »So muss sich ein Lumpensammler fühlen«, sagte er betrübt.
»Hast du was gegen meine Hose einzuwenden?«, fragte Slin grinsend. »Wenn du sie mit deinem dicken Hintern zum Platzen bringst, kaufst du mir eine neue.« »Muskeln, kein Fett. Ihr Vierten habt nicht so viele davon. Eure Hosen würden unseren Kindern passen.« Ingrimmsch sah Balyndar über die Schulter, der wieder den AlbaeDolch in den Händen hielt, den er sich von einem der getöteten Bogenschützen genommen hatte. Er drehte und wendete die Waffe zwischen seinen Fingern, fuhr prüfend darüber, bis er den Dolch in einem bestimmten Winkel gegen seine Unterarmschiene schlug.
Es war kein fester Hieb gewesen und doch brach die Klinge eine halbe Fingerlänge oberhalb des Hefts mit einem singenden Geräusch ab.
»Dachte ich es mir doch«, brummelte der Fünfte zufrieden und warf den nutzlosen Griff in den Schnee.
»Was denn?«, meinte Ingrimmsch, und Balyndar zuckte erschrocken zusammen. Er hatte nicht bemerkt, dass er beobachtet worden war. »Dass der Dolch fehlerhaft angefertigt ist?«
»Ja. Mir fiel es auf, ohne dass ich genau sagen konnte, was mich daran störte.« Er überlegte anscheinend, wie er es dem Zwerg erklären konnte. »Wir Abkömmlinge der Ersten haben ein gutes Auge für Schmiedekunst. Ich habe sofort gesehen, dass die Waffe von einem Zwerg geschmiedet wurde, aber mich störte auch etwas daran. Der Schmied hat eine feine Zwischenlage eingezogen, die aus wesentlich härterem, spröderem Metall besteht. Sie ist nicht richtig mit dem übrigen Stahl verbunden, und bei größerer Belastung wie in einem Gefecht musste die Schneide abbrechen.« Balyndar sah Ingrimmsch an. »Sie wurden absichtlich minderwertig hergestellt. Es war kein Versehen.«
»Dann begehen die Dritten genauso Verrat an den Albae wie die Zhadär«, befand Boindil zufrieden.
»Na, so weit würde ich nicht gehen. Es mag sein, dass es nur ein einzelner Zwerg ist, der seine Waffen für die Schwarzaugen fehlerhaft schmiedet«, bremste der Fünfte ihn in seiner Zuversicht. »Zudem müsste haufenweise Betrügerei selbst den Albae irgendwann auffallen, und das hätte für die Dritten weitreichende Folgen. Tödliche Folgen.« Er schaute zu Tungdil, der neben Barskalin an der Spitze ihrer Truppe die Anhöhe hinauflief. »Die Dritten mögen gute Krieger sein, besser als wir alle. Aber gegen die Schwarzaugen müssen sie unterliegen. Schon allein durch deren Überzahl.«
»Es wird wohl zu früh sein, wegen eines verpfuschten Dolches in ihnen Verbündete zu vermuten«, stimmte Ingrimmsch nach kurzem Überlegen zu. Er sah nach oben und wunderte sich über die Wolke, die sich ihnen näherte.
Slin folgte seinem Blick, riss den Arm in die Höhe und deutete in den Himmel. »Kordrion! Aus dem Norden!«
Ingrimmsch ärgerte sich über seine Begriffsstutzigkeit. »Ich glaube, ich werde alt.« Sie suchten Deckung zwischen den Felsen, während Ingrimmsch zu Tungdil rannte. »Was tun wir, Gelehrter?«
Der Einäugige stand aufrecht und unerschrocken, die rechte Hand schirmend über die Stirn gelegt und den Himmel betrachtend. »Er ist uns näher gekommen, als uns lieb sein kann. Unsere Ablenkung hat ihre Wirkung verloren.«
Boindil schmollte. »Da habe ich meine Rüstung und meine Kleider hergegeben für nichts?«
»Es hat uns bisher einen respektablen Vorsprung verschafft. Aber damit scheint jetzt Schluss zu sein.« Tungdil sah den Kordrion als kleinen Schemen zwischen den Wolken. »Er hält Ausschau. Lange wird er nicht mehr benötigen, bis er uns entdeckt hat.« »Das heißt: Wir schaffen es niemals bis zu LotIonan, Gelehrter?«
»Genau das heißt es.« Tungdil blickte über die Schulter. »Aber wir bringen unser Geschenk jemand anderem. Wir müssen die Gelegenheit nutzen, so viel Schaden wie möglich unter unseren Feinden

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