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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ich es richtig übersetze, so viel wie Götter von Dsön.«
»Das nenne ich doch mal einen Titel!« Er schabte sich über das Kinn und riss sich dabei eines der dünnen Härchen aus. »Mit Verlaub, aber welchen Grund hat das Abschlachten? Um den Geist der Rebellion ein für allemal auszulöschen? Oder steckt mehr dahinter?«
Mallenia schaute überrascht. »Was meint Ihr denn mit mehr?«
»Woher soll ich das wissen? Ihr seid aus Idoslän und kennt die alten Sagen und Mythen. Existiert vielleicht eine Prophezeiung, welche den Niedergang eines übermächtigen Feindes an die Nachfahren des legendären Prinz Mallen knüpft?« Mallenia wurde urplötzlich von innerer Unruhe heimgesucht. »Daran habe ich noch niemals gedacht«, gestand sie ihnen.
»Die Albae sind bekannt dafür, dass sie das Mystische lieben. Sagt man«, schränkte Rodario sogleich ein. »Es könnte doch gut zu ihnen passen, dass sie Euch und die anderen jagten, um das Eintreten einer Prophezeiung zu verhindern.« Er wirkte nicht weniger aufgeregt als sie. »Das klingt doch sehr nach einer Geschichte, die auf die Bühne müsste, findet Ihr nicht?«
»Eure Begeisterung in allen Ehren, doch auf welcher Bühne wollt Ihr es aufführen?«, warf Coira ein. Sie fürchtete, dass die Verwundete durch die Spekulationen des Mannes ihre wichtige Ruhe verlor, die sie zur Genesung benötigte. »In Weyurn fehlen Euch die Spectatores, und in Idoslän kämt Ihr über den dritten Satz des Stückes nicht hinaus, wenn die Albae in der Geschichte die Verlierer wären.«
Rodario rieb sich erneute den spärlichen Bart, als könnte er ihn zum Wachsen anregen. »Das ist wohl wahr«, meinte er nachdenklich. »Ich werde mich umhören.« Er sah zu Mallenia. »Wir finden heraus, ob es mehr als Blutrünstigkeit gibt, welche die Schwarzaugen antreibt.«
Sie wollte etwas erwidern, da klopfte es, und ein Bediensteter steckte den Kopf zur Tür herein. »Prinzessin, Eure Mutter verlangt nach Euch. Es ist ein Bote eingetroffen. Ein Lohasbrander.« Auf ihren Wink hin zog er sich zurück.
»Ruht Euch aus, Mallenia. Wir sehen bald wieder nach Euch«, verabschiedete Coira sich und gab Rodario ein Zeichen, sie zu begleiten. »Je mehr Ihr schlaft, desto rascher verheilen die Wunden.«
Die beiden verließen das Zimmer und schritten Seite an Seite durch den Palast, der sich auf der Spitze des einzigen Berges der Insel befand.
Rodario hielt es nicht länger aus. »Was denkt Ihr, was der Drache ausrichten lässt?« »Das überlege ich, seit ich von dem Boten gehört habe«, antwortete Coira und fühlte sich ausgesprochen unwohl. Sie machte sich Vorwürfe, derart unbesonnen in Mifurdania gehandelt und ihre Herkunft verraten zu haben. Damit hatte sie nicht nur sich, sondern auch die geliebte Mutter in Gefahr gebracht. Der Drache verzieh nichts. Schon gar nicht den Tod seiner Verbündeten oder die Unterstützung eines Verbrechers. »Ich könnte mich freiwillig stellen, wenn es Lohasbrand fordert«, setzte er an, doch sie winkte ab.
»Niemand stellt sich irgendwem freiwillig. Ich dachte, wir versuchen, die Aufmerksamkeit des Drachen auf die beiden Albae zu lenken, ohne preiszugeben was sie hier wollten. Der tote Nachtmahr wird uns als Beweis dienen. Danach ist unsere kleineEpisode in Mifurdania belanglos«, sagte sie fest, glaubte aber selbst nicht an ihre Worte. »Euch geht es gut? Eurem Gesicht auch?«
Rodario betastete die abgeschürfte Wange. »Nichts Schlimmes. Die Eisenwand hat mich geküsst.«
»Mir ist immer noch schleierhaft, wie Ihr es schaffen konntet, über die Brüstung zu stürzen. Und bis zum Ufer zu gelangen. Sagtet Ihr nicht, dass Ihr Nichtschwimmer seid?«
»Unvorsicht und eine schlüpfrige kleine Wasserlache. Mein Leben verdanke ich vermutlich Samusin«, log er. Er hatte sich entschieden, nichts von Loytans Anschlag zu berichten, sondern diese Sache mit dem Grafen unter vier Augen zu regeln. Allerdings war er von nun an vorsichtiger und würde ihm niemals mehr den Rücken zuwenden. »Es durchaus Sinn: Meine Tollpatschigkeit ließ mich ja zur rechten Zeit am Ufer erscheinen. Ihr allein gegen die Albae was wäre das geworden?«
Coira lachte, weil die Äußerung des Mimen absolut ernsthaft klang. Als glaube er tatsächlich, dass sie ohne ihn in Schwierigkeiten geraten wäre. »Ja, Ihr seid mein Retter, Rodario der Siebte«, sagte sie freundlich und fasste seine Hand. »Wer hätte dieses Kämpferherz in Euch vermutet? Verzeiht, wenn ich es frei heraus sage, doch ich sicherlich nicht. Nicht

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